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Warburg Bank in Bremen Warum der Domshof ein Bankenplatz bleibt

Die Warburg Bank betreut mit einem kleinen Team in Bremen Kunden mit Vermögen. Warum die Bank an den Domshof gezogen ist und wie die Bremer auf den Cum-Ex-Skandal schauen.
26.03.2024, 05:00 Uhr
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Warum der Domshof ein Bankenplatz bleibt
Von Lisa Schröder

Britta Grashoff musste sich an die neuen Räume der Warburg Bank erst gewöhnen. In ihrem Büro liegt ihr nun wunderbar der Domshof zu Füßen. Gleich in den ersten Tagen merkte die Geschäftsstellenleiterin jedoch, wie zentral das Gebäude wirklich liegt. Im Kundengespräch seien sie auf das Thema Selbstverteidigung gekommen. Kurzerhand zeigte Grashoff einen Griff aus ihrem Krav-Maga-Kurs – was sofort Blicke auf sich zog: Gegenüber standen zwei Kollegen der Deutschen Bank als Zuschauer am Fenster.

Erst seit Kurzem weilt die Hamburger Privatbank M.M.Warburg in Bremen am Domshof. "Wir möchten den Bankenplatz gerne wieder neu beleben", sagt Grashoff mit Blick auf den Abschied der NordLB. "Jetzt sind wir da." Darum ist es nicht die Villa in Schwachhausen oder Oberneuland geworden, wo viele der Kunden wohnen dürften. Am Platz versammeln sich nun die Warburg Bank, die Deutsche Bank sowie die Förderbank BAB. Und die Commerzbank residiert am Schüsselkorb fast in Sichtweite.

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Das Kerngeschäft sei die individuelle Beratung bei der Geldanlage für Privatkunden mit Vermögen oder Stiftungen. Jedem solle ein perfekter Maßanzug verpasst werden. "Wir wollen mit unseren Kunden langfristig zusammenarbeiten und eben nicht das Produkt der Woche verkaufen", sagt Grashoff. Die Experten könnten dabei zu allen Produkten am Kapitalmarkt beraten. Auf diese Expertise sei die Bank stolz. Viele andere Banken zögen sich hier zurück.

Die intensive Beratung kostet nämlich. Viele Kunden haben deshalb ein entsprechendes Vermögen. Der Maßanzug lohnt sich dann erst richtig. Ganz pauschal könne allerdings keine Summe genannt werden, ab der es mit dem Wealth Management hier losgehe. "Wir bieten für alle Kunden etwas an", sagt Grashoff. Schon ab 1000 Euro gebe es Investmentfonds, ab 20.000 Euro digitale Vermögensverwaltung. Wie viele Kunden genau betreut werden? Das behält die Bank für sich.

Nur ein schlichtes Gehaltskonto bei Warburg zu haben? "Das können andere sicherlich günstiger machen", sagt Chefvolkswirt Carsten Klude. Generell sei die Bank offen für neue und auch jüngere Kunden, die noch kein siebenstelliges Anlagevermögen haben, was jedoch schwer zu vermitteln sei. "Der Begriff Privatbank schafft eine gewisse Aura", sagt Klude. Und die wirke auf einige Menschen zunächst abschreckend: Zu denen kann ich doch nur als Millionär!

Der Chefvolkswirt ist Bremer. Sein Büro ist zwar in Hamburg. Regelmäßig ist Klude jedoch bei den Kollegen zu Gast – ein Heimspiel. Grashoff schätzt seine Besuche: "Das ist natürlich ein Pfund, mit dem wir gerne wuchern." Seine Ausbildung machte Klude ganz in der Nähe: "Hier gegenüber bei der Deutschen Bank."

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Klude ist nicht nur der Mann für den Blick aufs Weltgeschehen, sondern aktiv in der Vermögensverwaltung tätig. Eine Besonderheit. "Für uns ist es ganz wichtig, eigenständige Meinungen und Ideen zu entwickeln und letztendlich in die Vermögensanlage unserer Kundinnen und Kunden zu transportieren", sagt der Volkswirt. Im Gespräch seien die Berater zunächst in der Zuhörerrolle: Wie sind die Erwartungen der Kunden? Aufklärungsarbeit ist teils nötig bei den Zielen mancher. Fünf Prozent Rendite ohne Risiko? "Da muss man sagen: Das ist eine ziemlich unrealistische Vorstellung."

Seit 1798 gibt es die Hamburger Privatbank. Seit ein paar Jahren ist mit dem Haus für viele vor allem eins verbunden: Steuerbetrug. Die Warburg Bank steht im Cum-Ex-Skandal besonders im Scheinwerferlicht. Warum wollte das Hamburger Finanzamt plötzlich auf die Steuerrückforderung von 47 Millionen Euro verzichten? Und welche Rolle hat dabei unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gespielt? Um diese Fragen geht es weiterhin.

"Das liegt hinter uns", schaut derweil Grashoff auf den Skandal. Durch die "politische Brisanz" sei das Haus nur leider immer wieder dazu präsent. "Dass es viele, viele, viele andere Banken gibt, wo dasselbe Thema verfolgt wird, steht auf einem anderen Blatt", sagt die Managerin. Faktisch seien alle Steuerschulden lange bezahlt – inklusive Zinsen. Seit mehreren Jahren lenke kein Eigentümer mehr die Geschicke der Bank. Als Berater wollten sie einfach ihrem Geschäft nachgehen. Die Kunden hätten verstanden, dass sie keine Angst um ihr Geld haben müssten. "Was aus unserer Sicht ärgerlich ist, dass der Wettbewerb dieses Thema nutzt, um Stimmung gegen uns zu machen", sagt Klude. Zum Standort in Bremen, wo es ums Private Banking geht, führt der Skandal nicht. Die Vorgänge hätte sich in einer anderen Abteilung in Hamburg abgespielt.

Bremen ist laut Klude für die Warburg Bank von Bedeutung. Die Hamburger übernahmen das Bankhaus Plump hier nach und nach. Schließlich verschmolz die Bremer Privatbank mit der Eigentümerin von der Elbe. Ihre bisherigen Räume am Marktplatz hatten zwar Charme. Allerdings waren die fünf Etagen für heute noch acht Mitarbeiter vor Ort unpraktisch und viel zu groß. "Um ums zu unterhalten, haben wir uns angerufen oder sind die Stockwerke rauf- und runtermarschiert", erzählt Grashoff.

Jetzt hat sich der Platz halbiert und erstreckt sich auf einer Ebene. Die Räume sind modern gestaltet mit den Farben beider Banken: das Salbeigrün von Plump und das Rot von Warburg. Von außen ist der Standort in der dritten Etage derzeit kaum erkennbar. Über den Eingang zur Markthalle Acht ist die Bank zu erreichen.

Für Grashoff ist die Adresse vertraut. 15 Jahre arbeitete die Wertpapierspezialistin hier – als damals noch die Bremer Bank ihren Sitz im Gebäude hatte. Ein Immobilienmakler schlug ihr die Räume für die Warburg Bank vor: "Da schlug mein Herz gleich ein bisschen höher." Ein Vorteil: Es gibt genug Schließfächer im Keller. Dort sitzt die Bremer Wertschließfach AG.

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