Zehn Skulpturen stehen seit dem Wochenende auf dem kleinen Vorplatz der evangelischen Auferstehungsgemeinde in der Drakenburger Straße. Entstanden sind diese Figuren aus Ton in der Bildhauerwerkstätten des Vereins "Mauern öffnen", in denen Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bremen und Langzeitarbeitslose Kunstwerke anfertigen. Mit einer feierlichen Einweihung und einem Gebet sind die zehn Figuren enthüllt worden.
Hastedt. Vielfalt, Offenheit, Gemeinschaft und Gemeinde sollen sie ausdrücken. Zehn tönerne Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe sollen ein Sinnbild für die Philosophie der evangelischen Auferstehungsgemeinde sein, deren Außengelände sie seit dem Wochenende schmücken. Enthüllt wurden sie vom Kirchenvorsteher Eckart Behm-Blüthgen, Pastorin Susanne Kayser und Hans-Henning Hoff aus dem Vorstand des Vereins "Mauern öffnen". Auch Carlos Correia, ein künstlerischer Mitarbeiter, war dabei.
"Wir haben den besten Platz ausgesucht", sagte Eckart Behm-Blüthgen. Die farbigen Figuren stehen direkt neben der Kirche in einem Beet und begrüßen jeden Besucher, der in die Gemeinde kommt. Abgedeckt waren sie zunächst noch mit dem Schwungtuch, das bei vielen Familienaktivitäten der Gemeinde eingesetzt wird. "Ein Spielgerät, das verbindet", sagte Behm-Blüthgen. Insofern passe es gut zu der Enthüllung und zu den Figuren und sei kein zufälliges Hilfsmittel gewesen. "Die vielen Farben und das Bunte, das ist es auch, was wir mit der Skulpturengruppe verbinden."
Begleitet vom "La Ola" der Zuschauer, lüfteten einige dann auch das Tuch und betrachteten das, was es verborgen hatte. "Ich bin selbst beeindruckt", sagte Hans-Henning Hoff. "Es ist doch erstaunlich, was aus dem gleichen Dummy für unterschiedliche Personen entstehen können." Beeindruckt ist er auch von den künstlerischen Fähigkeiten der Beschäftigten in den Werkstätten. "Das ist auch etwas, das wir immer wieder feststellen, dass Menschen, die bis dahin noch nichts mit Kunst oder Kultur zu tun hatten, wenn sie angeleitet werden, wirklich sehr schöne Skulpturen erstellen können."
Das Motiv sei in Zusammenarbeit mit der Gemeinde entstanden, ergänzte Werkstattleiterin Martina Benz. In einem Gespräch zwischen Gemeindevertretern und der Werkstattleitung habe sich herausgestellt, dass die Gemeinde sich einen Figurenkreis habe vorstellen können, der zugleich offen und einladend sein sollte.
"Zunächst hat sich dann mein Kollege Holger Voigts der Sache angenommen und hat aus seinem eigenen Atelier zwei Gipsformen mitgebracht", sagte Martina Benz. Aus diesen Formen wurden Modelle als Basis für die Figuren gebaut.
70 Kilo Ton für eine Skulptur
Im Schnitt haben die Häftlinge und Langzeitarbeitslosen in den Werkstätten 70 Kilo Ton für eine Figur verbaut. Da stellten sich zwangsläufig die Fragen, wie diese Schwergewichte unfallfrei in den Brennofen zu bekommen sind, und wo Fugen gesetzt werden können, damit die Figuren mit Beton gefüllt werden konnten. Schließlich soll die Gruppe eine bleibende Verschönerung sein. Damit das endgültig gesichert ist, wurden sie auf Betonsockeln fest im Gemeindeboden verankert.
"Wir haben versucht, zu berücksichtigen, dass in diesem Stadtteil sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund leben", sagte die Werkstattleiterin. Eine der ersten Figuren, die in dem Projekt entstanden ist, sei eine in traditionell bayerischer Tracht gewesen, erzählte sie unter dem Gelächter der Zuschauer. Diese Figur habe es letztlich aber nicht auf das Gemeindegrundstück geschafft.
Ein offizielles "Willkommen" in der Gemeinde bekamen die Skulpturen bei einem Gebet, dass Pastorin Susanne Kayser mit den Besucherinnen und Besuchen sprach, bevor es sich alle drinnen bei Speis und Trank gemütlich machen konnten.
Der Verein "Mauern öffnen" produziert jährlich eine Skulptur oder Skulpturengruppe für eine evangelische Gemeinde oder Gemeindekita in Bremen und verwirklicht auch Projekte mit anderen Abnehmern. Der Verein unterhält mit der Erwachsenen- und der Jugendwerkstatt zwei Werkstätten in der JVA sowie eine Außenwerkstatt für Langzeitarbeitslose neben der JVA. "Mauern öffnen" gibt es seit 1978, und entstand im Rahmen eines Wettbewerbs, bei dem der Grüngürtel des Gefängnisses künstlerisch gestaltet werden sollte.
Nähere Informationen zum Verein "Mauern Öffnen" gibt es im Internet auf www.mauern-oeffnen.de und über die Auferstehungsgemeinde auf www.kirche-bremen.de.