Frikadellen, Schnitzel, Fischstäbchen – im Supermarkt findet sich längst ein üppiges Angebot an Alternativen zu Fleisch und Fisch. Viele Menschen wollen sich fleischärmer ernähren, vegetarisch oder vegan leben. Der Markt hat darauf reagiert. Wie gesund sind die Produkte aber, die den Verbrauchern angeboten werden?
Sonja Pannenbecker ist Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Bremer Verbraucherzentrale. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit dem, was bei den Menschen auf den Teller kommt. "Gesund ist ein ganz schwieriges Wort", sagt Pannenbecker grundsätzlich. Ein einzelnes Lebensmittel auf dem europäischen Markt dürfe gar nicht gesundheitsschädlich sein. "Es ist ja immer die Menge und der Lebensstil, die eine gesunde Ernährungsweise ausmachen."
Anfangs hätten die Fleischersatzprodukte sehr hohe Mengen Salz und viele gesättigte Fettsäuren enthalten. "Das hat sich aus unserer Sicht schon verbessert", sagt Pannenbecker. Die Hersteller arbeiteten an ihren Produkten, diese stünden bei den nährwertbezogenen Angaben heute besser da. Generell gebe es allerdings ein relativ breites Angebot an Ersatzprodukten in unterschiedlicher Qualität. "Man kann nicht sagen, die sind alle toll oder die sind alle schlecht", sagt die Expertin. Es lohne sich der Blick auf die Zutatenliste.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat im vergangenen Jahr mehrere Fischalternativen unter die Lupe genommen. Frosta verwendet für seinen Gemüsefisch unter anderem Schwarzwurzel. "Das ist erst mal sehr nah an einem vernünftigen Lebensmittel", sagt Pannenbecker. Dagegen enthielten andere Produkte überwiegend Stärke: eine Mischung aus Kohlenhydratquellen mit Gewürzen und Aromen für den Geschmack und die Panade. Das sieht die Expertin kritisch.
Und wann sollten die Alarmglocken schrillen, wenn man auf die Inhaltsstoffe schaut? Genau hinsehen sollte man etwa beim Salzgehalt. Der sei bei den Alternativen teils höher ausgefallen als bei klassischen Fischstäbchen, sagt Pannenbecker. Wer viele Fertigprodukte oder vorverarbeitete Lebensmittel esse, nehme schnell zu viel Salz zu sich. Der empfohlene Orientierungswert liege bei sechs Gramm Speisesalz pro Tag. "Das ist etwa ein Teelöffel." Wünschenswert sei zudem, wenn in Produkten Jodsalz verwendet werde.
Positiv findet Pannenbecker an den Alternativen, dass sie es für einige Menschen leichter machten, auf Fleisch und Fisch zu verzichten: "Manche Menschen brauchen Fleischersatzprodukte, weil sie vielleicht die Dreiteilung auf dem Teller möchten: Kartoffel, Gemüse, Fleisch." Für die Ernährung seien Alternativen aber nicht unbedingt notwendig.
Fleisch und Fisch seien zwar durchaus wertvolle Lebensmittel, aber die Menge mache es. "Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal 300 Gramm Fleisch pro Woche. Der normale Verzehr liegt ungefähr doppelt so hoch", sagt Pannenbecker. Zugleich seien einige Fischarten überfischt. Aquakulturen seien teils nicht gut für die Umwelt. Darum sei es gut, über den Verzicht zu reden.
Die Bremer Verbraucherschützerin setzt auf eine Vollwerternährung. "Da lernt man sehr gut, mit Obst, Gemüse oder auch Hülsenfrüchten Gerichte sehr lecker und vielfältig zusammenzustellen, und man muss weniger auf Fertigprodukte zurückgreifen."