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Wohnungsmarkt Wie sich die Mietpreise in Bremen entwickeln

Um sieben Prozent sind die Kaltmieten in Bremen laut einer Studie zuletzt gestiegen. Experten vor Ort können diese Entwicklung allenfalls bedingt bestätigen. Was steckt dahinter?
22.11.2022, 05:00 Uhr
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Wie sich die Mietpreise in Bremen entwickeln
Von Felix Wendler

Wohnen wird teurer. Das liegt nicht nur an den Nebenkosten, die sich wegen der Energiekrise deutlich erhöht haben. Auch die Kaltmieten wurden vielerorts angepasst: In Bremen seien sie innerhalb eines Jahres durchschnittlich um sieben Prozent gestiegen, heißt es in einer Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Warum diese Zahl nur bedingt aussagekräftig ist – und was Bremer Experten über die Mietpreise sagen. 

Was wurde untersucht?

Das BBSR hat die Mietpreisentwicklung in verschiedenen Städten analysiert. Laut Studie lagen die Angebotskaltmieten in Bremen im ersten Halbjahr 2022 um sieben Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Einen größeren Anstieg habe es in sechs Städten gegeben, darunter zum Beispiel in Leipzig und Kiel. Deutschlandweit beziffern die Studienautoren den Anstieg auf drei Prozent. Datengrundlage waren Inserate in Zeitungen und Immobilienportalen.

Was wurde nicht berücksichtigt?

Die Studie betrachtet ausschließlich die Entwicklung der Angebotsmieten. Sie berücksichtigt nicht, wie sich die Mieten in bestehenden Verträgen verändern. Dort dürfte der Anstieg deutlich geringer ausfallen: "Die Bestandsmieten sind sicherlich nicht um sieben Prozent gestiegen. Das wäre fast unmöglich", sagt der Bremer Baupolitiker Falk Wagner (SPD). Zudem schließt die Form der Datenerhebung bestimmte Angebote aus: Wohnungsunternehmen wie die Gewoba vergeben viele Wohnungen über Wartelisten, die keinen Eingang in die Erhebung fanden. In Bremen ist etwa ein Fünftel der Wohnungen im Besitz der städtischen Wohnungsunternehmen. 

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Wie stark steigen die Kaltmieten bei Gewoba und Co.?

Das private Wohnungsunternehmen Vonovia hat die Kaltmieten in diesem Jahr eigenen Angaben zufolge um durchschnittlich 1,4 Prozent erhöht. Die Brebau, die sich in städtischer Hand befindet, hält laut Geschäftsführer Thomas Tietje vorerst an dem bekannten Vorgehen fest: Alle drei Jahre werde die Kaltmiete bei bestehenden Verträgen um neun Prozent erhöht – maximal erlaubt sind in der Stadt Bremen 15 Prozent. Zudem, so Tietje, habe man auch für absolute Beträge Obergrenzen eingeführt. Es werde also nicht in allen Fällen um neun Prozent erhöht.

Die Gewoba, Bremens größtes kommunales Wohnungsunternehmen, erhöht die Nettokaltmiete bei bestehenden Verträgen einer Sprecherin zufolge jährlich um etwa ein Prozent. Anpassungen bei der Neuvermietung erfolgten "individuell und orientieren sich ganz wesentlich an dem Ziel der Vermietbarkeit". Zum Vergleich: Zwischen 2016 und 2021 sind die Bestandsmieten (kalt) in Bremen um insgesamt 17 Prozent gestiegen. Das geht aus dem Bericht "Wohnen und Bauen" hervor, den die Baubehörde jährlich veröffentlicht. 

Was sagen Experten?

Ein deutlicher Anstieg der Kaltmieten in Bremen sei dem Mieterverein nicht bekannt, sagt Geschäftsführerin Kornelia Ahlring. Ihr Eindruck: Die Vermieter erhöhten eher zurückhaltend und vor allem bei Verträgen mit bislang geringeren Mieten. Wagner sieht die Bestandsmieten laut eigener Aussage nicht als großes Problem.

Teuer könne es bei Umzügen werden: "Viele Vermieter wollen sich den Ärger nicht antun, bestehende Mietverträge anzupassen. Bei Neuvermietungen langen sie dann ordentlich zu", sagt der Baupolitiker. Dieses Phänomen sei in Bremen besonders ausgeprägt. 

Was erwarten die Wohnungsunternehmen?

Brebau-Geschäftsführer Tietje weist auf zweierlei hin: Für die Mieter sei der Anstieg der Kaltmiete derzeit in aller Regel das kleinere Übel. Angesichts einer Vervielfachung der Gaspreise, die auf viele Mieter zukomme, habe die Brebau allerdings Glück gehabt. "Wir haben einen sehr günstigen Gaspreis, der laut SWB auch noch 2023 gilt", sagt Tietje.

Klar sei, dass die Inflation auch die Brebau beschäftige. Die Inflationsrate von durchschnittlich etwa zehn Prozent – in der Baubranche liegt sie deutlich höher – übertreffe die Mieterhöhungen mittlerweile. Das mache es zum Beispiel schwieriger, die Instandhaltung der Wohnungen zu refinanzieren. Andererseits, so Tietje wolle man die Mieter gerade in dieser Zeit nicht mit zusätzlichen Kosten belasten. Was passiere, wenn die Inflation anhielte, lasse sich nicht vorhersagen.

Wie will Bremen bezahlbaren Wohnraum sichern?

Das Bündnis Wohnen für Bremen sieht durch Krieg, Inflation und Baukrise eine zunehmend düstere Zukunft für den Wohnungsmarkt. Der Bremer Senat um Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) verwies zuletzt erneut auf die Wohnraumförderprogramme – das neueste Paket mit einem Volumen von 50 Millionen Euro hatte Bremen im Spätsommer aufgelegt. Mehr Transparenz und Entlastung für Mieter erhoffen sich viele Akteure von dem Mietspiegel, der in Bremen 2024 eingeführt werden soll. 

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