Über 20 Jahre ist es her, dass die Hafenbecken mit Sand verfüllt worden sind – aus dem Überseehafen wurde die Überseestadt. Und trotzdem kann man dort Schiffe gucken; und zwar die von damals, als der Überseehafen noch Drehscheibe für internationale Handelsverkehre war. An diesem Donnerstag wird die Datenbank „Bremer Schiffsmeldungen“ im Hafenmuseum im Speicher XI eröffnet – parallel zur „Maritimen Woche an der Weser“, die noch bis Sonntag geht.
Wann lief welches Schiff mit welcher Ladung den Überseehafen an? An welchem Liegeplatz lag das Schiff? Welche Informationen gibt es über die Reederei? Was ist aus dem Schiff geworden? Wer Antworten auf solche oder ähnliche Fragen haben möchte und außerdem Fotos der einzelnen Schiffen anschauen will, kann bei den „Bremer Schiffsmeldungen“ fündig werden.
Schiffsankünfte von 1950 bis 1990
Auf der Startseite gibt es zunächst ein paar Übersichtsgraphiken. So ist unter anderem zu sehen, wie viele Schiffsankünfte es pro Jahr im Zeitraum von 1950 bis 1990 gab. Oder ein Klick auf den Button „Bremer Linien“ zeigt auf einer Weltkarte die Fahrtgebiete von und nach Bremen.
„Wir haben über 3000 Schiffe erfasst, davon 1000 unter deutscher Flagge“, sagt Mitinitiator Wilfried Brandes-Ebert, der zusammen mit sieben weiteren Mitstreitern zahlreiche Archive durchforstet hat. Alle Ehrenamtlichen gehören zum Kulturhaus Walle. Kooperationspartner des Projekts ist der Bremer Schiffsmeldedienst. „Wir haben noch nicht zu jedem Schiff das komplette Informationspaket geschnürt und in die Datenbank eingepflegt.“ Zum Start gibt es das zunächst für 68 Schiffe, alle von den ehemals großen Bremer Reedereien wie Norddeutscher Lloyd, Hansa, Neptun, Argo und Bischoff. „An der Vollständigkeit der Datenbank wird kontinuierlich weiter gearbeitet, aber wir sind überzeugt davon, dass man mit diesem Angebot schon sehr gut an den Start gehen kann.“
Die Idee für die Schiffsdatenbank hatten die ehrenamtlichen „Schiffssammler“ vor zehn Jahren. Dass so eine Idee überhaupt geboren wurde, habe damit zu tun, dass „wir entweder berufliche Verbindungen zur Schifffahrt hatten oder die Häfen von einst uns einfach in den Bann gezogen haben“, so Brandes-Ebert. „Vor vier Jahren haben wir aber dann erst so richtig angefangen und Informationen zusammengetragen.“ Die Recherche und Sichtung von Texten und Fotos, das Zusammenstellen der Informationen habe doch viel Zeit in Anspruch genommen. „Wir haben aber irgendwann aufgehört, die Stunden zu zählen.“
Neben dem Bremer Schiffsmeldedienst habe man vor allem auf das Archiv der Monatszeitschrift „Weserlotse“ und des WESER-KURIER zurückgegriffen. „Das waren und sind wahre Fundgruben für unsere maritime Datenbank“, so Brandes-Ebert. Geöffnet ist die Datenbank „Bremer Schiffsmeldungen“ immer dienstags, donnerstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie zusätzlich an diesem Wochenende am Sonnabend ebenfalls zur gleichen Zeit.
Lampionfahrt entlang der Schlachte
Wer Schiffe real sehen möchte – allerdings ein paar Nummern kleiner als es die Handelsschiffe aus der Datenbank im Original waren – der hat dazu im Rahmen der „Maritimen Woche“ Gelegenheit: Auf der Weser findet am Freitag, 20. September, entlang der Schlachte ab 19.30 Uhr die Lampionfahrt der Sportboote mit abschließendem Höhenfeuerwerk um 21.15 Uhr statt.
Das Programm des Festwochenendes der „Maritimen Woche“ startet bereits um 15 Uhr. Bis Sonntag gibt es entlang der Schlachte unter anderem einen maritimen Markt, der seinen Besuchern Informationen und Unterhaltung, Aktionen und Attraktionen oder einfach die Gelegenheit bietet, in maritimer Umgebung zu bummeln und zu schauen. Auf der Bühne am Martinianleger unterhalten beispielsweise verschiedene Shantychöre und Newcomer-Bands.
Und wem die Lampionfahrt nicht ausreicht, weil er Handelsschiffe im Original sehen möchte, der muss gar nicht bis nach Bremerhaven fahren. Der Überseehafen ist zwar weg, aber nach wie vor gibt es die stadtbremischen Häfen. Und die sind immer noch ein wichtiger Anlaufpunkt. So passieren die Oslebshauser Schleuse jährlich etwa 1300 Schiffe und laufen den Industriehafen an. Im Industriehafen findet knapp die Hälfte des Umschlags von Bremen-Stadt statt. Hier werden vor allem Kohle, Erze, Stahl und Stahlerzeugnisse umgeschlagen sowie Holz, Projektladung, Fahrzeug- und Anlagenteile und die Massengüter Mineralöle, Bau- und Abfallstoffe. Die etwa 50 dort ansässigen Umschlag- und Logistikbetriebe als auch Unternehmen des industriellen Gewerbes beschäftigen etwa 3000 Mitarbeiter.
Der Gesamtgüterumschlag lag in den stadtbremischen Häfen im vergangenen Jahr bei 11,4 Millionen Tonnen. Im Neustädter Hafen, Europas größtem Terminal für Stück- und Schwergut, wurden 1,35 Millionen Tonnen transportiert. Zusammen mit Bremerhaven lag der seeseitige Güterumschlag in allen Häfen bei etwa 74 Millionen Tonnen und damit auf Vorjahresniveau.