Nach den Berichten über das Chaos vom Sonnabend am Bremer Flughafen vor der Sicherheitskontrolle landet dies nun als Thema in der Bremischen Bürgerschaft. Die FDP-Fraktion hat dazu eine Kleine Anfrage an den Senat gerichtet und möchte wissen, inwiefern der Flughafen in der Zukunft doch ein Online-System anbietet, über das man sich im Internet kostenlos ein Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle buchen kann. Der Flughafen Bremen hatte im vergangenen Juni dieses System als zu kostenintensiv und mit einem zu geringen Effekt abgelehnt.
Außerdem möchte die Fraktion wissen, welche Anstrengungen der Senat unternimmt, um eine solche Situation in Zukunft zu vermeiden und die Zuverlässigkeit bei der Sicherheitskontrolle zu erhöhen. FDP-Fraktionsvorsitzender Thore Schäck: „Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen die Rechte der Fluggäste, die Anspruch auf eine reibungslose und pünktliche Abfertigung haben.“
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An allen Flughäfen ist die Bundespolizei für den Sicherheitscheck der Passagiere verantwortlich. Die vergibt die eigentliche Kontrolle der Passagiere an Privatfirmen – so in Bremen an das Unternehmen I-Sec, das seit Mai 2022 hier verantwortlich ist. Doch inzwischen können die Flughäfen die Zuständigkeit für die Sicherheitskontrollen übernehmen, sofern sie das wünschen. So hatte es vergangenen März das Bundesinnenministerium verkündet. Nach Angaben des Flughafenverbands ADV hat bisher nur der Frankfurter Rhein-Main-Flughafen die Steuerung der Sicherheitskontrollen übernommen. Beamte der Bundespolizei überwachen dabei weiterhin den Ablauf, aber müssen sich nicht mehr um die Beauftragung der Unternehmen sowie um die Technik kümmern. Entsprechend nennt sich diese Lösung „Frankfurter Modell “.
Gute Erfahrungen mit Projekt aus Frankfurt
„Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, bei dem geschaut wird, inwiefern das funktioniert und übertragbar ist auf andere Flughäfen", sagte die Sprecherin des Flughafenverbands ADV, Isabelle Polders, dem WESER-KURIER. Nicht jeder Flughafen könne da so einfach von heute auf morgen die Sicherheitskontrolle übernehmen: „Es gibt ja auch Verträge mit Dienstleistern.“ Diese Verträge müssen erfüllt werden.
Polders kann aus Frankfurt am Main berichten, dass es bisher gut laufe: „Der Vorteil ist, dass der Flughafen neben der Steuerung auch für die Beschaffung zuständig ist.“ Am Rhein-Main-Flughafen lasse sich das auch daran erkennen, dass der Airport nach und nach auf modernste Gepäckscanner umstellt. Bei diesem Gerät müssen die Passagiere Flüssigkeiten und technische Geräte nicht mehr aus dem Handgepäck herausnehmen, um es zu durchleuchten. Da diese Scanner Flüssigkeiten erkennen, sind auch wieder Flaschen erlaubt, in die mehr als 100 Milliliter passen.
Wenn es also um die Einhaltung von Verträgen geht, könnte der Flughafen Bremen die Steuerung der Sicherheitskontrolle frühestens ab Mai 2026 übernehmen. Denn das ist die Mindestdauer des Vertrags, den die Bundespolizei mit der Firma I-Sec abgeschlossen hat. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) hält bei der Sicherheitskontrolle an allen Flughäfen erhebliche Effizienzsteigerungen für möglich: „ Die Erfahrungen aus dem Ausland und aus Pilotprojekten in Deutschland zeigen, dass es beim sogenannten Durchsatz einer Kontrollstelle – also der Kennzahl, wie viele Passagiere pro Stunde kontrolliert werden können – erhebliches Verbesserungspotenzial gibt.“
Laut BDL sind die Luftfahrtunternehmen vor Ort bereit, bei der Organisation der Sicherheitskontrollen mehr Verantwortung zu übernehmen: „Dabei ist es völlig unbestritten, dass Luftsicherheitskontrollen eine hoheitliche Aufgabe sind. Das muss so bleiben und daran wollen die Luftverkehrsunternehmen nichts ändern.“ Die Fachaufsicht, Haftung und die Genehmigung des technischen, sicherheitsrelevanten Equipments solle immer beim Staat bleiben. „Aber die Durchführungsverantwortung, also die Auswahl der Firmen und der eingesetzten Technologie müssen stärker in die Hände derer, die vor Ort und nah am Geschehen die Kontrollen steuern – also der Flughäfen “, heißt es vom Verband.
Unterdessen bleibt I-Sec auch vier Tage nach dem Chaos am Bremer Flughafen Antworten zu den Problemen bei der Abfertigung schuldig. Zum Flughafenverband ADV habe es Kontakt gegeben – eine Reaktion auf die Anfrage des WESER-KURIER vom Montag steht weiterhin aus.