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Anstieg bei den Baukosten Wenn der Traum vom Haus platzt

Die Baukosten verteuern sich immer weiter. Das ist auch für Bauträger ein Problem, weil Verträge kaum noch geschlossen werden können. Der Anstieg bei den Preisen bremst das Baugeschehen aus.
08.04.2022, 19:08 Uhr
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Wenn der Traum vom Haus platzt
Von Lisa Schröder

Der Traum von den eigenen vier Wänden dürfte für manchen in diesen Tagen noch ein Stück weiter in die Ferne rücken. Denn die Baupreise steigen ungebremst. Zugleich haben sich die Zinsen für Immobilienkredite, wie berichtet, spürbar erhöht. Die Entwicklung beobachtet auch der Chef des Bremer Bauträgers Interhomes. "Die Baukosten explodieren zum Teil", sagt Vorstand Frank Vierkötter. Wegen der starken Bewegungen könne man mit Bauunternehmen derzeit keine festen Verträge zum Material aushandeln. "Da müssen wir Tagespreise bezahlen." Das sei ein Problem, weil mit den Kunden natürlich ein Preis fürs Haus ausgemacht worden sei. "Die Situation ist schon dramatisch."

Was für die Branche dazukommt: Die Lieferung von Material ist keineswegs sicher. Die Lieferketten gerieten bereits während der Pandemie durcheinander. "Es ist nichts mehr da, wo es sein sollte", drückt es Vierkötter pointiert aus. Im Moment sei nicht absehbar, ob in den nächsten Monaten alle Materialien vorhanden seien, um die Häuser fertigstellen zu können. Seit 26 Jahren sei er in der Branche. "Ich kann mich nicht erinnern, solch eine Situation schon mal erlebt zu haben", sagt Vierkötter. Es werde mit den Kunden auch über Alternativen gesprochen – etwa für das derzeit rare Eichenparkett.

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Überdurchschnittlich stark verteuerten sich schon im November Zimmer- und Holzbauarbeiten. Russland und die Ukraine sind zudem wichtige Zulieferländer für Stahl. "Das macht sich fast in allen Produkten bemerkbar", so der Vorstand des Bauträgers zu den Preissprüngen. Obendrauf kämen die höheren Energiekosten, die alle Produkte zusätzlich verteuerten. Können da noch alle Häuslebauer mithalten? "Für viele Interessenten ist die Schmerzgrenze überschritten. Das muss man so deutlich sagen", so Vierkötter. Der Unternehmenschef findet es schade, dass der Wunsch nach dem Eigenheim für einige aktuell damit nicht in Erfüllung gehen kann.

Welche Folgen sind abzusehen?

Interhomes baut in ganz Deutschland. In Bremen gibt es aktuell zwei größere Projekte – eins davon ist die Gartenstadt Werdersee. Zu welchen Verzögerungen es bei den Projekten kommt, das sei noch nicht klar. "Wir sind im Moment sehr vorsichtig", sagt Vierkötter. Insgesamt geht er davon aus: "Es wird definitiv weniger gebaut werden." So sei es schwierig, neue Verträge mit Kunden zu schließen, denn auf die Höhe der Baukosten sei derzeit kein Verlass mehr.

Von Verzögerungen und Stornierungen bei Projekten berichtet auch der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Niedersachsen-Bremen Jörn P. Makko. Ein Aufschub führe dabei automatisch dazu, dass die Kosten für ein Bauvorhaben stiegen. "Bauen wird auf jeden Fall teurer – über viele Produktgruppen", sagt Makko grundsätzlich zur Entwicklung.

Wie geht es mit der Förderung fürs Bauen weiter?

Das Bundeswirtschaftsministerium hat in dieser Woche angekündigt, eine neue Förderung für energiesparendes Bauen auf den Weg zu bringen. Ab dem 20. April soll es möglich sein, Anträge zu stellen – allerdings nur noch für den Standard EH40. Im Januar hatte das Haus von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Programm bei der KfW vorläufig gestoppt, weil es angesichts des Auslaufens der Förderung zu einer Antragsflut gekommen war. Das abrupte Ende des Programms sorgte für viel Unmut bei Bauunternehmen und Hausbauern.

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Der plötzliche Wegfall der Förderung sei für die Baubranche ein "Schlag ins Kontor" gewesen, sagt Makko vom Bauindustrieverband. Ganze Projektplanungen habe das über den Haufen geworfen oder zu deren Aufschub geführt. "Das sorgt auch für erhebliche Mehrkosten. Wer baut, der braucht Sicherheit", kritisiert Makko das Vorgehen. Die nun geplante eine Milliarde Euro für das neue Programm sei viel zu wenig. Frank Vierkötter stimmt dem zu: "Das reicht überhaupt nicht aus." Der Anspruch sei zwar richtig, dass die Häuser eine immer bessere energetische Bilanz aufweisen sollen. Das mache die Sache aber wiederum teurer. Und auch die Grundstückspreise seien gestiegen.

Wie hoch war der Anstieg zuletzt?

Im Februar war beim Neubau von Wohnungen in Deutschland erneut ein sichtbarer Zuwachs zu beobachten. Die Preise für konventionell gefertigte Wohngebäude stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamts gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,3 Prozent. Auch der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes rechnet damit, dass die Baupreise hierzulande in diesem Jahr weiter zulegen werden.

Die Bauindustrie sei gut durch die Pandemie gekommen, konstatiert Makko, trotz der Materialengpässe und deutlichen Preissteigerungen: "Wir hatten Verwerfungen." So verteuerte sich etwa Holz in kurzer Zeit rasant. Manch anderer unscheinbarer Baustoff wurde zur Mangelware. Jetzt sei man eigentlich davon ausgegangen, wieder in geregelte Abläufe zu kommen, so Makko. "Prompt erwischt uns die nächste Krise." Der Branchenvertreter sagt, angesichts des unermesslichen Leids der Menschen in der Ukraine wolle man sich nicht beklagen. Klar sei aber, dass der Krieg Folgen für die Bauwirtschaft haben werde.

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