Bremen. Der Bauunternehmer Kurt Zech sieht sich in seinen Plänen für eine weitreichende Umgestaltung der Bremer Innenstadt bestärkt und hat erstmals einen Zeitplan genannt. „Bisher ist es nur eine Idee, aber wir haben kräftigen Rückenwind“, sagte er dem WESER-KURIER in einem Interview. Zuspruch komme aus der Politik, aber auch von Karstadt und von den Eigentümern der Kaufhof-Immobilie. „2021 könnte klappen“, sagte Zech zur Frage nach der möglichen Fertigstellung. Die reine Bauzeit für das gesamte Projekt schätze er auf zweieinhalb bis drei Jahre.
Erstmals legte Kurt Zech in dem Gespräch der Öffentlichkeit einen Plan vor, wie er sich die Umgestaltung genau vorstellt. Der Bremer Unternehmer will das Parkhaus Mitte kaufen, es abreißen und die freie Fläche als Ausgangspunkt einer neu zu bauenden Passage verwenden. So sollen neue Laufwege und modernere Einzelhandelsflächen entstehen. „Wir wollen die B-Lagen reduzieren und A-Lagen schaffen“, sagte er. Zech ist bereits Eigentümer des Karstadt-Gebäudes, das ebenfalls stark umgestaltet werden soll.
Der Karstadt-Vorstandsvorsitzende Stephan Fanderl bekundet seine Sympathie für das Projekt. „Wir sind mit Herrn Zech zu dieser Planung im Gespräch“, teilte er dem WESER-KURIER mit. „Karstadt begrüßt die Weiterentwicklung der Bremer Innenstadt und wird die weitere Planung des Projekts konstruktiv begleiten.“ Sein Haus setze generell auf die Belebung der Stadtkerne, weil dies „einer möglichen Verödung durch Ansiedlungen auf der grünen Wiese und dem schnell wachsenden Online-Handel entgegenwirkt“.
Auch vom Immobilienunternehmen DIC, dem das Kaufhof-Gebäude gehört, gibt es Zech zufolge positive Signale. „Die Eigentümer der Immobilie, mit denen wir uns eng abgestimmt haben, teilen unsere Überzeugung. Die Gespräche mit dem Mieter Kaufhof müssen aber noch geführt werden“, sagte Zech. Die Kaufhof-Warenhauskette gehört seit knapp zwei Jahren zum kanadischen Handelsunternehmen Hudson’s Bay Company.
Zuspruch kommt auch aus der Nachbarschaft. Christian Jacobs, der auf der Südseite der Obernstraße das Jacobs-Stammhaus gemeinsam mit Nachbargrundstücken entwickeln will, äußerte sich positiv. „Das ist eine Riesenchance für Bremen. Ich freue mich, dass Kurt Zech das machen will“, sagte Jacobs dem WESER-KURIER.
Zech appellierte an den Senat, das Projekt nicht mit Vorgaben zu überfrachten. „Ich glaube, die Stadt und die Fachgremien sind bereit, einen solchen Lösungsweg mitzugehen. Wir dürfen bloß jetzt nicht zwei Jahre lang diskutieren“, sagte Zech. „Nachdem hier mehrere Projekte gescheitert sind, wird Bremen in der Fachwelt nicht mehr so ernst genommen. Wir müssen Fakten schaffen, und wir müssen für Vertrauen bei den Mietern und Nutzern sorgen.“
Nach Einschätzung des Unternehmers ist die Bremer Innenstadt in ihrer heutigen Form „nicht überlebensfähig“. Es gebe nur den Weg, am Kern mit dem Parkhaus Mitte anzufangen. „Das ist die letzte Möglichkeit. Die Innenstadt muss sich verändern, damit sie zukunftsfähig ist und gegen den Onlinehandel und die großen Einkaufszentren im Umland bestehen kann.“ Die wegfallenden rund 1000 Parkplätze möchte Zech durch eine Erweiterung der Parkhäuser am Brill und am Pressehaus in der Martinistraße zum Teil kompensieren.
Die Pläne von Zech fallen in eine Zeit, in der auch sonst in der Innenstadt viel in Bewegung ist. Die Allianz hat vor zwei Wochen das Bremer Carree zwischen Obernstraße, Hanseatenhof und Ansgarikirchhof an eine Projektgesellschaft aus Hamburg verkauft. Der Komplex aus Geschäften und Büros hat eine Nutzfläche von rund 12 000 Quadratmetern. Auch der benachbarte Lloydhof steht vor einer neuen Entwicklung. Die Immobilie sollte eigentlich dem geplanten City-Center weichen und war deshalb von der Stadt gekauft worden. Nachdem sich für das Einkaufszentrum kein Investor gefunden hatte, will Bremen den Lloydhof nun verkaufen. Bis zum Jahreswechsel soll der Handel über die Bühne gegangen sein.
Schließlich die Pläne von Jacobs: Sie fangen mit dem Neubau an der Obernstraße an, Start soll Anfang 2018 sein. Entwickelt werden auch die historische Stadtwaage in der Langenstraße dahinter und der kleine Platz zwischen den Gebäuden. Mittelfristig denkt Jacobs an eine neue Querverbindung von der Obernstraße bis zur Weser.