Als Adolphus Busch 1857 in Bremerhaven das Schiff North Star betrat, konnte er noch nicht wissen, dass er einst als Bierkönig in die Geschichte eingehen würde. Doch tatsächlich legte Busch die Grundsteine für den heute weltweit größten Brauereikonzern mit 200.000 Mitarbeitern und einem Standort auch in Bremen. Am 10. Juli 1839 in Kastel in der Nähe von Mainz geboren, wanderte der 18-Jährige im Jahr 1857 von Hessen nach Amerika aus.
In St. Louis im Bundesstaat Missouri ließ Busch sich nieder – wie viele Deutsche, sagt Simone Eick, Direktorin des Auswandererhauses in Bremerhaven. Das Museum erinnert an den berühmten Auswanderer, besonders an diesem Freitag, dem Internationalen Tag des Bieres. Bevor es für Busch ans Biermachen ging, verkaufte er jedoch zunächst als Großhändler Brauereibedarf.
"Darüber hat er Eberhard Anheuser kennengelernt", sagt Eick. Der ältere Anheuser hatte eine Brauerei vor dem Ruin bewahrt: die Bavarian Brewery. Die beiden Namensgeber für den heutigen Konzern Anheuser-Busch Inbev waren nicht nur geschäftlich, sondern auch privat verbunden: Adolphus Busch heiratete Lilly Anheuser, die Tochter von Eberhard Anheuser.
Ab 1864 arbeitete Busch schließlich in der Brauerei seines Schwiegervaters und stieg 1869 komplett dort ein. "In dem Moment hat er angefangen, die Idee zu verwirklichen, ein nationales Bier zu produzieren", sagt Simone Eick. Das war eine Vision. Denn zu diesem Zeitpunkt seien Brauereien wegen der geringen Haltbarkeit ein rein lokales Geschäft gewesen.
Jede Stadt habe mehrere Brauereien gehabt – in Amerika oft in deutscher Hand. Doch Busch setzte die Technik des Pasteurisierens ein und baute Kühlhäuser entlang der noch jungen Eisenbahnstrecken. "Von St. Louis konnte das Bier schließlich in die ganze USA verschickt werden." Die Brauerei, die ab 1879 auch seinen Namen trug, wurde unter Busch groß.
Das Bier war nun haltbar geworden und ließ sich länger transportieren. Vor allem die Marke Budweiser, im Jahr 1876 eingeführt, setzte sich durch. "Das war entscheidend, dass er ein Bier geschaffen hat, das nicht sehr spezifisch war im Geschmack." Wenngleich das Bier durchaus ein Imageproblem hatte Mitte des 19 Jahrhunderts.
Deutsche tranken illegal weiter
Die Nativismusbewegung in Amerika richtete sich in dieser Zeit besonders gegen Iren und Deutsche. "Am Bier entzündete sich die Abneigung vieler Amerikaner gegenüber den Deutschen", sagt Eick. Denn viele amerikanische Puritaner seien erbost gewesen wegen der deutschen Sitte, am Sonntag Bier zu trinken, während andere in der Kirche saßen oder zuhause beteten. "Das war wirklich verpönt."
In Chicago kam es zu einem richtigen Aufstand. Die Stadt schloss die Pubs am Sonntag, doch die Deutschen tranken illegal weiter. Daraufhin gab es Festnahmen. "200 Einwanderer wurden verhaftet. Das ist schon eine Menge", sagt Direktorin Eick. Es kam zum Protestmarsch mit Schießereien – als Beer Riot ist der Aufstand bekannt. Unruhen gab es auch in anderen Städten.
In einem Werbespot des heutigen Bierkonzerns sind diese Ressentiments gegenüber Einwanderern dargestellt. Er lief nicht irgendwo, sondern in der Halbzeitpause des Super Bowls im vergangenen Jahr. Der Spot mit dem Titel "Born the hard way" spielt die Geschichte des Auswanderers Adolphus Busch nach, zeigt seine Überfahrt nach New York. "Geh zurück nach Hause!", muss er sich dort anhören. "Im Film ist das natürlich sehr verkürzt. Doch der Nativismus war schon heftig und wirklich fremdenfeindlich."
In Amerika machten sich Eick zufolge viele Deutsche mit kleinen Brauereien selbstständig, in Vierteln, in denen sich ebenfalls Deutsche angesiedelt hatten: in Chicago, New York oder eben St. Louis. Obwohl er seine Heimat verlassen hatte, setzte sich Busch, der durch das Bier vermögend geworden war, für Menschen in Deutschland und Amerika ein. "Er war wirklich ein großer Wohltäter."
Adolphus Busch starb am 10. Oktober 1913 im hessischen Lindschied. Sein Sarg ist jedoch 1915 zurück nach St. Louis überführt worden. Bremen ist mit dem Brauunternehmer weiterhin verbunden. Schließlich ist die Marke Beck’s Teil des Konzerns AB Inbev. Und im Auswandererhaus erinnert eine der vielen Schubladen an den Bierkönig Adolphus Busch, der von Bremerhaven auszog, um Bier zu brauen.
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Gewinnspiel zum Tag des Bieres
Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven bietet anlässlich des Internationalen Tag des Bieres an diesem Freitag, 3. August, eine Führung zu den Esskulturen von Aus- und Einwanderern mit dem Schwerpunkt Bier an. Im Anschluss gibt es eine Bierverkostung mit einem Biersommelier. Die Veranstaltung ist bereits restlos ausgebucht. Das Auswandererhaus und der WESER-KURIER verlosen die letzten beiden Karten. Wer beim Gewinnspiel mitmachen möchte, schickt bis Freitag, 3. August, 12 Uhr eine Nachricht an wirtschaft@weser-kurier.de mit dem Betreff "Adolphus Busch". Der Gewinner der beiden Karten wird ausgelost.