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Studie Wer besser schläft, lebt länger

Laut einer Krankenkassen-Studie haben besonders Frauen und Schichtarbeiter Probleme, zur Ruhe zu kommen. Wer jedoch schlecht oder zu wenig schläft, hat oft mit Herz-Kreislauf Erkrankungen zu kämpfen.
15.11.2017, 20:06 Uhr
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Wer besser schläft, lebt länger
Von Carolin Henkenberens

Das Gute vorab: Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland schläft gut. Zwei von drei Erwachsenen sind mit ihrer Schlafqualität zufrieden. Wer jedoch im Schichtdienst arbeitet oder flexible Arbeitszeiten hat, leidet deutlich häufiger an schlechtem Schlaf. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie der Techniker Krankenkasse (TK) in Zusammenarbeit mit dem Forsa-Institut.

„Knapp 40 Prozent sehen Jobstress als Hauptursache, dass sie nicht in den Schlaf finden“, erklärte Peter Wendt von der TK am Mittwoch in Berlin. Wer unregelmäßige Arbeitszeiten hat, schläft weniger. Während knapp jeder zweite Berufstätige (48 Prozent) mehr als sechs Stunden pro Tag schläft, schafft das nur jeder Dritte der sogenannten Flex-Beschäftigten.

17 Prozent von ihnen schlafen sogar weniger als vier Stunden. Unter allen Berufstätigen machen das nur sieben Prozent. Wer unregelmäßige Arbeitszeiten hat, bewertet auch die Qualität seines Schlafes weniger oft mit „sehr gut“ oder „gut“ (59 Prozent) als alle Berufstätigen (69 Prozent).

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Das hat Folgen. „Wer schlecht oder zu wenig schläft, hat oft mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsproblemen oder Übergewicht zu kämpfen“, sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. Forscher und Gesundheitsexperten empfehlen für Erwachsene sechs bis acht Stunden Schlaf pro Tag. Unter den Befragten mit schlechtem Schlaf gab mehr als die Hälfte (54 Prozent) an, Muskelverspannungen zu haben, bei jenen mit gutem Schlaf waren es nur 35 Prozent.

Schlechter Schlaf hat auch psychische Auswirkungen, macht schlechte Laune. Schlechtschläfer sind drei Mal so oft gereizt wie ausgeschlafene Menschen (33 zu neun Prozent). Auch fühlen sie sich deutlich häufiger erschöpft (44 zu 21 Prozent) und niedergeschlagen (21 zu sechs Prozent). Wer wiederum schlechter Gesundheit ist, quält sich deutlich öfter mit dem Einschlafen als Gesunde. Ein Teufelskreis.

Nicht ausgeruht nach dem Aufwachen

Ein anderes Ergebnis der Studie ist, dass Schlafprobleme vermehrt bei Frauen und Menschen aus den östlichen Bundesländern auftreten. In diesem Sinne belegt die Studie einen bekannten Fakt: Nämlich, dass Gesundheit auch vom beruflichen und sozio-ökonomischen Status abhängt. Jede dritte Frau gab an, bei leichten Geräuschen aufzuwachen, bei den Männern waren es nur 13 Prozent.

Auch verspüren Frauen häufiger den Wunsch nach einem Mittagsschlaf oder fühlen sich nicht ausgeruht nach dem Aufwachen. Im prosperierenden Baden-Württemberg kommen die Menschen leicht in den Schlaf, nur jeder Zwanzigste berichtet von Einschlafproblemen. Ganz anders ist das in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Hier klagt jeder Fünfte darüber. Für das Gesundheitssystem, aber auch für Unternehmen hat schlechter Schlaf finanzielle Konsequenzen. „Die echten Kosten von schlechtem Schlaf unterschätzen wir oft“, sagte TK-Vorstandschef Baas. Und sie werden, angesichts der steigenden Zahl von Menschen mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten, immer mehr.

"Die Führungskräfte müssen Vorbilder sein"

Die Krankenkasse hat aus den Daten ihrer Versicherten errechnet, dass sich die Zahl der Menschen, die wegen psychisch bedingter Schlafprobleme krankgeschrieben wurden, seit 2010 um 90 Prozent erhöht hat. Knapp 0,5 Prozent der 10,8 Millionen Versicherten waren es im Jahr 2016. Eine kleine Zahl, die Baas zufolge deutlich zu klein sein dürfte, weil oft andere Diagnosen gefällt werden.

„Wir brauchen einen Kulturwandel in Deutschland beim Thema Schlaf“, sagte Utz Niklas Walter vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung, das Unternehmen bei Gesundheitsangeboten für Mitarbeiter berät. „Wer lange schläft, wird als Langschläfer verspottet“, kritisierte Walter. Wer wenig schlafe, keine Pausen mache, dem werde hingegen Anerkennung entgegengebracht. Walter fordert ein Umdenken in Unternehmen. „Die Führungskräfte müssen Vorbilder sein“, forderte er. Etwa, indem sie pünktlich nach Hause gehen.

Firmen könnten auch Ruheräume einrichten, wo ein Mittagsschlaf möglich ist. „Das sollte nicht einfach irgendein Raum im Keller sein“, betonte er. Es müsse ein Wohlfühlort sein, an dem Diskretion gewahrt ist. Doch was verhilft zu einem besseren Schlaf? Tipps gibt es viele. Von der richtigen Raumtemperatur über möglichst wenig Fernsehen oder Dunkelheit im Zimmer. Was auch helfe: „Einfach mal das Smartphone nicht mit ins Schlafzimmer nehmen“, riet Baas. Jeder fünfte junge Mensch gab an, dass ihn das Handy um den Schlaf bringt.

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