Herr Schwietering, essen Sie in Bremen lieber Rollo oder Döner?
Holger Schwietering: Lieber Döner. Rollo ist zwar etwas Feines, aber Döner ist doch noch mehr in meinem Herzen verankert. Für den Rollo bei Tandour im Viertel würde ich allerdings viele Kilometer fahren. Der ist der Brüller.
Sie sind für Ihre Youtube-Tests in ganz Deutschland unterwegs. Können es Bremens Döner mit dem Rest der Republik aufnehmen?
Bremen ist sogar erstaunlich gut, was qualitativ hochwertige Döner angeht. Besser als Hamburg auf jeden Fall.
Welche Läden haben es Ihnen hier in der Region besonders angetan?
Zuletzt war ich bei Siggy‘s Gemüse Kebap in der Neustadt, der einen hervorragenden Steakdöner anbietet. Auch die smashed Burger-Kreationen bei Moodburger haben mich überzeugt oder die frittierten Hähnchenstücke bei Happy Fingers. Aber auch im Umland gibt es einige leckere Imbisse, wie zum Beispiel der Döner bei Lava Grill in Delmenhorst, der am offenen Feuer grillt.
Was macht für Sie einen guten Döner aus?
Das Kernstück ist das Fleisch, das muss hochwertig sein. Die restlichen Zutaten wie das Brot, die Soßen oder der Salat sollten gut darauf abgestimmt werden. Ich vergleiche das gerne mit einem Konzert und den verschiedenen Instrumenten. Die Anbieter müssen dafür jedoch bereit sein, entsprechend zu investieren. Viele arbeiten leider immer noch mit etlichen Geschmacksverstärkern und auch die perfekte Mischung gelingt leider den wenigsten. Von 100 Dönern sind 99 Schrott.
Sie sagen, die Anbieter müssen in Qualität investieren. Das schlägt sich natürlich auf den Verkaufspreis nieder. Schon jetzt gibt es Beschwerden, der Döner sei zu teuer geworden.
Jeder von uns weiß von seinem eigenen Einkauf um die gestiegenen Lebensmittelpreise. Das Problem ist aus meiner Sicht eher, dass viele Imbissbesitzer Müllprodukte abliefern und teuer verkaufen. Das regt die Leute auf. Wenn jemand einen richtig guten selbstproduzierten Döner samt Brot anbietet, sind die meisten durchaus bereit, dafür zehn Euro zu bezahlen.
Woran erkennt man als Laie einen guten Dönerspieß und wann sollte man ihn lieber meiden?
Hackfleischspieße oder eine durchgehende Masse sind in der Regel qualitativ nicht so gut. Besser sind selbst geschichtete Spieße, bei denen die verschiedenen Lagen zu erkennen sind. Bei einem tiefgefrorenen Spieß klebt die Spitze fest. Außerdem läuft viel Flüssigkeit aus dem Fleisch. Bei einem selbst gemachten Spieß verteilt sich das Fleisch ungleichmäßiger auf dem Boden des Dönerspießes und wabbelt ein bisschen wie Wackelpudding.
Wie essen Sie persönlich Ihren Döner am liebsten?
Mit Rindfleisch, bei dem das Tier mindestens 18 Monate alt ist. Zum einen aus ethischen Gründen, weil die Trennung vom Muttertier dann nicht mehr so schlimm ist. Danach liefert für mich das Fleisch der Färse den besten Fettgehalt und Geschmack. Soße und Salat brauche ich nicht viel, etwas Tomaten und Zwiebeln, damit der Fleischgeschmack im Vordergrund steht.
Mal melden Sie sich für Ihre Testvideos vorab an, mal sind Sie undercover unterwegs. Macht das einen Unterschied?
Wenn ich die Läden zum ersten Mal vorstelle, bin ich meist offiziell mit der Kamera da, um mit den Besitzern zu sprechen und zu zeigen, wie sie ihren Döner oder etwas anderes zubereiten. Der interessante Part kommt in den Wochen und Monaten danach, wenn ich die Läden erneut teste – dann aber versteckt. In 80 Prozent der Fälle ist es dann nicht mehr gut.
So war es beispielsweise bei einem Dönerladen in Bremerhaven, den Sie zunächst stark gelobt haben.
Als ich offiziell dort war, habe ich ein spezielles Brot bekommen, beim versteckten Test war es deutlich schlechter. Das geht nicht. Ich möchte keine Sonderbehandlung. Die Zuschauer sollen die gleiche Qualität wie ich bekommen, sonst haben meine Videos auch keinen Mehrwert.
Wie wählen Sie die Imbisse aus?
Viele Tipps bekomme ich direkt durch die Zuschauer meiner Videos. Nach jedem Beitrag kriege ich etliche Vorschläge zugeschickt. Ist ein Laden besonders oft dabei, schaue ich ihn mir genauer an. Manchmal kommen die Läden selbst auf mich zu. Da muss man aber genau hinschauen, denn viele machen sich gerne mal besser, als sie sind.
Vermutlich nicht ohne Grund. Einige Medien sprechen schließlich schon vom „Holle-Effekt“ auf die Läden, die Sie testen. Bekommen die Imbisse nach einem erfolgreichen Test mehr Zulauf?
Das ist häufig tatsächlich so. Ich teste unabhängig und lasse mich für die Tests nicht bezahlen. Das schätzen meine Abonnenten.
Wie wird man Imbisstester?
Man sollte auf jeden Fall ein gewisses Grundverständnis von Lebensmitteln und Qualität haben. Ich selbst bin zwar kein gelernter Koch, aber mein Vater war Koch und ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Lebensmittel. Früher habe ich dreimal in der Woche live im Internet gekocht. Hinzu kommt, dass ich durch die vielen Tests mittlerweile sehr gut Vergleiche ziehen kann und weiß, worauf es ankommt.
Wie viele Döner haben Sie in Ihrem Leben gegessen?
Das kann ich beim besten Willen nicht schätzen. Es gab Tage, an denen ich fünf bis sechs Döner probiert habe. Zwischendrin habe ich eine kleine Sporteinheit im Park eingeschoben, damit ich weiteressen kann. Imbisse habe ich sicherlich im vierstelligen Bereich getestet.
Und wie sieht es privat aus? Was steht da auf Ihrem Speiseplan?
Privat ist es das genaue Gegenteil. Da gehe ich nur ganz selten überhaupt ins Restaurant. Ich ernähre mich sehr bewusst, baue in unserem Garten Gemüse an und kaufe fast nur Bioqualität. Anders geht es für mich nicht. Das ist mein Ausgleich.
Das Gespräch führte Kristin Hermann.