Für die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof gibt es abermals schlechte Nachrichten. Der Konzern sucht wie vor zwei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren – und wieder sollen Standorte geschlossen werden. Es geht nach Angaben des Konzerns mindestens um ein Drittel der 131 Warenhäuser.
Was heißt das für den Standort in Bremens Obernstraße? Das ist noch offen. Es gibt positive Signale. Einer Analyse der „Immobilien Zeitung“ zufolge gehört Bremen zu den Filialen, die im Falle einer Insolvenz von Galeria nicht geschlossen werden. Das Fazit nach Auswertung der Daten: „Fortführung wahrscheinlich“.
Bremen laut Experte "traditionell guter Standort"
Ein Warenhausexperte hat sich zusammen mit der „Immobilien Zeitung“ jede Filiale des Konzerns angeschaut. „Bremen würde in seinen Augen auf jeden Fall erhalten bleiben, weil Bremen traditionell ein guter Standort ist“, sagt Redakteur Christoph von Schwanenflug. Eine Rolle spiele bei der Einschätzung auch, dass mit der Gruppe von Kurt Zech „eines der einflussreichsten Immobilienunternehmen Deutschlands“ Eigentümer des Warenhauses sei.
Jens Ristedt sieht es zudem als gutes Zeichen, dass in das Geschäft investiert wurde. „Das Bremer Haus wurde vor wenigen Monaten in Teilbereichen umgebaut und modernisiert“, sagt der Vorsitzende der City-Initiative Bremen. Der Vertreter des Einzelhandels geht von einer Fortführung der Filiale aus. Nach seinen Informationen steht der Standort nicht zur Diskussion.
Branchenkenner halten einen Wandel der Häuser von Galeria für unerlässlich. „Das Potenzial der Warenhäuser ist nach wie vor großartig“, sagt Jens Krüger vom Bremer Unternehmen Bonsai, das sich mit dem Kaufverhalten von Menschen beschäftigt. Allerdings habe der Konzern Chancen verpasst, sich mit neuen Konzepten anders aufzustellen.
Experten sehen Chancen
Grundsätzlich hätten die Warenhäuser – oft in bester Innenstadtlage, mit großen Flächen und breitem Sortiment – viele Chancen. Krüger plädiert dafür, mutiger zu sein, zum Beispiel Kooperationen einzugehen, um eine Art „Marktplatzatmosphäre“ zu schaffen. Ein Beispiel: Eine Fläche könnte an ein Start-up aus Bremen vermietet werden. „Die Mischung macht es. Davon lebt auch die Lebendigkeit einer Innenstadt“, sagt der Experte. Kunden wünschten sich bis heute, in Warenhäusern einzukaufen, sie seien Anziehungspunkte einer Stadt. „Das wissen wir aus diversen Studien.“
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) sieht Galeria als einen solchen Anziehungspunkt. „Karstadt ist nach wie vor ein zentraler Magnet für die Bremer Innenstadt“, sagt sie. Das Ressort habe keine Signale bekommen, dass das Haus schließe. „Insofern bin ich verhalten optimistisch, dass der Bremer Standort erhalten bleibt.“ Doch Vogt warnt ebenfalls: Die „Krise der Warenhäuser“ sei auch am Bremer Standort nicht dadurch lösbar, dass man so weitermache wie bisher.
In Bremen ist der Kaufhof der ersten Schließungswelle zum Opfer gefallen. Dort ist heute neben Saturn das Möbelunternehmen Opti ansässig. Aus Sicht von Jan König vom Handelsverband Nordwest zeigt dieser Fall, dass sich auch neue Optionen ergeben, wenn eine Filiale schließt: „Das bietet Chancen für neue Konzepte und Anbieter.“ Für eine Stadt sei es zunächst ein „Riesenproblem“, wenn ein Kaufhaus geschlossen werde, weil ein Frequenzbringer wegfalle. Es gebe aber Städte, die einen solchen Schritt gut verkraftet hätten. Auch Bremerhaven habe der Abschied von Galeria Impulse gebracht.
Dennoch sieht König Platz für Warenhäuser in den Zentren. Für Galeria sei es nicht leicht, derzeit neue Ideen zu erproben. „Wir haben noch keinen Normalzustand in den Innenstädten.“ Die Menschen gingen derzeit nicht unbeschwert einkaufen. Zudem belasteten hohe Energiekosten und Probleme bei Warenlieferungen die Händler.
Ein Branchenexperte hält auch den Moment der Schieflage für bedenklich. Die Weihnachtszeit stehe bevor – das wichtigste Geschäft für den Handel. „Das ist so“, vergleicht er, "als ob ein Schausteller kurz vor dem Freimarkt Insolvenz anmelden würde. Das zeigt, dass das Problem richtig groß ist.“
Gewerkschafter und Politiker fordern eine starke finanzielle Beteiligung des Eigentümers René Benko an der Rettung des angeschlagenen Konzerns. Berichten zufolge ist das Unternehmen teils mit der Miete in Verzug. „Die Miete für Oktober steht noch aus“, heißt es auch von Holger Römer, dem Sprecher der Zech-Gruppe. Weiß man hier mehr zur Zukunft der Filiale? „Uns liegt kein Schreiben vor, dass der Standort Bremen geschlossen wird. Aber auch nicht, dass er erhalten bleibt.“