Bremen. Die ostwestfälische Stadt Bielefeld kauft ihr halbes Stadtwerk zurück: Sie erwirbt den 49,9-Prozent-Anteil des Bremer Versorgers SWB für rund 200 Millionen Euro. In Bielefeld wurde gestern der Vertrag über den Rückkauf der Bremer Anteile unterzeichnet.
Die SWB kündigte an, den Erlös für den Schuldenabbau zu verwenden. Ein Teil des Geldes solle zudem in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden.
Der für Erzeugung und Finanzen beim Bremer Versorger zuständige Vorstand Torsten Köhne erklärte: "Ich freue mich, dass die SWB AG mit der Veräußerung der Bielefeld-Anteile nun nicht mehr mittelbar an einem Kernkraftwerk beteiligt ist." Vor zwölf Jahren war der Bremer Energieversorger bei den Stadtwerken Bielefeld eingestiegen und war dadurch indirekt auch zum Atomstrom-Erzeuger geworden. Denn den Westfalen gehörte ein Sechstel des Eon-Atommeilers Grohnde.
Die Bremer hatten damals 335 Millionen Euro für die Bielefelder Anteile bezahlt, also deutlich mehr als jetzt in ihre Kasse zurückfließt. Allerdings sprudelten zuvor auch entsprechend Atomstrom-Gewinne in die Bremer Kassen. Nun muss die SWB auf Erlöse von zehn bis 15 Millionen Euro jährlich verzichten.
In der jüngsten Bilanz allerdings bescherte die Beteiligung an den Bielefelder Stadtwerken dem Bremer Unternehmen sogar ein Minus von mehr als 100 Millionen Euro. Grund dafür waren Abschreibungen. Der von der Regierung beschlossene Atomausstieg hatte den Wert der Bremer Beteiligung gedrückt. Denn das Kernkraftwerk Grohnde soll jetzt schon Ende 2021 stillgelegt werden. Zuvor war der Wert der Beteiligung mit einer elf Jahre längeren Laufzeit kalkuliert worden.
Schon im Sommer 2010 hatte der Bielefelder Stadtrat beschlossen, das Anteilspaket von den Bremern zurückzukaufen, um in Zukunft größeren Einfluss auf die Energiepolitik vor Ort nehmen zu können. Streitigkeiten um die Höhe des Kaufpreises verzögerten das Geschäft um zwei Jahre.