Die fünf norddeutschen Küstenländer wollen ihre Zusammenarbeit beim Aufbau einer Wasserstoffindustrie verstärken. Bei einer Konferenz im Bremer Parkhotel konnten sich die Wirtschaftsminister und -senatoren der Länder allerdings noch nicht darauf einigen, wie die gemeinsamen Aktivitäten organisiert und finanziert werden sollen.
Eigentlich stand die Einrichtung einer gemeinsamen Leitstelle bereits im Abschlusspapier der Konferenz. In letzter Minute jedoch musste dieses wieder zurückgezogen werden. "Wir haben noch keine Einigung erzielen können, wie wir unsere gemeinsame Wasserstoffstrategie operativ hinterlegen", räumte Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) anschließend ein. Dies solle im ersten Quartal kommenden Jahres nachgeholt werden.
Klar ist für die Wirtschaftssenatorin: Es muss eine Mischung aus öffentlichen und privaten Investitionen sein. "Wir schaffen das nur, wenn die Wirtschaft sich hier mit einbringt", betonte Vogt.
2019 hatten die fünf Küstenländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beschlossen, eine "Norddeutsche Wasserstoffstrategie" zu entwickeln. Das Gas gilt als Energieträger der Zukunft. Seine Herstellung verbraucht zwar selbst viel Strom, doch wenn dafür Windkraft und Sonnenenergie eingesetzt werden, ließe sich ein sauberer, CO2-freier Treibstoff gewinnen. Dieser könnte zum Beispiel Lkw antreiben oder in der Stahlproduktion zum Einsatz kommen.
Wirtschaftssenatorin Vogt sieht darin große Chancen: "Ich bin davon überzeugt, dass Nordwesteuropa die Region sein wird, in der Wasserstoff hergestellt und importiert wird." Große Windparks und Häfen böten dafür die nötigen Voraussetzungen. Das könne zur Ansiedlung neuer Wirtschaftsbetriebe führen.
Auch die Wirtschaft sieht im Aufbau einer norddeutschen Wasserstoffindustrie eine große Chance. "Im Moment ist der Norden auf der Verliererstraße", beklagt Norbert Aust, Vorsitzender der IHK Nord, dem Zusammenschluss der norddeutschen Industrie- und Handelskammern. In der Wirtschaftskraft gebe es ein deutliches Nord-Süd-Gefälle."Rühmliche Ausnahme ist die gemeinsame Wasserstoffstrategie", so Aust. Die geplante Leitstelle könne der Kern für eine "stärker harmonisierte Wirtschaftspolitik" der norddeutschen Länder sein.
Heike Winkler, Chefin des Windenergieverbandes WAB, bedauerte, dass eine Einigung über die Finanzierung der Wasserstoffstrategie aufs erste Quartal 2022 verschoben wurde. "Das ist sehr spät, aber wichtiger als eine Leitstelle", sagte Winkler.