„Ich lebe in Münster auf zehn Quadratmetern. Ich brauche nicht so viel“, sagt Johanna Browne, die jetzt in der Hochschule Bremen mit dem mit 1800 Euro dotierten Alvar-Aalto-Preis 2015 ausgezeichnet wurde. Das Thema des diesjährigen Architekturwettbewerbs lautete „Wohnen kompakt“: Studierende sollten Konzepte für das Areal gegenüber des Cambrai-Dreiecks nahe der Kaserne am Niedersachsendamm (Huckelriede) entwerfen.
Den von der Gewoba gestifteten Preis gibt es seit 2003. Er wird alle zwei Jahre gemeinsam mit dem Fachbereich Architektur der Hochschule Bremen verliehen. Die prämierten Konzepte von sechs Preisträgerinnen und Preisträgern sind bis Freitag, 20. November montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr im Ausstellungsraum der Hochschule Bremen, Neustadtswall 30, im Raum AB 10 zu sehen.
Johanna Browne studiert im siebten Semester an der MSA Münster School of Architecture (Fachhochschule Münster). Lob für ihren Entwurf kam bei der Preisverleihung auch von Katja-Annika Pahl, Professorin an der School of Architecture an der Hochschule Bremen: Johanna Browne habe ein „sehr ungewöhnliches, eigenständiges Konzept einer verdichteten Bebauung in mehreren Hochgeschossen“ vorgelegt. Unter dem Titel „Ribbon“ habe sie Wohnungen wie an einer Perlenkette aufgereiht, darunter Fünf-Zimmer-Wohngemeinschaften und Ein-Personen-Apartments. Alle werden über einen Laubengang erschlossen und verfügen über große Gemeinschaftsräume.
Wie wichtig solche kreativen Impulse für die Entwicklung einer Stadtgesellschaft sind, unterstrichen die Laudatoren bei der Preisverleihung. Denn bezahlbarer Wohnraum ist in Bremen knapp. Auch wenn Bausenator Joachim Lohse (Grüne) betonte, dass das „Bündnis für Wohnen“ inzwischen viel erreicht habe. „Wir haben innerhalb von fünf Jahren die Anzahl von Neubauwohnungen von 800 auf 1600 verdoppeln können. 2015 sind es sogar 2000 Wohneinheiten“, sagte Lohse. Angesichts der großen Nachfrage und der vielen Flüchtlinge, die Bremen bis zum Jahresende aufnehmen wird, ist das allerdings nicht genug. Lohse betonte, der Senat wolle einen weiteren Anstieg der Wohnkosten verhindern. „Nächste Woche werden wir ein Sofortprogramm Wohnungsbau auf den Weg bringen.“
Eine Perspektive für ihn: flächeneffizientes Bauen und weniger Fläche für den einzelnen Wohnraum-Nutzer. „Insofern treffen die Entwürfe genau den Nerv der Zeit“, unterstrichen Lohse und Senatsbaudirektorin Iris Reuther, die auch Mitglied der Jury war. Professorin Reuther ergänzte: „Es geht um eine qualitätvolle Form des Wohnens.“ Laut Lohse liegt die Anzahl der Single-Haushalte in Bremen derzeit bei 50 Prozent.
Nicht alle Singles sind allerdings so genügsam wie Johanna Browne. Laut Lohse beansprucht durchschnittlich jede Bremerin und jeder Bremer eine Wohnraumfläche von 46,5 Quadratmetern. Die Gewoba zeichnete zudem drei Studierende vom Fachbereich Architektur der Hochschule Bremen mit einer Anerkennung von jeweils 700 Euro aus:: Anja Link für ihr Konzept „zusammen:wohnen“, Janne Matthies für den Beitrag „Begegnungen. Integriertes Studentenwohnheim“ und Etienne Schumacher für das Konzept „Wohnen hoch drei“. Mit zwei Sonderpreisen von je 350 Euro wurden Marek Cehula und Ondrej Jurco sowie Christiane Kemna von der Hochschule Wismar bedacht.