Im Tarifstreit bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi zu bundesweiten Streiks aufgerufen. Die Beschäftigten in den Brief- und Paketzentren seien ab Donnerstag um 17 Uhr sowie am Freitag ganztägig zum Streik aufgerufen, teilte Verdi mit. "In den folgenden Tagen werden weitere Streiks folgen." Bereits am Freitagmorgen weitete Verdi den Streikaufruf auch auf die Zusteller aus.
Vom Streik betroffen sind auch die Standorte in Bremen und Niedersachsen. Der Gewerkschaft kündigte an, dass ab 21 Uhr am Donnerstagabend die Arbeit in den Briefzentren in Bremen, Hannover, Celle, Braunschweig, Göttingen, Oldenburg und Osnabrück niedergelegt werden soll. Gleiches gilt für die Paketzentren in Bremen und Hannover. Verdi rechnet damit, dass es am Freitag zu erheblichen Behinderungen in der Brief- und Paketzustellung in der Region kommen wird.
Deutsche Post: Verdi verlangt 15 Prozent mehr Geld
In der zweiten Verhandlungsrunde für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten hatte es in Köln keine Fortschritte gegeben. "Die Arbeitgeber haben sich sehr deutlich geäußert, dass sie nicht bereit sind, den Reallohnverlust und die Inflation auszugleichen", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.
Die Gewerkschaft verlangt 15 Prozent mehr Geld und eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 200 Euro bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Der überwiegende Teil der Verdi-Mitglieder bei der Post habe ein niedriges Einkommen und könne Reallohnverluste nicht verkraften, betonte Kocsis. "Dass die Arbeitgeber den Ausgleich von Reallohnverlusten verweigern, ist angesichts der Milliardengewinne des Konzerns eine Provokation. Darauf werden die Beschäftigten in den Betrieben nun eine klare Antwort geben und ihren Forderungen mit Streiks Nachdruck verleihen."
Auch der Verdi-Landesfachbereichsleiter Postdienste in Niedersachsen und Bremen, Thomas Warner, betonte: „Diese Erhöhung ist unbedingt notwendig, um die inflationsbedingten Mehrkosten der Beschäftigten auszugleichen.“
Post-Vorstand lehnt Verdi-Forderungen als unrealistisch ab
Der Post-Vorstand hatte die Forderung bereits vor der jüngsten Verhandlungsrunde als unrealistisch abgelehnt. Ein Sprecher betonte, das Unternehmen habe Verdi in den Tarifgesprächen konkrete Vorschläge gemacht, in denen es vor allem um die Bausteine und Struktur der Lohnerhöhungen gegangen sei. Man habe aber auch deutlichgemacht, "dass die gewerkschaftliche Annahme, dass Lohnsteigerungen durch Preiserhöhungen weitergegeben werden können, aufgrund der umfassenden Preisregulierung für das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland in den kommenden Jahren nicht zutrifft".
Die dritte Verhandlungsrunde findet am 8. und 9. Februar in Düsseldorf statt.