Trotz des wenig einladenden Wetters sind alle Plätze im Außenbereich des Bäckers besetzt. Menschen mit den unterschiedlichsten Hautfarben und Sprachen unterhalten sich angeregt. Kinder schwirren herum. Hunde bellen. Der Inhaber eines türkischen Gemüsegeschäftes arrangiert eifrig seine Auslage, während ein paar junge Radfahrer zwischen Passanten hindurchflitzen und dafür vorwurfsvolle Blicke ernten.
Die ganze Szenerie ist auf eine angenehme Weise belebt. Es ist nicht laut, aber es könnte ruhiger sein. Es ist nicht dreckig, aber es könnte sauberer sein. Auch die deutlichen Urinspuren in der Nähe des Geldautomaten und am Ausgang der angrenzenden Passage dürften gerne fehlen. Die Ecke der Gorsemannstraße, an der wir den WESER-KURIER-Sommersitz aufgebaut haben, ist keine städtebauliche Schönheit. Sicher nicht. Doch darauf kommt es auch nicht an. Sagen zumindest einige der Menschen, die hier in Kattenturm und im Rest Obervielands leben. Man bekomme alles, was man zum Leben brauche und sei gut angebunden. An den Rest der Stadt, aber auch – allem Beton im Zentrum Kattenturms zum Trotz – an die Natur drumherum.„Ich lebe bereits sehr, sehr lange hier“, erklärt Christiane Preusche. 43 Jahre meint die 67-Jährige damit. Zunächst war sie Arzthelferin. Anschließend arbeitete sie bei einer Krankenkasse. „Es geht hier sehr multikulturell zu. Das gefällt mir. Das funktioniert.“ Ähnlich sieht das auch Dieter Oehlke. Er lebt sogar noch länger als Preusche in Obervieland. 45 Jahre.

Volkhard Sachs bemängelt die Pflege des Cato-Bontjes-van-Beek-Platzes.
Noch deutlicher drückt das Stefan Markus aus. Er bezeichnet das BGO als „Anker“ des Stadtteils. Das verwundert kaum, schließlich ist der Sozialdemokrat nicht nur Sprecher des Ortsbeirates, sondern auch Leiter des BGO. „Menschen erhalten bei uns die Möglichkeit, sich in Gruppen und Projekten zu verwirklichen. Wir sorgen für eine soziale Infrastruktur.“ Markus lebt „erst“ seit zwei Jahrzehnten in Obervieland. „Ich habe Findorff der Liebe wegen verlassen.“

Dieter Oehlke (r.) spricht über Integration, während sich am Sommersitz eine Schlange bildet.
Als ein weiterer Anker im Stadtteil kann sich getrost der TuS Komet Arsten betrachten. Er sei der größte Sportverein im Bremer Süden, wie sein Vorsitzender Andreas Vroom betont. „Über den Sport kann alles zusammenwachsen“, sagt der 47-Jährige, der ganz nebenbei auch Präsident des Landessportbundes ist. Einen aktiven Beitrag zur Integration, über die Stadtteilgrenzen hinaus, leisten seine Kometen zurzeit in einem Teil der Vereins-Tennishalle. Dort sind bis zum 31. August Flüchtlinge untergebracht.
„Das ist bislang eine Erfolgsgeschichte.“ Vroom ist seit 41 Jahren Arster und liebt seinen Ortsteil: „Während des Studiums habe ich drei Jahre in der Neustadt gelebt. Das fand ich etwas verstörend.“ Er liebe den dörflichen Charakter Arstens. „Wenn ich zum Bäcker gehe, habe ich morgens bereits zehn Bekannte getroffen. Das ist schön.“ Zu so viel Lokalpatriotismus passt auch, dass Vrooms Ehefrau, Silke Stehmeier, ebenfalls gebürtige Arsterin ist.
Lediglich elf Jahre – aber immerhin – hat Katrin Klapper in Arsten gewohnt. Doch vor vier Jahren zog es die zweifache Mutter auf die andere Seite Obervielands. Nach Kattenesch. „Dort ist es besonders lebenswert. Wir haben Ruhe und dennoch eine schnelle Anbindung an das Zentrum.“ Einzig an der Verkehrssituation in ihrer Straße würde Klapper gerne etwas ändern. „Das ist eine Spielstraße. Da gelten sieben Stundenkilometer und nicht 30. Das wird leider nicht immer beachtet.“

Katrin Klapper lebt mit Tochter Pia und Sohn Eike in Kattenesch.
Ein wenig Kritik hat auch Volkhard Sachs zum Sommersitz mitgebracht. Das Mitglied der CDU-Beiratsfraktion bemängelt den Zustand des Cato-Bontjes-van-Beek-Platzes. „Sicherlich kann der Umweltbetrieb nicht jedes kleine Stück Grün in Bremen pflegen, aber das Denkmal für diesen Widerstandskämpfer müsste wirklich besser in Schuss gehalten werden.“
Anke Landwehr kommt mit dem Sommersitz am heutigen Dienstag nach Huchting. Wer ihr etwas über das Leben in diesem Stadtteil erzählen möchte, trifft sie zwischen 10 und 13 Uhr in der Stadtteilfarm Am Sodenmatt 15.
Die weiteren Sommersitz-Termine
18. August: Huchting
19. August: Woltmershausen
20. August: Seehausen
21. August: Östliche Vorstadt
24. August: Schwachhausen
25. August: Vegesack
26. August: Vahr
27. August: Horn-Lehe
28. August: Borgfeld
31. August: Oberneuland
1. September: Blockland
2. September: Burglesum
3. September: Blumenthal
4. September: Osterholz