Die Strom- und Wasserleitungen in Bremen sind in die Jahre gekommen. Bremens Energieversorger will daher mehr als 400 Millionen Euro investieren. Doch dabei will die SWB noch andere Dinge verbuddeln.
Die Stromkabel und Wasserleitungen in Bremen sind in die Jahre gekommen. Deshalb plant Bremens Energieversorger SWB, bis 2022 jährlich 84 Millionen Euro in neue Leitungen zu investieren. Das hat das Unternehmen am Dienstag auf seiner Bilanzpressekonferenz bekanntgegeben. Der SWB-Vorstandsvorsitzende Torsten Köhne sagte: „Viele Leitungen stammen aus der Zeit zwischen 1950 und 1970. Die müssen alle so langsam erneuert werden.“
Als konkretes Beispiel nannte er das Fernwärmenetz in der Neuen Vahr. „Da haben wir eine Zeit lang den Gedanken durchgespielt, ob denn Heizen mit Strom nicht eine Alternative sein könnte. Aber beim Durchrechnen haben wir festgestellt, dass Kosten entstehen, die weder wir noch unsere Kunden tragen möchten.“
Bremens Breitbandinfrastruktur
Das wird für Bremen in den kommenden Jahren eine Reihe zusätzlicher Baustellen bedeuten. Doch wenn irgendwo die Straße aufgerissen werden muss, versucht der Energieversorger, einen Mehrwert zu schaffen: Die SWB-Tochter Wesernetz prüft, wo gleichzeitig Glasfaserkabel im Boden verlegt werden können. Damit würde die SWB in den Ausbau von Bremens Breitbandinfrastruktur einsteigen.
Eine weitere Baustelle – allerdings nur im übertragenen Sinne – ist die Umstellung von L-Gas auf H-Gas. L steht für „low“, H steht für „high“ und bezeichnet den Energiegehalt des Gases, der bei H-Gas höher ist. Entsprechend müssen die SBW-Monteure in den Haushalten prüfen, ob die Gasthermen mit dem H-Gas zurechtkommen. Bisher gab es 28.000 Hausbesuche, 400.000 werden es insgesamt sein.
Im Stadtteil Mahndorf ist die Erfassung bereits abgeschlossen. Lediglich bei 55 von 4500 Geräten war die Technik so veraltet, dass sie nicht umgestellt werden konnte. Für den 20. Juni ist in Mahndorf die erste Einleitung des H-Gases geplant. Aktuell erfasst die SWB mit insgesamt 60 Monteuren die Haushalte in Schwachhausen, Obervieland und Kattenturm.
Der Strom selbst wird immer günstiger
Was die Kosten für Gas allgemein angeht, hat die SWB 2016 die Preise Anfang Februar und Anfang November für Tarif- und Sondervertragskunden zwei Mal gesenkt. Das bedeutete für die Bremer zum Start in den Winter 0,6 Cent pro Kilowattstunde weniger verglichen mit dem Vorjahr sowie 0,8 Cent weniger für die Bremerhavener. Bei den Strompreisen lautet die kurze Formel: Der Strom selbst wird immer günstiger, die Kosten drumherum werden immer höher, was nach SWB-Angaben der Umlage für erneuerbare Energien geschuldet ist.
Auch hier geht der Ausbau für die SWB weiter. So ist für Ende September die Inbetriebnahme von zwei Windparks mit einer Gesamtleistung von 15,5 Megawatt geplant. Beide stehen im Landkreis Stade. SWB-Vorstandsvorsitzender Köhne sagte dazu: „Natürlich ist es mehr sexy, Windmühlen zu eröffnen als über Hausdämmung zu reden.“ Schließlich sei mit einer zeitgemäßen Isolierung in Gebäuden noch großes Energiesparpotenzial vorhanden. Und Energie, die eingespart wird, muss die SWB erst gar nicht produzieren.
Außerdem will die SWB im September am Standort Hastedt einen Wärmespeicher in Betrieb nehmen. Dieser ermöglicht eine gleichmäßige Fahrweise des Heizkraftwerks. Dort soll auch noch in diesem Jahr der Bau eines neuartigen Hybridregelkraftwerks beginnen. Es kombiniert einen Batteriespeicher mit einem Wärmespeicher und soll im Bremer Osten die Versorgung mit Fernwärme verbessern. „Dafür gibt es vom Bund auch Fördermittel“, sagte Vertriebsvorstand Frank Priewe. Start für das Hybridwerk soll im kommenden Jahr sein. Die Gesamtkosten für die Projekte belaufen sich auf knapp 14 Millionen Euro.
Ausbau des Ladesäulennetzes für E-Autos
Zudem will die SWB bis Jahresende das Ladesäulennetz für E-Autos im Land Bremen auf 40 Stück ausbauen. SWB-Vorstand Köhne, der selbst seit fünf Jahren ein E-Auto fährt, ergänzte: „Darunter sind 15 Ladesäulen, die erneuert werden müssen, weil sie in die Jahre gekommen sind.“ Per SWB-Tankkarte werde es möglich sein, auch außerhalb Bremens über eine Art Roaming sein Auto laden zu können.
Zu den Ermittlungen des Bundeskartellamts wegen der gestiegenen SWB-Trinkwasserpreise, sagte Vertriebsvorstand Priewe: „Dieses Verfahren haben wir 2014 selbst mit angeschoben, als die Preise angestiegen sind.“ Torsten Köhne ergänzte: „Wir rechnen frühestens in drei bis vier Jahren mit einer Entscheidung.“ Was die Ermittlungen im SWB-Mutterkonzern EWE angeht, sagte Köhne dem WESER-KURIER: „Ich hoffe, dass das dort schon bald wieder in ruhigere Fahrwasser kommt.“ Ob ein Vorstandsposten bei der EWE eine Option für ihn wäre, dazu wollte er sich nicht äußern.