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Briefzustellung Post bereitet den Corona-Ernstfall vor

Die Deutsche Post warnt ihre Beschäftigten vor steigenden Corona-Zahlen. Ein Notfallplan sieht vor: Werbepost wird nur an die Bewohner auf einer Straßenseite verteilt - die anderen müssen warten.
07.02.2022, 05:00 Uhr
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Post bereitet den Corona-Ernstfall vor
Von Florian Schwiegershausen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und das Robert Koch-Institut rechnen in den kommenden zwei Wochen mit dem Höchststand an Corona-Infizierten. Angesichts dieses Szenarios bereitet sich die Deutsche Post auf den Ernstfall vor. Sollte unter den Zustellern der Krankenstand weiter deutlich zunehmen, gibt es einen Notfallplan, welche Briefe zuerst liegen bleiben sollen.

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Die Konzernleitung hat in einem Schreiben an die Beschäftigten erwähnt, dass die Corona-Infektionen zugenommen haben: „Das ist so viel wie noch nie in der Pandemie und geht natürlich auch an unserem Betrieb nicht spurlos vorüber.“ Die „Welt“ hat darüber zuerst berichtet. Schon jetzt seien Nordrhein-Westfalen und Berlin von größeren Ausfällen betroffen, aber auch einige Bundesländer im Norden.

Zustellung erst auf einer Straßenseite und am nächsten Tag auf der anderen

Demnach soll auch der Notfallplan der A/B-Zustellung greifen, auf den sich die Mitarbeiter in den Zustellzentren einige Tage im Voraus entsprechend vorbereiten müssen: Einige Briefe werden dem Empfänger mit zeitlicher Verzögerung zugestellt. Dabei handelt es sich um die sogenannte Dialogpost. Das sind mehrheitlich Werbebriefe aller Art – vom Versandhändler bis zum Reisekatalog. Die Folge: Möglich ist, dass in einigen Straßen an einem Tag nur die Bewohner der einen Straßenseite diese Sendungen erhalten und am nächsten Tag die der anderen. Das kann auch ganze Bezirke treffen.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Warner sieht bei Engpässen dieser Art für die Beschäftigten einen zeitlichen Vorteil: „Sie müssen den ganzen Straßenzug im besten Falle nicht wieder ganz zurücklaufen.“ Ähnlich bestätigt es die Sprecherin der Deutschen Post/DHL, Maike Wintjen: „Das ist Teil unseres Corona-Notfallkonzepts, welches sicherstellen soll, dass Standorte bei höherem Personalausfall nicht überlastet werden und es dadurch nicht zu Rückständen und längeren Verzögerungen kommt.“ Dieses Konzept sei auch der Bundesnetzagentur und dem Bundeswirtschaftsministerium bekannt.

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Laut Post-Sprecherin Wintjen ist die Situation in Bremen und dem niedersächsischen Umland – anders als in anderen Bundesländern – noch nicht bedrohlich. „Konkret ist hier die betriebliche Lage in allen Bearbeitungsschritten stabil, sodass wir hier derzeit keine Notwendigkeit sehen, gemäß dem oben genannten Konzept aktiv zu werden“, sagt Wintjen. Grundsätzlich gehe es darum, den Kunden im Notfall den bestmöglichen Betrieb und Service sicherzustellen.

Bei der Werbepost könne sich das Unternehmen Zeit lassen. „Diese ,Dialogpostsendungen‘ werden von uns in der Regel innerhalb von vier Werktagen nach dem Einlieferungstag von dienstags bis samstags zugestellt“, sagt Wintjen. Dabei handele es sich um ein Qualitätsziel und nicht um eine Laufzeitzusage. Dass Werbepost innerhalb von vier Werktagen zugestellt wird, sei den Geschäftskunden bekannt.

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Bei herkömmlichen Briefen ist mehr Geschwindigkeit erforderlich: Von dieser Art der Sendungen müssen von einem Werktag zum nächsten mindestens 80 Prozent angekommen sein – allerdings gilt dafür die Jahresbetrachtung. 95 Prozent müssen spätestens am zweiten Werktag beim Empfänger sein. So schreibt es die Post-Universaldienstleistungsverordnung vor.

Verdi kritisiert Personalplanung in Bremen

Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Warner bestätigt gegenüber dem WESER-­KURIER: „Hier in Bremen ist der Krankenstand momentan genauso wie in anderen Jahren auch zur Winterzeit.“ Die A/B-Zustellung müsse nicht greifen. Warner kritisiert aber, dass bei der Planung zum Jahresanfang die zu erwartenden Mengen und damit auch die Personalplanung zu niedrig angesetzt gewesen seien.

Außerdem bestehe weiterhin eine hohe Fluktuation. Dies liegt laut Warner daran, dass zu viele Zusteller einen zeitlich befristeten Vertrag erhalten: „Das ist für manchen zu unattraktiv, der sich dann lieber eine andere Tätigkeit sucht.“ Von diesen Befristungen solle die Post nach Meinung des Gewerkschafters Abstand nehmen, wenn sie langfristig Mitarbeiter binden möchte: „Eine übliche Probezeit von sechs Monaten reicht doch. Danach sollte man doch wissen, ob es passt oder nicht.“ Die Deutsche Post sagt dazu, dass in Bremen die meisten Zusteller einen unbefristeten Vertrag hätten.

Zu Beginn der Pandemie hat der Konzern für den Corona-Notfall eine Task Force eingerichtet. In der Bonner Konzernzentrale im Posttower am Rhein wurden vor zwei Jahren die Abteilungen in A-Teams und B-Teams eingeteilt, die sich niemals über den Weg laufen, wenn sie im Büro arbeiten, heißt es bei der Post. Fällt ein Team wegen Corona aus, kann das andere Team die Arbeit aufrechterhalten.

Zur Sache

Wie die Zustellung der Briefe normal läuft

Zu Verzögerungen bei der Briefzustellung kann es durch zu hohes Arbeitsaufkommen kommen. Thomas Warner als Verdi-Fachbereichsleiter für Postdienste in Bremen erläutert, wie man dann vorgeht: "Wenn die Briefzusteller ihre Höchstarbeitszeit erreicht haben, sollen sie abbrechen und zurückfahren. Mit den Briefen, die sie nicht mehr zustellen konnten, sollen sie am nächsten Tag an der gleichen Stelle weitermachen. Doch da kommen dann ja noch die Briefe vom neuen Tag hinzu."

Da die Zusteller fünf Tage pro Woche arbeiten, gebe es für den sechsten Tag mindestens einen Vertreter. Eine Schicht solle 8,5 Stunden dauern. Verdi berichtet dagegen von Arbeitseinsätzen mit zehn Stunden pro Tag oder noch länger. Die Überstunden werden laut Post ausgeglichen. Bisher ist die Post weiterhin zur Zustellung der Briefe an allen sechs Werktagen verpflichtet. Sie hat aber im vergangenen Dezember angeregt, dass nur noch 50 Prozent aller Briefe am nächsten Tag beim Empfänger sein müssen und nicht mehr 80 Prozent wie bisher.

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