Die „Astarte“ benötigt einen neuen Groß- und einen Besanmast. Kosten: 60.000 Euro. Beim „Schulschiff Deutschland“ fallen Renovierungsarbeiten an von einer neuen Persenning fürs Achterdeck über einen Ersatz der Sonnensegel auf dem Hauptdeck bis hin zu einer Notbeleuchtung, magnetische Türschließer und eine Rauchschutztür in der Messe. Kosten: 63.500 Euro. Betrieben werden die beiden Traditionsschiffe von privaten Vereinen. Deren Mitglieder übernehmen auch die Wartung und erledigen kleinere Reparaturen. Doch diese Kosten übersteigen bei weiten das Budget. Trotzdem können die Vereine mit der Arbeit beginnen. Das Geld kommt von der neuen Stiftung „Maritimes Erbe im Lande Bremen“.
Ziel der gemeinnützigen Stiftung: Maritime Objekte, die die Geschichte der Seestadt Bremerhaven und der Stadt Bremen sowie die Bedeutung ihrer Häfen und der Schifffahrt repräsentieren, sollen erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Außerdem wollen wir Kooperationen zwischen anderen Einrichtungen, übergeordneten Stiftungen und den Vereinen, die in der Regel hinter den maritimen Objekten stehen, fördern, um dadurch auch ein größeres Spenden-Netzwerk aufbauen zu können“, sagt Peter Klett, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung „Maritimes Erbe im Lande Bremen“. Es gebe nicht nur hier im Norden Menschen, die sich für solche maritimen Objekte begeistern. „Die findet man in ganz Deutschland.“ Es gehe letztlich auch um das Einwerben von Drittmitteln und Zustiftungen.
Wer steht hinter den Traditionsschiffen?
„Wir sehen uns als Ergänzung zu den super engagierten Vereinen“, so Klett. „Die machen eine tolle Arbeit.“ Die Idee zu dieser Stiftung sei auch aus dem Kreis der Vereine gekommen. „Wir sehen uns als reine Förderstiftung.“ Etwas über 1000 Ehrenamtliche in 15 Vereinen und Organisationen kümmern sich um den Erhalt von rund 20 Traditionsschiffen. Zwar gebe es auch öffentliche Gelder für den Unterhalt und kleinere Reparaturen, und die Vereinsmitglieder beteiligen sich auch finanziell, sagt Klett. Aber das reiche nicht aus, um größere Schäden zu beheben und umfangreiche Sanierungen vorzunehmen. „Genau aus diesem Grund wurde die Stiftung gegründet, die sich nun im Bundesland Bremen konstituiert hat.“
Die Stiftung hat ein Startkapital von 450.000 Euro. Dieses Geld kommt von der Weser-Elbe Sparkasse. Warum sich das Kreditinstitut so engagiert, weiß Klett aus erster Hand – immerhin ist er Vorstandsvorsitzender der Weser-Elbe Sparkasse. „Wir als Sparkassen haben einen öffentlichen Auftrag. Und wenn es uns wirtschaftlich gut geht, dann können wir Projekte öffentlichen Interesses unterstützten. Das machen wir nun.“ Diese Stiftung beziehe sich aber nur auf privat betriebene Schiffe. „Wir wollen und können nicht die öffentliche Hand aus der Verantwortung für Museumsschiffe entlassen.“
Die Traditionsschiffe seien auch ein Tourismusmagnet. „Es ist immer wieder schön, festzustellen, wie viele Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet nach Bremerhaven und Bremen kommen, um zu sehen, wie früher Schiffe betrieben wurden, wie mit ihnen gesegelt und gearbeitet wurde“, betont Klett. „So ist beispielsweise kaum bekannt, dass das U-Boot ,Wilhelm Bauer‘ im Museumshafen Bremerhaven jährlich über 100.000 Besucher anzieht, die einfach technikbegeistert sind. Und diese Besucher kommen von überall her.“ Der private Trägerverein sorge auch eindrucksvoll dafür, dass das U-Boot durch regelmäßige Werftaufenthalte in einem sehr guten Zustand bleibe.
Was bedeutet die Traditionsschifffahrt für Bremen?
Traditionsschifffahrt sei auch ein Stück Identität der Region, ergänzte Matthias Fonger, Mitglied im Kuratorium der Stiftung und Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven. „Und diese Identität und Geschichte wollen wir fördern beziehungsweise unseren Beitrag zum Erhalt der Schiffe leisten, weil Bremerhaven und Bremen nach wie vor zwei Hafenstädte sind, die enorm von den Wertschöpfungsketten der Hafenwirtschaft profitieren.“ Geschichte sei auch immer ein Stück Gegenwart. „Allein unsere Reedereien in Bremen und Bremerhaven unterhalten über 250 Handelsschiffe.“
Wo die Förderdringlichkeit der Traditionsschiffe am größten sei, das werde immer in einem internen Prozess intensiv diskutiert – und daran seien auch die Vereine beteiligt, unterstreicht Fonger. „Die sind nämlich über den Beirat mit in der Stiftung vertreten.“ Auf Mitgliedersuche sei die Stiftung nicht, aber wer sich finanziell engagieren möchte, sei natürlich immer willkommen.