"Die momentane Situation der Gastronomen ist katastrophal." Diese Einschätzung von Renate Mitulla, Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Niedersachsen, folgt dem deutschlandweiten Trend. Wie der Dehoga- Bundesverband am Freitag mitteilte, belege eine aktuelle Umfrage bei 4.800 Gastronomie- und Hotelbetrieben die erheblichen Umsatzverluste durch 2G- und 2Gplus-Regelungen. "Kurz vor Weihnachten spitzt sich die Lage der Branche durch die Einführung der verschärften Zugangsregeln erneut dramatisch zu", erklärt Guido Zöllick, Präsident des Dehoga-Bundesverbandes, in einer Mitteilung.
Warum ist die Lage in der Gastronomie so ernst?
Zöllick zufolge hängt die ernste Lage in der Restaurants und Hotels mit der 2G-Regelung zusammen: Der Umsatz im Gastgewerbe sei signifikant eingebrochen. Auch Thorsten Lieder von der Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG) berichtet ähnliches. In Bremen gilt momentan die Warnstufe 2, weshalb geimpfte und genesene Personen auch ohne zusätzlichen Corona-Test Restaurants besuchen können. Trotzdem sei "es nach wie vor so, dass Weihnachtsfeiern und größere Veranstaltungen abgesagt werden". Für das Gastgewerbe ist die vorweihnachtliche Zeit eine der wichtigsten im Jahr. Betriebliche Weihnachtsfeiern, Familientreffen und Stammtische sorgen unter normalen Bedingungen für steigende Umsätze zum Jahresende. "Diese Einnahmen fehlen den Kolleginnen und Kollegen natürlich jetzt", sagt Lieder. Der Umfrage des Dehoga-Bundesverbandes zufolge erhöhen sich diese Einbußen in den Bundesländern, in denen 2Gplus gelte, darunter auch Niedersachsen. Dort gelten die Verschärfungen bereits seit dem 1. Dezember. "Wir hatten schon im November mit vielen Stornierungen zu kämpfen. Als es später hieß, Niedersachsen steige auf 2Gplus um, wurde es noch schlimmer", beschreibt Mitulla die Situation.
Wie hoch sind die Umsatzeinbußen?
Laut den befragten Unternehmern aus ganz Deutschland sind in 78,2 Prozent der Betriebe die Umsatzverluste nach Einführung der 2G-Regel gestiegen. Der Umsatz sank um durchschnittlich 53,1 Prozent. Zöllick betont diesbezüglich, dass "2Gplus für viele Betrieben einem Lockdown" gleichkäme. Renate Mitulla bestätigt, dass sich die Umsatzeinbußen in Niedersachsen "mittlerweile auf 70, 80, wenn nicht sogar 100 Prozent belaufen". Die Mitteilung der Landesregierung, dass die Gastronomen bei einer Reduzierung der Sitzplatzkapazitäten wieder nach dem 2G-Prinzip verfahren dürfen, habe keinen positiven Effekt gehabt. Auch das Wegfallen der Testpflicht für geboosterte Personen sei nur teilweise hilfreich gewesen. "Es gab ein paar wenige spontane Restaurantbesuche. Aber abgesehen davon bleibt die Lage problematisch", sagt sie. Thorsten Lieder gibt für das Bremer Gastgewerbe an, dass die konkreten Zahlen der Einbußen auch immer von "der Raumgröße und der Zielgruppe abhängen – ob größere Feste geplant waren oder eine kleine Eckkneipe betroffen ist. Da hat jeder Betrieb seine individuelle Last zu tragen". In ganz Deutschland lagen die Umsätze im wichtigen Geschäftsmonat Dezember bisher durchschnittlich um mehr als die Hälfte unter denen des Vorkrisenjahres 2019.
Was fordern die Gastronomen?
Von der Politik fordert Zöllick Planungssicherheit und ausreichende Hilfe. Dem stimmen sowohl Renate Mitulla als auch Thorsten Lieder zu. Außerdem würde sich Lieder wünschen, dass sich "die Wahrnehmung der Politik ändert. Die Gastronomie ist seit zwei Jahren die lasttragende Branche, aber das bleibt oft ungesehen". Ebenso sei wichtig, dass die "Spielregeln der Überbrückungshilfen verlässlicher gestaltet werden", sagt er. Diese seien zuvor immer wieder geändert worden. "Insbesondere in Bezug auf die Überbrückungshilfen II und III." Zöllick betont, dass die Mehrzahl der Hotels und Restaurants weiterhin geöffnet seien. Er erwarte, "dass Politiker jetzt nicht mit aktionistischen Appellen, die über die jeweilige Landesverordnung hinausgehen, für zusätzliche Verunsicherung sorgen und dadurch erneute Stornierungen provozieren."