Die Rocket Factory Augsburg (RFA) will ihre RFA One genannte Rakete zum ersten Mal von einem Weltraumbahnhof in Norwegen starten lassen. Die Planungen für einen deutschen Weltraumbahnhof in der Nordsee sollen dadurch aber nicht beeinträchtigt werden, wie OHB-Sprecher Günther Hörbst auf Nachfrage des WESER-KURIER sagt: „Wenn es einen deutschen Weltraumbahnhof geben sollte, werden wir ihn nutzen.“
Die RFA ist eine Tochterfirma des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB. Zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie hatte sie die Möglichkeiten untersucht, sogenannte Microlauncher, Raketen im Kleinformat, von deutschem Hoheitsgebiet aus starten zu lassen.

Eine Illustration der RFA One über der norwegischen Insel Andøya.
Ein vor Kurzem vorgestelltes Konzept favorisiert derzeit einen Startplatz in der Nordsee, in Bremerhaven könnten die Raketen auf Schiffe verladen werden. Aktuell prüft das Wirtschaftsministerium diesen Vorschlag.
Erster Raketen-Start 2022
Warum die RFA jetzt trotzdem eine Absichtserklärung mit den Betreibern eines Startplatzes auf der norwegischen Insel Andøya unterschrieben hat, liegt laut Unternehmenssprecher am Zeitplan. Der erste Start der RFA One ist für 2022 geplant. Ob bis dahin auch Raketenstarts aus der Nordsee möglich sind, ist unklar. Deswegen habe man sich vorerst für Norwegen entschieden.
Zudem gab OHB am Dienstag bekannt, dass die RFA zusammen mit der französischen Weltraumagentur CNES an der Einrichtung eines Startplatzes für Microlauncher am Weltraumbahnhof in Kourou arbeitet. Das biete den Kunden die Möglichkeit, Nutzlasten von europäischem Territorium aus in verschiedenen Umlaufbahnen zu platzieren, sagt Jörn Spurmann von der RFA. Aus Kourou starten unter anderem die europäischen Ariane-Raketen.
Als die Rocket Factory vor gut einem Jahr ihre Pläne zum ersten Mal vorstellte, waren auch die Azoren als möglicher Startplatz im Gespräch. Ihr Vorteil: Sie sind ein Teil Portugals und gehören somit zur EU. Dennoch hätten Starts von den Inseln im Atlantik eine logistische Herausforderung dargestellt. Startplätze in der Nordsee und in Norwegen seien hingegen einfacher zu erreichen, sagt Hörbst.