Auf den Hörfunkwellen von Radio Bremen ist es von Mittwochmorgen bis in den frühen Nachmittag hinein zu Beeinträchtigungen beim Programm gekommen. Grund dafür war der erneute Warnstreik von rund 100 Beschäftigten. Dadurch gab es auf den Hörfunkwellen des Senders zum Teil verkürzte Nachrichten, die Nachrichten von verschiedenen Wellen wurden zusammengelegt, und auch in den regulären Sendungen haben Moderatoren das Studio spontan verlassen. Dafür sprangen zum Teil dann freie Beschäftigte ein.
Beschäftigte fordern sechs Prozent mehr Gehalt
Grund für den Streik, zu dem die Gewerkschaften DJV, Verdi und VRFF aufgerufen haben, sind die Tarifverhandlungen zwischen dem Sender und den Beschäftigten. Die Gewerkschaften fordern für die Beschäftigten eine Anhebung der Gehälter und Honorare um sechs Prozent und mindestens 250 Euro. Für Azubis und Praktikanten fordern sie außerdem die Anhebung der Vergütung um 150 Euro – bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Bei der erneuten Tarifrunde am Dienstag konnten sich Sender und Gewerkschaften wieder nicht einigen.
Die Streikaktion an der Weser endete gegen 14 Uhr. Die nächste Verhandlungsrunde bei Radio Bremen ist laut VRFF auf den 28. November terminiert.
Mit ihrer Aktion folgten die Beschäftigten von Radio Bremen und Bremedia einem bundesweiten Streikaufruf bei allen ARD-Anstalten. Die Auswirkungen waren unterschiedlich: Im ARD-TV-Gemeinschaftsprogramm Das Erste sahen Zuschauer am Vormittag statt einer Live-Ausgabe der vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) produzierten Sendung „Live nach Neun“ eine Best-of-Folge. Im Fernsehprogramm des Norddeutschen Rundfunks (NDR) fällt am späten Abend die Satiresendung „Extra 3“ aus, wie es vom NDR hieß. Auch dort werde als Ersatz ein Best-of gezeigt.
Im größten ARD-Sender WDR gab es auch Änderungen bei den Hörfunknachrichten, wie der Sender mitteilte. WDR5 übernahm in der Nacht die Nachrichten von NDR Info des Norddeutschen Rundfunks (NDR), WDR2 und 1LIVE sendeten die SWR-Nachrichten aus der ARD Pop-Nacht.
In den Radioprogrammen von BR24 des Bayerischen Rundfunks (BR) und beim Deutschlandfunk des Deutschlandradios wurden die Warnstreiks in den eigenen Häusern thematisiert. Der BR ging von einzelnen Sendungsausfällen bei BR-Klassik und Bayern 2 und mit einem eingeschränkten Nachrichtenangebot bei BR24 Radio sowie Musikprogramm ohne Moderation bei BR Schlager aus. Zudem konnten im BR-Fernsehen mehrere Sendungen - mehrmals „BR24 in 100 Sekunden“ und „Wir in Bayern“ - nicht ausgestrahlt werden.
Der Saarländische Rundfunk (SR) teilte mit, dass an „einzelnen Stellen im Programm“ der Warnstreik spürbar gewesen sei. Um welche Inhalte es sich handelte, machte der Sender nicht bekannt.
Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi vom Mittwochmittag beteiligten sich deutschlandweit mehr als 2000 Beschäftigte an den Warnstreiks und Kundgebungen. Zum Beispiel versammelten sich beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) am Standort Hamburg-Lokstedt Mitarbeiter vor dem Haupteingang des Geländes. Auch der Deutsche Journalisten-Verband sprach von zahlreichen Journalistinnen und Journalisten, die sich an den Arbeitsniederlegungen beteiligt hätten.
Die Mehrheit der ARD-Häuser war von Warnstreiks betroffen, den Gewerkschaftern zufolge gab es nur beim Hessischen Rundfunk (HR), Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) keine Warnstreik-Aktionen.
Beim letzten Warnstreik bei Radio Bremen am 28. Oktober fiel das Bremer Regionalmagazin "Buten un Binnen" aus. Stattdessen sahen die Zuschauer "Hallo Niedersachsen" vom NDR aus Hannover. Außerdem musste die Aufzeichnung von "3 nach 9" nach hinten verschoben werden.