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Wilhelmshaven VW plant Zentrum am Jade-Weser-Port

Im Jade-Weser-Port könnte es schon bald geschäftiger werden: Volkswagen plant, ein Logisitkzentrum in Wilhelmshaven zu eröffnen. Erste Verträge sind bereits unterschrieben.
04.10.2017, 19:02 Uhr
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VW plant Zentrum am Jade-Weser-Port
Von Stefan Lakeband

Er wurde oft belächelt, verspottet, nicht ganz ernst genommen. Kurz nach seinem fünften Geburtstag gibt es jetzt aber gute Nachrichten vom Jade-Weser-Port (JWP) – wahrscheinlich. Denn auch wenn noch nicht alle Verträge unterschrieben sind, hat Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) Pläne bestätigt, die zeigen: Am JWP in Wilhelmshaven könnte es tatsächlich vorwärts gehen.

Konkret geht es um ein Logistikzentrum des Volkswagen-Konzerns, über das zuerst die „Nordwest-Zeitung“ berichtet hatte. Demnach könnten schon in einem Jahr Autoteile für Asien über Wilhelmshaven verschifft werden. „Ein Logistikzentrum wäre ein Meilenstein für die weitere Entwicklung unseres Tiefwasserhafens. Die Entscheidung befindet sich auf der Zielgeraden, die Verhandlungen laufen auf Hochtouren“, sagte Lies der Zeitung. Perspektivisch könne das komplette Asiengeschäft mit Autoteilen über Wilhelmshaven abgewickelt werden. Erste Verträge seien unterzeichnet – eine endgültige Entscheidung gebe es noch nicht.

Positives Signal

Laut Bericht hätten sich die chinesische Reederei Cosco und FAW-Volkswagen, ein chinesisches Tochterunternehmen von VW, aber bereits geeinigt, künftig die Autokomponenten für Volkswagen und die Konzerntochter Audi über Wilhelmshaven nach Dalian in Nordchina zu verschiffen. Bis zu 18.000 Container (TEU) könnten dann vom Jade-Weser-Port aus verschickt werden.

Ein VW-Sprecher bestätigt die Pläne für den Tiefwasserhafen. „Der Jade-Weser-Port ist für uns ein interessanter Standort. Wir befinden uns dazu in intensiven Gesprächen mit möglichen Partnern. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt er. Bislang betreibt Volkswagen mehrere Verpackungsstandorte in Europa. In diese Zentren liefern Zulieferer des Herstellers die Autoteile an. Hier werden sie für den Transport vorbereitet. Der erfolgt bisher etwa über Häfen in Duisburg und in Antwerpen.

Ähnliches ist auch von Andreas Bullwinkel, Geschäftsführer des JWP, zu hören. Er bestätigt das Interesse des Autobauers ebenfalls. VW hat seinen Angaben zufolge Flächen im Wilhelmshavener Güterverkehrszentrum reserviert, um sich dort mit seiner Logistikhalle anzusiedeln. „Die Verhandlungen befinden sich auf einem guten Weg und wir haben ein gutes Angebot abgegeben“, sagt Bullwinkel. Man wähne sich aber noch nicht am Ziel. Die Entscheidung liege allein bei Volkswagen und der Reederei Cosco. „Wir wollen dieses Projekt gemeinsam realisieren. Das Zentrum wäre ein Riesenschritt für den Jade-Weser-Port und ein tolles Signal für die gesamte Region“, sagt er. 13 Hektar seien für den Konzern reserviert, auf denen eine 40 000 Quadratmeter große Halle entstehen soll; 150 neue Arbeitsplätze könnten so geschaffen werden.

Noch ist der Jade-Weser-Port weit unter seinen Möglichkeiten. Derzeit ist die Kapazität auf einen jährlichen Umschlag von 2,7 Millionen TEU ausgelegt, im ersten Halbjahr 2017 wurden dort gerade einmal 232.200 TEU verladen. Das waren sogar noch neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Bislang gibt es vier regelmäßige Liniendienste, die Wilhelmshaven mit den wichtigsten Häfen in Asien und dem Mittleren Osten verbinden.

Burkhard Lemper, Direktor des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) und Professor an der Hochschule Bremen, bewertet 18.000 zusätzliche Container pro Jahr durch VW als nicht besonders große Menge im Vergleich zur Kapazität des Hafens. „Es gibt aber eine Signalwirkung, wenn sich ein großer Kunde wie Volkswagen auf den Jade-Weser-Port festlegt“, sagt er. Der Hafen werde dadurch auch für andere Kunden und Reedereien attraktiver; zusätzliche Ladungen könnten angezogen werden. „Außerdem sind in Wilhelmshaven auch noch relativ viel freie Flächen verfügbar.“ Perspektivisch könnte der Jade-Weser-Port als erstarkender Wettbewerber damit zu einem Problem für die anderen Häfen in der Region werden.

Auch zuletzt haben diese sich nur mittelmäßig entwickelt: Der Containerumschlag ist in den bremischen Häfen in den ersten sechs Monaten des Jahres zurückgegangen. Er sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 2,7 Millionen Standardcontainer. Betroffen ist dabei vor allem Bremerhaven. Das Geschäft in Hamburg ist zuletzt stabil geblieben; andere Häfen der Nordrange wie Antwerpen und Rotterdam haben hingegen zugelegt.

Ein Plus gab es in Bremerhaven hingegen beim Umschlag von Fahrzeugen. Die Zahl ist um fast zwölf Prozentpunkte auf 1,1 Millionen Autos gewachsen. Jährlich werden in der Seestadt etwa 2,3 Millionen Fahrzeuge verschifft. Damit ist Bremerhaven einer der größten Autohäfen der Welt.

Lies plant schon weiter

Ebenfalls bedeutend für den Umschlag von Autos ist der Hafen in Emden. Er ist neben Bremerhaven und Seebrügge der drittgrößte Autoverladehafen Europas. Volkswagen, das auch ein Werk in Emden hat, nutzt den Hafen für den Im- und Export aller Modelle.

Auch wenn sich die Beteiligten noch immer in Gesprächen befänden, plant Lies laut „Nordwest-Zeitung“ noch einen Schritt weiter. „Mit dem Anlauf des zusätzlichen Dalian-Dienstes von Cosco ist Wilhelmshaven der optimale Standort. Und es ergeben sich damit auch die Möglichkeiten, im nächsten Schritt einen ersten Südamerikadienst nach Wilhelmshaven zu holen“, sagte er der Zeitung. Bei allen Ambitionen darf jedoch eines nicht vergessen werden: Der SPD-Politiker steckt mitten im Wahlkampf und kann nach der Bundestagswahl dringend gute Nachrichten wie diese benötigen.

Lies, gebürtiger Wilhelmshavener, ist in seiner Funktion als Wirtschaftsminister auch Mitglied des Aufsichtsrates bei Volkswagen. Das Land Niedersachsen ist zu 20 Prozent an dem Autobauer beteiligt. Zudem hat das Bundesland, zusammen mit Bremen, den Jade-Weser-Port finanziert und realisiert.

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