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Beluga-Prozess Stolberg hat das letzte Wort

Nach mehr als zwei Jahren und 66 Verhandlungstagen geht der Beluga-Betrugsprozess zu Ende. Niels Stolberg will von seinem Recht Gebrauch machen, vor der Urteilsfindung noch einmal seine Sicht der Dinge darzulegen.
07.03.2018, 20:19 Uhr
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Stolberg hat das letzte Wort
Von Jürgen Hinrichs

Nach mehr als zwei Jahren und 66 Verhandlungstagen geht mit dem Beluga-Betrugsprozess ein Gerichtsverfahren zu Ende, das wegen seines großes Aufwands ohne Beispiel ist in der bremischen Justizgeschichte. An diesem Donnerstag hat der Hauptangeklagte vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer 2 des Bremer Landgerichts das letzte Wort. Die Verhandlung beginnt um 14 Uhr. Eine Woche später gibt es voraussichtlich das Urteil.

Niels Stolberg, Gründer der Reederei Beluga, die vor sechs Jahren in die Insolvenz gegangen ist, muss sich wegen Betrugs, Kreditbetrugs, Untreue und Bilanzfälschung verantworten. Der 57-Jährige will von seinem Recht Gebrauch machen, vor der Urteilsfindung noch einmal seine Sicht der Dinge darzulegen. "Das bin ich mir schuldig", sagte er dem WESER-KURIER.

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Der Prozess, in dem neben Stolberg drei weitere Führungskräfte der ehemaligen Reederei angeklagt sind, hat am 20. Januar 2016 begonnen. Vorangegangen waren jahrelange Ermittlungen, für die bei der Polizei eigens eine Ermittlungsgruppe geschaffen wurde, die in Spitzenzeiten bis zu 15 Beamte umfasste.

Zwei Staatsanwälte waren für die Aufgabe abgestellt, beim Landgericht hatten sich vor Beginn des Prozesses drei Richter anderthalb Jahre mit nichts anderem als dem Beluga-Verfahren beschäftigen können. Die Vorwürfe gegen Stolberg und die anderen Beschuldigten gründen sich auf Vorgänge aus den Jahren 2006 bis zum Ende der Reederei. Beluga soll bei der Finanzierung von 20 Schiffsneubauten Eigenkapital in einer Gesamthöhe von rund 93 Millionen Euro vorgetäuscht haben, um an Darlehen der Banken zu kommen.

Hausbank der Reederei war die damalige Bremer Landesbank, die wegen ihrer Schiffsfinanzierungen in Schieflage geraten war und heute zur Nord/LB gehört. Betrogen worden sein sollen auch ein Investor aus den USA, der sich bei Beluga mit einem dreistelligen Millionenbetrag engagiert hatte, sowie einige andere Anleger.

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Die Reederei hatte zuletzt 72 Schwergutfrachter bewirtschaftet, teilweise waren sie gechartert und gehörten Schiffsfonds. Nach den eigenen Angaben von damals war Beluga Weltmarktführer. Stolberg wurde im Laufe der 15 Jahre nach Gründung seines Unternehmens zu einem hoch angesehenen Geschäftsmann, der mit der Wahl zum Schaffer bei der Schaffermahlzeit im Jahr 2008 an die Spitze der Bremer Kaufmannschaft rückte. Er engagierte sich für soziale Projekte, baute auf Spiekeroog ein kleines Imperium von Ferienwohnungen auf und war Aufsichtsratsmitglied bei Werder Bremen.

Jäh dann der Fall ins Bodenlose. Am 1. März 2011 wurde Stolberg vom neuen Eigentümer der Reederei in der Firmenzentrale auf dem Bremer Teerhof des Hauses verwiesen. Einen Tag später folgte die Strafanzeige gegen ihn, von da an liefen die Ermittlungen, die Grundlage des Gerichtsverfahrens sind. Dem Ex-Reeder droht eine Gefängnisstrafe, die Staatsanwaltschaft hat viereinhalb Jahre Haft beantragt.

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