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Spitzentreffen im Bundestag Bremerhavener Lloyd-Werft hat Chancen auf Milliarden-Auftrag

Noch ist nichts spruchreif, sagt die Lloyd-Werft. Doch es gibt bereits Gespräche mit der Bundesregierung. Das Unternehmen könnte für das Land Bremen einen Jahrhundert-Auftrag an Land ziehen.
07.07.2023, 19:03 Uhr
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Bremerhavener Lloyd-Werft hat Chancen auf Milliarden-Auftrag
Von Jürgen Hinrichs

Das Projekt ist gigantisch und für das Land Bremen von ungeheurer Bedeutung: Ein Auftrag über etliche Milliarden Euro, verbunden mit mutmaßlich mehr als 1000 neuen Arbeitsplätzen für hoch qualifizierte Fachkräfte. Das ist die Chance, und sie rückt näher.

In dieser Woche gab es nach Informationen des WESER-KURIER im Bundestag ein Spitzentreffen zum Plan, auf dem Gelände der Lloyd-Werft in Bremerhaven Konverter zur Umwandlung von Offshore-Strom zu bauen. Jedes dieser Stahlungetüme, vollgepfropft mit Hochtechnologie und verankert auf hoher See, hat einen Wert von rund zwei Milliarden Euro. In Aussicht stehen allein für Deutschland zunächst 18 Stück. Am Ende sollen es 33 sein.

Um so ein Volumen stemmen zu können, fordern die beteiligten Unternehmen Bürgschaften und andere Absicherungen vom Bund. Darum das Gespräch in Berlin, an dem unter anderem ein hochrangiger Vertreter des Bundeskanzleramts teilgenommen hat. Mit am Tisch saßen dem Vernehmen nach außerdem Abgesandte von Siemens, der Netzbetreiber Amprion, Tennet und 50Hertz und der Lloyd-Werft. An der Werft ist mit 50 Prozent die Bremerhavener Stahl- und Schiffbaugruppe Rönner beteiligt. Jeweils 25 Prozent besitzen der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech und der Schiffbauer Lürssen aus Bremen-Nord.

Habeck sprach bereits vor Wochen mit der Lloyd-Werft

Erstmals öffentlich geworden sind die Pläne Anfang Mai anlässlich eines Besuchs des Maritimen Koordinators der Bundesregierung, Dieter Janecek, auf der Lloyd-Werft. Der Werftvorstand hatte damals betont, dass sich das Unternehmen mit dem Know-how und der Technik seiner Anteilseigner für den Bau der großen Umspannwerke bestens gerüstet sehe. Wenige Tage vorher war es am Rande einer Wahlkampfveranstaltung der Bremer Grünen zu einem Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) über das Projekt gekommen, wie der WESER-KURIER erfahren hat. Aktuell will sich Werft-Geschäftsführer Thorsten Rönner nicht weiter zu den Plänen äußern. "Noch ist nichts wirklich spruchreif", erklärt er auf Anfrage.

Der Bedarf an Konvertern ist enorm. Die Bundesregierung hat zu Jahresbeginn mit dem Windenergie-auf-See-Gesetz die Menge geplanter Offshore-Anlagen massiv angehoben und muss nun diesem Ziel gerecht werden. Bis zum Jahr 2030 sollen laut Gesetz mindestens 30 Gigawatt installierte Leistung erreicht werden. Zurzeit sind es in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee etwas mehr als acht Gigawatt. Bis zum Jahr 2045 wird von der Regierung das Ziel von mindestens 70 Gigawatt angepeilt.

Bislang nur ein europäischer Standort für Konverter-Bau

Ein einzelner Konverter verarbeitet zwei Gigawatt. Diese Leistung zugrunde gelegt, benötigt allein Deutschland jede Menge davon. Zählt man die Offshore-Windparkprojekte im restlichen Nordeuropa dazu, erhöht sich das Potenzial noch einmal um ein Mehrfaches. Produziert werden die Umspannwerke in Europa bislang nur im spanischen Cadiz. Außerhalb Europas zum Beispiel in Singapur und Dubai. Die Bundesregierung dürfte ein Interesse daran haben, einen Teil der gewaltigen Wertschöpfung nach Deutschland zu holen.

Die Lloyd-Werft in Bremerhaven ist eine klare Option. Platz gibt es dort genug. Nach Informationen von Insidern, die mit dem Projekt befasst sind, werden für den Bau der Fertigungsplattform 2,6 Hektar benötigt. Kosten: 60 Millionen Euro. Ist diese Arbeit getan, kann mit dem ersten Konverter begonnen werden.

Dafür kommt zunächst der Stahlbauer Rönner ins Spiel. Später die Zech-Gruppe mit ihrem Unternehmen ROM-Technik, das auf die Planung und Installation von Gebäudetechnik spezialisiert ist. Siemens schließlich rüstet den Konverter mit der Umspanntechnik aus. Sie wandelt den von den Windkraftanlagen erzeugten Wechselstrom in Gleichstrom um. Das minimiert die Übertragungsverluste. Durch Kabel im Meeresboden weitergeleitet, wird die Energie an Land von anderen Konvertern wieder zu Wechselstrom gemacht.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat für die Produktion der Umwandler einen weiteren Standort im Blick: die Marinewerft in Rostock-Warnemünde. Das muss keine Konkurrenz zu Bremerhaven sein, denn die Auftragsmenge ist so groß, dass sie unmöglich an einem Ort abgearbeitet werden kann. In Warnemünde gibt es das Problem, dass die Fläche noch nicht zur Verfügung steht. Sie gehört der Bundeswehr, und die ziert sich noch – Sicherheitsbedenken. In dem Arsenal werden Marineschiffe gewartet und repariert. Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern rechnet nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen mit einer Entscheidung.

So oder so und an welchem Ort auch immer muss es jetzt schnell gehen, will die Bundesregierung ihre Messlatte beim Ausbau der Offshore-Windenergie nicht reißen. Die Planer gehen von einigen Jahren aus, bis der erste Konverter an einem der Windparks zum Einsatz kommen kann. "2031", sagt ein Insider.

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