Für das Schuljahr 2020/21 sollen an 18 Bremer Schulen Mobilbauten aufgestellt werden, weil dringend zusätzliche Räume benötigt werden. Das geht aus einem Papier der Bildungsbehörde hervor, das an diesem Mittwoch Thema in der Deputation ist. Die Planungen laufen unter dem Titel „SoproSchule II“, sie stellen die Fortsetzung des ersten Sofortprogramms für Schulausbau dar, das 2018 geplant wurde. Damit steigt künftig die Zahl der Schulen mit Containerlösungen weiter. Zuletzt wurden an 17 Schulen Mobilbauten aufgestellt. Der Hintergrund: Die Schülerzahl wächst, und wo Schulen nicht genug Räume haben und neue Gebäude nicht rechtzeitig da sind, behilft sich die Stadt mit provisorischen Mobilbauten.
Schon beim ersten Sofortprogramm im vergangenen Dezember hatte der Senat beschlossen, zwölf Schulstandorte im August 2019 mit Mobilbauten zu ergänzen, um den steigenden Schülerzahlen nachzukommen. Damals hatte die Bildungsbehörde im Grundschulbereich mit 26 neuen Klassenverbänden in Grundschulen und 20 im Sekundarbereich gerechnet. Kostenpunkt für die Containeroffensive vor einem Jahr: knapp 10,6 Millionen Euro.
Unter den 18 Schulen, die mit dem zweiten Programm Mobilbauten bekommen, sind neun Grundschulen und neun Schulen der Sekundarstufe I. In Oslebshausen ist zudem auf dem Gelände der Sporthalle Sperberweg eine provisorische Turnhalle geplant: ein Turnhallen-Mobilbau, der zwei Jahre lang genutzt werden soll. Im Bestand umgebaut werden soll zudem an sieben Schulen, darunter drei Grundschulen und vier weiterführende Schulen. Die Kosten des aktuellen Schulausbauprogramms liegen bei knapp 21 Millionen Euro, die aus dem Bremer Haushalt finanziert werden sollen. Hinzu werden laut Behörde noch laufende Kosten für die Miete der Container in den kommenden Jahren kommen.
Die Schulen wachsen, weil die Zahl der Schüler seit einigen Jahren deutlich steigt. Nach den Sommerferien im kommenden Jahr werden der Behörde zufolge an den Grundschulen 16 Klassen mehr benötigt als im Vorjahr. Insgesamt wird es im kommenden Jahr nach jetzigen Berechnungen 232 erste Klassen an allen 73 Grundschulen geben. Nach aktuellem Planungsstand gehören dazu auch 22 Klassenverbände mit Förderschwerpunkt, 110 Kinder sollen dort unterrichtet werden. Diese Klassen wird es laut einem Bericht des Bildungsressorts an 20 Schulen geben. Nach Angaben der Behörde sind das zwei Klassen mehr als im laufenden Schuljahr, in dem es 100 dieser Förderplätze gibt.
Zahl der Schüler steigt seit mehreren Jahren
An den weiterführenden Schulen wird dagegen 2020 eine fünfte Klasse weniger eingerichtet als 2019. Das klingt nach Entspannung beim Schulwachstum – doch das täusche leider, sagt Behördensprecherin Annette Kemp. Die wachsende Schülerzahl bedeute für die weiterführenden Schulen, dass mehr junge Fünftklässler neu an die Schule kämen, als alte Neunt- und Zehntklässler gingen, so Kemp: „Das sind an den Schulen in der ganzen Stadt insgesamt 20 Klassenverbände mehr als vor vier Jahren.“ Die Zahl der Schüler steigt bereits seit mehreren Jahren, und die großen fünften Klassen des Vorjahres benötigen auch jetzt als sechste Klassen weiterhin mehr Räume als ihre Vorgänger.
Bislang wurden die Schulcontainer meistens angemietet, zum Teil wurden auch umgerüstete Wohncontainer eingesetzt, in denen zuvor Geflüchtete untergebracht waren. Die Behörde hat nun noch einmal prüfen lassen, welche Variante sich am ehesten rechnet: der Kauf von Containern, die Anmietung oder die Umrüstung von Flüchtlingscontainern. Das Ergebnis der Prüfung: Am günstigsten für die Stadt sei eindeutig, nicht mehr benötigte Flüchtlingscontainer umzunutzen.
Deshalb hat nun Immobilien Bremen den Bestand an Flüchtlingscontainern überprüft – allerdings mit dem Ergebnis, dass es nur wenige Container gebe, die für den Schulbetrieb umgerüstet werden können. Deshalb sollen an nur drei Schulen umgenutzte Flüchtlingscontainer aufgestellt werden. Für 14 Standorte werden Container gemietet, für eine Schule will die Behörde Container kaufen. Nach dem Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsprüfung will die Stadt nur dann Container selbst erwerben, wenn klar ist, dass diese mehr als fünf Jahre genutzt werden.
Heißt das im Umkehrschluss, dass die gemieteten Container maximal fünf Jahre im Einsatz sein sollen? Das könne man leider nicht garantieren, sagt Behördensprecherin Annette Kemp. Es sei nicht vorhersehbar, wie lange es an den verschiedenen Schulen konkret dauern werde, bis neue feste Gebäude gebaut seien. Und bis dahin werden die Container gebraucht.