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Konjunktur im Nordwesten Viel Arbeit, zu wenig Mitarbeiter

Den Unternehmen in Bremen und Niedersachsen geht es gut, wie Umfragen der Handelskammern zeigen. Das größte Problem der Wirtschaft momentan: Sorgen wegen fehlender Fachkräfte.
02.02.2018, 17:27 Uhr
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Viel Arbeit, zu wenig Mitarbeiter
Von Stefan Lakeband

Den Unternehmen im Nordwesten geht es derzeit gut. Und auch der Blick in die Zukunft fällt meist positiv aus. Er wird allerdings durch ein Problem getrübt. Das sind die Ergebnisse des Konjunkturreports, den die Handelskammer Bremen an diesem Freitag vorgestellt hat und für den 344 Firmen aus Industrie, Handel und der Dienstleistungsbranche befragt wurden.

So ist die größte Sorge der bremischen Unternehmen eine, die schon in den vergangenen Wochen für viele Diskussionen in der Hansestadt gesorgt hat: die Personalfrage. „Viele Betriebe beklagen, dass sie immer mehr Schwierigkeiten haben, geeignete Fachkräfte zu finden“, sagt Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer.

Das werde zunehmend als Wachstumsrisiko gesehen. Laut Report besteht diese Sorge bei 58 Prozent der Bremer Unternehmen, in Bremerhaven sind es 45 Prozent. In Niedersachsen zeigt sich ein ähnliches Bild. So betrachten nach der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Oldenburg 60 Prozent der Firmen den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko – laut Industrie- und Handelskammer ein Höchststand.

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"Der Wirtschaft geht es gut, dementsprechend werden Mitarbeiter gesucht“, sagt Fonger. Dieser Trend habe sich in den vergangenen Monaten noch weiter verstärkt. Während früher vor allem in der Pflege, im Handwerk und in der IT-Branche Fachkräfte gesucht worden seien, gebe es dieses Problem nun in den meisten Branchen. Das liege am schlechten Image der Berufe, aber auch am Ruf des Standorts Bremen.

Mehrere regionale Firmen hatten zuletzt auf Probleme bei der Mitarbeitersuche hinwiesen, darunter das Raumfahrtunternehmen OHB und der Brauereikonzern AB Inbev. Ihre Diagnose: National und international gesuchte Fachkräfte hätten oft ein schlechtes Bild von Bremen. Fonger: „Wir müssen attraktiv für Fachkräfte aus dem Rest Deutschlands und der Welt werden.“

Problem in der Bauwirtschaft

Bei einer Arbeitslosenquote von 10,3 Prozent im Land Bremen müsse man auch unbedingt daran arbeiten, Menschen ohne Arbeit wieder fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Der Hauptgeschäftsführer sieht bereits einige gute Programme im Land Bremen, die speziell für Langzeitarbeitslose gemacht sind. Die Bemühungen reichten aber noch nicht aus.

„In den vergangenen Jahren sind Tausende neue Arbeitsplätze in Bremen entstanden. Das zeigt sich in diesem Maße aber nicht in der der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen“, sagt Fonger. Vielmehr seien freie Stellen mit Kräften aus dem Umland besetzt worden. Mit Arbeitslosenquoten von um die 3,5 bis vier Prozent herrsche dort nahezu Vollbeschäftigung.

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Zum Problem könnte das unter anderem in der Bauwirtschaft werden. Laut Konjunkturreport sind die Auftragsbücher in diesem Gewerbe gut gefüllt. Viele Unternehmen planten daher, neue Mitarbeiter einzustellen. So teilte die Industriegewerkschaft IG erst kürzlich mit, dass im Jahresmittel 235 offene Bauarbeiterjobs in Bremen gemeldet waren. Demnach waren auch 155 Stellen in der Branche durchschnittlich länger als drei Monate unbesetzt. Vom Zimmerer bis zum Estrichleger fehlten in der Region Spezialisten in nahezu allen Bausparten.

Insgesamt sind die Unternehmen im Land Bremen zufrieden. 37 Prozent der befragten Firmen schätzen die ihre gegenwärtige Situation sogar als „gut“ ein. Der Konjunkturindikator der Kammer stieg um elf auf 124 Punkte und überschritt damit zum ersten Mal seit drei Jahren die 120-Punkte-Marke. Auffällig ist, dass die Unsicherheiten in der politischen Weltlage offenbar keine so große Rolle mehr spielen.

Geschäftsausblick ist unverändert positiv

Wurden zuletzt Brexit, Türkei-Krise, US-Präsident Donald Trump und die Sanktionen gegen Russland als möglicher Grund für eine Verschlechterung der Wirtschaftslage gesehen, spielen diese Faktoren nun kaum noch eine Rolle. „Der von Trump angekündigte Protektionismus hat sich nicht in diesem Maße gezeigt, wie er befürchtet wurde“, sagt Fonger. „Insgesamt wächst die Weltwirtschaft. Davon profitieren auch Bremer Unternehmen.

Auch im Einzelhandel wurde der zuletzt beobachtete Abwärtstrend gestoppt. Für die Zukunft erwarten die Unternehmen eine gleichbleibend moderate Geschäftsentwicklung. „Das Konsumklima ist gut – auch in Bremen“, sagt Fonger. Für etliche Händler gebe es aber ein strukturelles Problem: Die Konkurrenz durch den Online-Handel.

Deshalb sei es etwa wichtig, dass die Bremer Innenstadt attraktiver werde. Sehr gut läuft es in der Logistik. Der Geschäftsausblick ist unverändert positiv. Da die Kapazitäten der Firmen knapp sind, konnten sie sogar höhere Preise erzielen. Für 2018 planen sie Einstellungen und Investitionen.

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