Mit einem Feueralarm ist das neue Gaskraftwerk der Bremer SWB im Ortsteil Hastedt an den Start gegangen. Als Kraftwerksleiter Marcus Bol und SWB-Vorstandssprecher Karsten Schneiker Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) und einem Medientross die neuen Anlagen vorstellten, löste der Feuermelder plötzlich mit lautem Geheul Alarm aus. Als die Besuchergruppe das Gebäude verlassen hatte, stellte es sich als falscher Alarm heraus. Die Frage war, ob jemand aus Versehen irgendeinen Knopf gedrückt oder irgendetwas berührt hatte. Senatorin Vogt sagte direkt: „Ich war es nicht.“ Am Ende soll der Rauch vom aufgebauten Bratwurstgrill zum Feueralarm beigetragen haben. Damit ist auch diese Premiere gelungen.

Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt und SWB-Vorstandssprecher Karsten Schneiker schneiden zum Start des neuen Gas-Blockheizkraftwerks das rote Band durch.
Wieso setzt man bei Kraftwerken auf Gas?
Wirtschaftssenatorin Vogt machte in ihrer Rede deutlich: "Angesichts des politischen Rahmens, den man sich gesetzt hat, werden wir dieses Blockheizkraftwerk mit Sicherheit noch eine Weile brauchen." Die Umstellung der Autos von Verbrenner auf E-Motor sowie die Umstellung großer industrieller Bereiche auf Wasserstoff ziehe Kreise. "Wir werden in Deutschland nicht in der Lage sein, den regenerativen Strom zu erzeugen, den wir brauchen." Man werde immer Importland bleiben – auch beim Wasserstoff. "Es ist völlig illusorisch zu meinen, diese Strombedarfe auf der Nordsee oder an Land decken können."
Das neue Gaskraftwerk soll künftig die Produktion von Strom und Gas aus Steinkohle auf dem gleichen Gelände ersetzen. Es ist technisch darauf ausgelegt, dass es neben regulärem Erdgas auch Biomethan oder anteilig Wasserstoff verbrennen kann. Bremen hat laut Vogt seinen CO2-Ausstoß verglichen mit 1990 um 23 Prozent gesenkt. "Das ist gut, reicht aber längst nicht aus." Das Kraftwerk sei ein weiterer Schritt.
Was kann das neue Gaskraftwerk?
Das moderne Blockheizkraftwerk kommt mit seinen neun Motoren bei der Produktion von Strom auf eine Leistung von bis zu 104 Megawatt sowie 94 Megawatt thermische Leistung für die Fernwärme. Durch die Kraft-Wärme-Kopplung werden jedes Jahr etwa 550.000 Tonnen CO2 eingespart.
Der Energieversorger hat gut 140 Millionen Euro in den Standort investiert. „SWB sichert damit die Wärmeversorgung für den Bremer Osten“, sagte Vorstand Schneiker. Der letzte Kohleblock in Bremen wird ersetzt und zusammen mit dem Müllheizkraftwerk in Findorff wird das Wasser für die Fernwärmeleitungen auf die richtige Temperatur erhitzt. Der Strom würde rechnerisch für mehr als 140.000 Haushalte reichen, die Wärme für gut 22.000 Haushalte. Die neue Anlage wurde innerhalb von drei Jahren und damit so gut wie im Plan durch ein Konsortium der Firmen Uniper und der finnischen Wärtsila gebaut. "Wenn wir überall drei Jahre Bauzeit hätten, vor allem im öffentlichen Sektor, wären wir froh", sagte Vogt.
Seit wann gibt es das Kraftwerk in Hastedt?
1906 ging das erste Steinkohlekraftwerk im damals neuen Ortsteil Hastedt auf einer Düne an der Weser an den Start. Es hatte eine Leistung von 1,2 Megawatt. Seitdem wird die Kohle per Binnenschiff zum Kraftwerk transportiert. Seit 1978 versorgt der Standort den Bremer Osten auch mit Fernwärme, Mercedes bekommt als größter Industriekunde seine Energie von hier.

Im Vordergrund steht das neue Blockheizkraftwerk, das nun Strom für mehr als 140.000 Haushalte sowie Wärme für gut 22.000 Haushalte liefern kann. Im Hintergrund ist das weithin sichtbare alte Gaskraftwerk zu sehen.
Was passiert mit dem alten Kraftwerk und den Beschäftigten?
Das Kohlekraftwerk von Block 15 wird noch bis mindestens 2024 laufen. Ursprünglich sollte in diesem Jahr Schluss sein mit der Kohleverstromung. Für die mehr als 50 Beschäftigten, die derzeit in drei Schichten in dem Kohlekraftwerk arbeiten, sollen innerhalb des Konzerns neue Aufgaben zukommen. SWB-Vorstandssprecher Schneiker machte deutlich, dass für die Beschäftigten, die Jahrzehnte im Kohlekraftwerk gearbeitet haben, der Donnerstag langfristig das Ende ihrem bisherigen Kraftwerk bedeuten werde: "Wenn die Öffentlichkeit den Wert einer solchen Anlage nicht mehr schätzt, der Brennstoff ersetzt und die Anlage stillgelegt wird, ist das nicht einfach." Schneiker weiß, wovon er spricht: Bevor er in den SWB-Vorstand berufen wurde, war er Leiter des Hamburger Kohlekraftwerks Moorburg, das vor gut zwei Jahren stillgelegt wurde.
Wann wird die neue Fernwärmeleitung fertig?
Bis Jahresende sollen nach SWB-Angaben vom Donnerstag alle Rohre in der Erde sein. Womöglich könnte sich die Asphaltierung der aufgerissenen Straßen aber noch bis ins neue Jahr ziehen.