Am Rande des Schönebecker Auetals liegt das herrschaftliche Schloss Schönebeck. Es ist ein imposanter zweigeschossiger Fachwerkbau mit einer barocken Dachkonstruktion. Als Museum des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung gewährt es Einblick in die jüngere Geschichte des Orts. Als Gebäude bekundet das im 17. Jahrhundert errichtete Schloss eine weiter zurück reichende, bewegte Vergangenheit.
Schönebeck. Die Anfänge der Gutsherrschaft ist der mit dem Gut Blomendal vergleichbar. Beide Gründer stammen aus der Familie der Ritter von Oumünde. Beide wurden etwa zur gleichen Zeit - um 1350 - mit umfangreichen Ländereien belehnt. Eine Burg, ähnlich der in Blomendal, dürfte auch in Schönebeck gestanden haben.
In einer Urkunde von 1357 wird der Ritter Johann von Oumünde erstmals als "von Schönebecke" genannt. Erzbischof Johann Rode bestätigte um 1500: "De van Schönebecke dat sünd rechte van Oumünde". Eine protokollarisch wichtige Feststellung, denn die Mitglieder dieser Familie hatten wichtige Aufgaben zu erfüllen. Im Ansehen stand die Schönebecker Linie höher als die Blomendaler.
Vielfach übernahmen die nicht erbberechtigten Ritter kirchliche Ämter. So war ein Johann von Schönebeck Probst zu Wildeshausen. Ein Georg Hinrich saß 1588 als Domherr im Bremer Domkapitel. Die Erbgesessenen dieser Linie, also die Besitzer des Gutes, waren von Alters her gemeinschaftlich mit den Herren von der Hude Richter der früheren Börde Lesum. Das Erbbegräbnis der von Oumünde und Schönebeck war Lesum.
Damit ist aber noch nichts über das Schloss selbst gesagt. Die Baugeschichte begann mit dem Ritter Franz Wilken zu Schönebeck, der nach dem Tod seines Vaters 1610 "Erbgesessener und Richter der Börde Scharmke und Leßem" wurde. Infolge des Dreißigjährigen Krieges hatte er sich erheblich verschuldet. Nach dem seine erste Frau gestorben war, verlobte er sich mit der einzigen Tochter des wohlhabenden schottischen Edelmanns Lundi, der als Obrist in der schwedischen Armee diente und auf Schloss Bremervörde residierte.
Ein Schloss als Konkursmasse
Das war ein geschickter Schachzug. Der wohlhabende Schwiegervater machte das Schönebecker Gut schuldenfrei. Aber Franz Wilkens starb 1661 noch vor der Hochzeit. Der abgeschlossene Ehevertrag wurde aufgehoben. Die Schönebecker Güter gerieten in Konkurs. Bei einer Versteigerung wurden sie dem Reichsfreyherrn Jakob von Schlebusch zugeschlagen. Als Oberst von Schlebusch 1676 starb, hinterließ er seiner Witwe einen ansehnlichen Schuldenberg. Die Freyfrau von Schlebusch wollte das Gut verkaufen.
Da der Wert des Gutes in einem Kaufvertrag mit der Stadt Bremen 1677 auf 30000 Taler festgesetzt wurde, müssen die laufenden Einnahmen des Gutes gesund gewesen sein, und die Schulden sich auf die Hypotheken des Schlosses bezogen haben.
Der Bremer Rat war sehr interessiert an dem Gut. Hatte er doch mit dem erworbenen Gut Blomendal positive Erfahrungen gemacht. Für die nicht unerhebliche Anzahlungssumme von 3000 Talern wurde ein Teil des Ratssilbers verkauft. Jeder neu gewählte Ratsherr sollte zu den 60 Talern Statutengeld zusätzlich 90 Taler "zur Bezahlung und Befreiung des Gutes Schönebeck beibringen". Nun waren die Herzogtümer Bremen und Verden im Westfälischen Frieden den Schweden zugesprochen. Die schwedischen Spitzenbeamten saßen in Stade.
Von dort wurden der Witwe Schlebusch wegen des Kaufvertrags "allerley Unmut, Beschwernüße und Widerwärtigkeiten" zuteil. Sie könne das Gut, so hieß es in Stade, "an jeden Eingesessenen im Lande oder an Cavaliere veräußern, nur nicht an Bremenser", die zum Ärger des Adels "Schreiber auf die Landtage schickten".
So hatte Bremen das Nachsehen. Gut und Schloss Schönebeck gerieten 1682 an den Obersten Friedrich von der Borch. Erst 1950 kam das Schloss in bremischen Besitz. Nach jahrelangen Sanierungsarbeiten übernahm vor 40 Jahren der Heimat- und Museumsverein für Vegesack und Umgebung das Gebäude. Mit seinen Ausstellungen über Schiffbau und Schifffahrt, der Wohnkultur des 19. Jahrhunderts, zahlreichen Gemälden und prähistorischen Sammlungen hat der rührige Verein das Schloss zu einem kulturellen Schmuckstück entwickelt. In der barocken Schlosshalle finden häufig Konzerte und Ausstellungen statt, die das kulturelle Leben im Bremer Norden bereichern.