Cyberangriffe können ein ganzes Unternehmen lahmlegen – die Gefahr ist nicht abstrakt. Fälle in Bremen haben gezeigt, welche Auswirkungen die Attacken haben können. Im Frühjahr wurde die Deutsche Windtechnik Opfer eines solchen Angriffs. Der Spezialist für die Instandhaltung und den Betrieb von Windkraftanlagen an Land und auf See schaltete aus Sicherheitsgründen zwischenzeitlich die Verbindungen zur Datenfernüberwachung der Anlagen ab. Ein Angriff traf zuvor unter anderem auch das Fischunternehmen Deutsche See in Bremerhaven. In der Folge konnte zeitweise Ware nicht an die Gastronomie und die Supermärkte ausgeliefert werden.
Von anderen Fällen bekommt die Außenwelt derweil wenig mit. Wie viele Übergriffe aus dem Netz gibt es in Bremens Wirtschaft? Eine Umfrage im Auftrag der Commerzbank ist der Frage der Betroffenheit der Betriebe nachgegangen. Demnach ist rund jedes vierte Unternehmen in Bremen bereits Opfer eines Cyberangriffs geworden. In fast der Hälfte der Fälle versuchten die Täter, mit Betrugsmails an Daten zu gelangen – das Einfallstor ist also der Mensch am Rechner.
Cyberkriminalität ist in den Gesprächen von Banken mit Unternehmen immer wieder ein Thema. Das berichtet Martin Wittkopp, Leiter des Unternehmerkundengeschäfts der Commerzbank in Bremen. Die Bremer Betroffenheit ist dabei – trotz des hohen Anteils – im Vergleich noch niedrig. Das sei die "gute Nachricht". Denn bundesweit gaben 43 Prozent der Unternehmen an, schon selbst Angriffe erlebt zu haben. Wie der Unterschied zustande kommt? Wittkopp kann sich das nicht richtig erklären. Vielleicht hänge das mit der Mentalität der Norddeutschen zusammen – einer gewissen Skepsis? Ein gesundes Misstrauen hält der Banker jedenfalls für wichtig, um nicht auf einen Angriff aufs eigene Unternehmen hereinzufallen.
"Das war relativ offensichtlich, dass das nicht zusammenpasst."
Eine Attacke bei einem Kunden konnte Wittkopp selbst entdecken. Denn plötzlich erreichten ihn im Mailverkehr auffällig unpassende Nachrichten des Kunden. "Das war relativ offensichtlich, dass das nicht zusammenpasst." Viele Unternehmen sehen das eigene Haus dabei zunächst gut gewappnet vor einem Angriff. Wittkopp spricht in diesem Zusammenhang von einem teils "falschem Sicherheitsgefühl". Die Betriebe wüssten vermutlich erst nach einem erfolgreich abgewehrten Cyberangriff, ob sie wirklich ausreichend sicher aufgestellt seien. Eine "gewisse Betroffenheit" sei nicht von der Hand zu weisen, sagt der Bereichsleiter mit Verweis auf die Gespräche mit den Firmenkunden hier am Schüsselkorb. "Es wird mehr", beobachtet Wittkopp die Entwicklung der Fälle. Wenngleich es in den vergangenen Jahren keinen gravierenden Vorfall bei den Kunden der Bank gegeben habe.
Insgesamt nahmen an der Umfrage im Auftrag der Commerzbank bundesweit 2500 Unternehmen teil – davon 100 in Bremen. Befragt wurden Firmen aller Banken mit einem Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro: Freiberufler, Selbstständige, Handwerker sowie kleinere und mittelständische Unternehmen.
Zuletzt wurde in dieser Woche bekannt, dass beim Cyberangriff auf den Autozulieferer und Reifenhersteller Continental auch Daten geklaut werden konnten. Und wie sieht es bei der Commerzbank selbst aus? Gab es bereits Angriffe auf den Konzern? "Das kommentieren wir nicht", sagt Sprecher Thomas Kleyboldt. Denn hier gehe es um sicherheitsrelevante Themen.