Die Bremer legen mit den E-Rollern der Firma Voi bundesweit die längsten Distanzen zurück. Die Nutzer kamen laut dem Unternehmen in der Hansestadt im Durchschnitt auf 2,4 Kilometer pro Fahrt. Im bundesweiten Vergleich ist das der Spitzenwert und liegt in etwa mit der Stadt München gleich auf.
Auch tagsüber legen die Bremer und die Münchener in der Zeit zwischen 7 und 19 Uhr die meisten Fahrten zurück. Einzige Ausnahme ist der Freitag, an dem laut Datenauswertung die Nutzung in der Hansestadt leicht höher liegt. Etwa die Hälfte aller Scooter-Einsätze bundesweit geht auf das Konto der Berufspendler. Die Zahl der Nutzer in Bremen stieg 2021 verglichen mit dem Vorjahr um mehr als 20 Prozent auf über 45.000.
Aachener wetterunempfindlicher als Bremer
Laut Voi ersetzten im vergangenen Jahr alle Fahrten in Deutschland zusammengerechnet insgesamt drei Millionen Autofahrten. 32 Prozent der Nutzer gaben bei einer Umfrage an, dass sie kein eigenes Auto besitzen. Was die Fahrten bei jedem Wetter angeht, liegt Bremen allerdings nicht an der Spitze. Da sind die Menschen in Aachen und Lübeck wetterunempfindlicher. Die meisten Kilometer insgesamt wurden in der Stadt Berlin zurückgelegt.
Voi will in Zukunft weiter an der Verkehrssicherheit und der ordnungsgemäßen Abstellung der E-Roller arbeiten. Außerdem soll das System der Rügen ausgeweitet werden. Momentan muss der Nutzer nach dem Abstellen ein Foto vom Roller machen. Dies wird mithilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet. Wer zu oft den Roller verkehrt abstellt, wird für eine Ausleihe gesperrt. Es drohen außerdem Bußgelder bis zu 25 Euro. In einigen Städten wurden bereits spezielle Parkzonen für die Scooter eingerichtet. Frankfurt am Main denkt gerade darüber nach. Bei Kooperationen mit Bus und Bahn in anderen Städten werden außerdem Parkzonen nahe der Haltestellen geschaffen. "Wir wollen den ÖPNV nicht kannibalisieren, wir wollen ihn ergänzen", sagte Neele Reimann-Philipp, die bei Voi verantwortlich für den Kontakt zu den Kommunen ist.
Bremen Vorreiter bei der Regulierung von E-Rollern
Beim Umgang der Kommunen mit den E-Rollern gilt Bremen als Vorreiter. Die Hansestadt hat von Anfang an auf eine Sondernutzungserlaubnis gesetzt, mit der die Stadt stärker auf die Roller-Vermieter einwirken und ihnen Auflagen machen kann. Damit gilt Bremen inzwischen als Vorbild für so manche andere Kommune, die die E-Roller stärker regulieren wollen. Die Empfehlungen des Deutschen Städtetags gehen ebenfalls in die Richtung. "Das Roller-Mikado im öffentlichen Raum muss aufhören", sagte Städtetag-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy vergangenen Dezember der Rheinischen Post.
16 Prozent der Unfälle bei der ersten Fahrt
Voi will außerdem die Zahl der Unfälle minimieren und verfolgt dabei eine Vision Zero – jeder Unfall sei einer zu viel. Deutschland-Chef Stephan Boelte sagte: "16 Prozent der Unfälle passieren bei der ersten Fahrt." Deshalb können die Nutzer für die ersten Fahrten per App auf ihrem Smartphone einen Anfängermodus einstellen. Ebenso testet Voi zu späterer Stunde vor der Anmietung per App die Fahrtüchtigkeit der Kunden. Wer nicht schnell genug auf dem Smartphone aufleuchtende Punkte antippen könne, dem würde mangelnde Fahrtauglichkeit bescheinigt. 20 Prozent der Nutzer hätten danach ihre Fahrt nicht mehr angetreten.
Der Arzt Michael Zyskowski vom Münchener Uniklinikum war Teil einer Forschungsgruppe, die Unfälle mit E-Rollern analysiert hat. Bei der Voi-Jahresbilanz sagte er: "Die ersten drei Fahrten am besten im Park ausprobieren und nicht auf der Hauptverkehrsstraße, und auch nicht, wenn man nach 23 Uhr aus dem Wirtshaus kommt." Er appelliert an die Nutzer, während der Fahrt einen Helm zu tragen.