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Energieversorgung SWB-Kunden müssen ab Juli mehr fürs Gas zahlen

Die stark steigenden Großhandelspreise ließen es bereits befürchten: Auch für SWB-Kunden wird das Gas ab Juli teurer. Etwas besser sieht es beim Strom aus - zumindest vorläufig.
05.05.2022, 18:57 Uhr
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SWB-Kunden müssen ab Juli mehr fürs Gas zahlen
Von Christoph Barth

Wenn ein Unternehmen seine Jahresbilanz vorlegt, geht es normalerweise um Gewinne und Verluste, Umsätze und Dividenden. Die Zahlen jedoch waren zweitrangig, als die Vorstände des Energieversorgers SWB am Donnerstag vor die Presse traten. Stattdessen mussten Torsten Köhne und Olaf Hermes Fragen beantworten wie: Können wir im nächsten Winter noch heizen? Muss das Stahlwerk schließen, weil kein Gas mehr aus der Leitung kommt? Und wer kann sich die teure Energie noch leisten? "Das sind Fragen, die wir uns vor ein paar Wochen noch gar nicht vorstellen konnten", räumt SWB-Chef Köhne ein. Der Krieg in der Ukraine und das Chaos auf den Energiemärkten jedoch verändern auch für einen regionalen Energieversorger alles.

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Um mit den Preisen zu beginnen: Sie werden für die SWB-Kunden steigen, zumindest beim Gas, und zwar schon im Juli. Von wahren "Eruptionen" an den Märkten spricht SWB-Vorstand Hermes. Das begann schon vor dem russischen Überfall auf die Ukraine: Weil die Weltwirtschaft nachholen wollte, was im Corona-Lockdown verpasst worden war, stieg die Nachfrage nach Energie viel schneller als das Angebot. Das Ergebnis: Preissprünge an den Energiebörsen, die dazu führten, dass Gas und Strom zeitweise zehnmal so teuer waren wie vor der Krise. Und das drückt jetzt auf die Endverbraucherpreise durch.

Beim Strom verzichtet die Bundesregierung künftig auf die EEG-Umlage, aus der die erneuerbaren Energien gefördert wurden. Die Strompreise werden im Juli also für die SWB-Kunden zunächst sinken, kündigt Hermes an. Zum Jahresende jedoch steht die nächste Überprüfung an: "Die Tendenz ist: Es wird auch beim Strom eine Preiserhöhung geben müssen", so Hermes.

In Zeiten wie diesen ist jedoch nicht einmal sicher, ob SWB im Winter überhaupt noch genug Energie liefern kann. Im Moment sei die Gasversorgung gewährleistet, versichert SWB-Chef Köhne. Die Speicher seien zu 34 Prozent gefüllt, was für die Jahreszeit normal sei. "Aber wenn es zu einem Erdgasboykott kommt, ist die Versorgungssicherheit im nächsten Winter nicht mehr vollständig zu gewährleisten", stellt Köhne unumwunden fest. Deshalb bereitet sich auch SWB seit Wochen auf den schlimmsten Fall vor: Mit den 25 größten Gasverbrauchern wurde geklärt, ob und wie sich deren Anlagen gefahrlos abschalten lassen, wenn kein Gas mehr aus der Leitung strömt. Die halbwegs beruhigende Antwort: Es geht, zumindest technisch. Während die Stahlwerke als größter Gasverbraucher direkt an der Ferngasleitung hängen, wären von der teilweisen Abschaltung des SWB-Netzes zum Beispiel die Kaffeeröstereien und Brauereien der Stadt betroffen.

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Hinter den Kulissen tobt bereits der Kampf der Lobbyisten, wer im Falle eines Gasboykotts weiter zu beliefern ist. In Bayern etwa gilt Bier als Lebensmittel – die Brauereien halten sich dort also für unverzichtbar. Entschieden wird das jedoch weder in Bayern noch in Bremen: "Das ist eine nationale Frage", betont Köhne. "Die Bundesnetzagentur teilt das Gas dann zu." Und setzt auch den Preis dafür fest, denn der Markt geriete bei einem Stopp der russischen Gaslieferungen aus den Fugen.

Die gefährdete Gasversorgung stellt auch den Kohleausstieg bei SWB infrage: Eigentlich sollte das letzte Kohlekraftwerk in Hastedt spätestens im März nächsten Jahres vom Netz gehen."Wie bei jedem Kohleblock im Lande diskutieren wir das aber im Moment", sagt Köhne. "In Zeiten einer schwierigen Versorgungslage ist es unter Umständen schlicht falsch, bestehende Anlagen außer Betrieb zu nehmen." Man gehe also davon aus, dass der Gesetzgeber die Stilllegung hinausschieben werde. Die Kohle für Hastedt kommt schon jetzt im Übrigen nicht mehr aus Russland, versichert Köhne, sondern aus Ländern wie den USA und Südafrika – zu sehr hohen Preisen.

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