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Angeklagte waren auch beim Brechmitteleinsatz dabei Zwei Drogenfahnder der Bremer Polizei vor Gericht

Bremen. Die beiden Bremer Drogenfahnder, gegen seit Dienstag im Mittelpunkt eines Verfahrens am Landgericht stehen, waren auch beim sogenannten Brechmitteleinsatz dabei. Damals starb ein mutmaßlicher Dealer. Ihm war im Polizeigewahrsam Brechmittel eingeflößt worden.
25.02.2010, 17:30 Uhr
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Von Elke Gundel

Bremen. Die Ermittlungsmethoden zweier Bremer Drogenfahnder stehen seit Dienstag im Mittelpunkt eines Verfahrens am Landgericht: Die Angeklagten sollen Informanten mit beschlagnahmten Drogen belohnt haben. Vor knapp zwei Jahren hatte sich das Landgericht schon einmal mit einer Methode bei Ermittlungen im Drogenmilieu beschäftigen müssen: Es ging um den Tod eines mutmaßlichen Dealers, dem im Polizeigewahrsam zwangsweise Brechmittel eingeflößt worden war. Zwei Polizisten spielen sowohl in dem aktuellen als auch in dem Brechmittel-Prozess eine wichtige Rolle.

Beide Beamte waren beim Zivilen Einsatzdienst (ZED) Süd der Bremer Polizei. Dort gab es zwei Dienstgruppen - und die beiden erwähnten Polizisten gehörten zu der Truppe, die häufiger als alle anderen Drogen aus dem Verkehr zog. Heute fragt sich die Polizeiführung: Hätte diese auffällig hohe Quote von sichergestelltem Stoff ein Alarmsignal sein müssen? Damals sei der Erfolg der ZED-Dienstgruppe einfach nur positiv bewertet worden.

Drogen beschlagnahmen, Dealer festsetzen - mit diesem Auftrag waren die beiden Fahnder auch in der Nacht zum 27. Dezember 2004 am Sielwalleck. Der jüngere von ihnen, 39 Jahre alt, ist einer der Angeklagten im jetzigen Verfahren. In jener Dezembernacht war er mit einem heute 48-jährigen Kollege unterwegs. Das Team kontrollierte einen 35-Jährigen aus Sierra Leone, der als Dealer galt. Als die Fahnder den Mann überprüfen wollten, verschluckte der Afrikaner laut Polizei mehrere Kügelchen Drogen, um die Durchsuchung ins Leere laufen zu lassen. Die Beamten brachten den Verdächtigen ins Polizeipräsidium, dort flößte ihm ein Mediziner des sogenannten ärztlichen Beweissicherungsdienstes einen Sirup ein, der Brechreiz auslöst - so sollte das Rauschgift wieder zum Vorschein kommen. Die zwei Polizisten waren während der gesamten langwierigen Prozedur anwesend.

Der 35-Jährige wehrte sich heftig. Trotzdem wurden ihm weiter Brechmittel und Wasser über eine Magensonde eingeflößt. So lange, bis der Afrikaner ins Koma fiel. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er später starb. Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen und bescherte dem damaligen Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) ein Misstrauensvotum. Heute verzichtet Bremen auf Brechmitteleinsätze unter Zwang. Der Arzt wurde später wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, aber freigesprochen. Die zwei Beamten, die den Afrikaner festgenommen hatten, sagten in dem Prozess als Zeugen aus. Dass der Jüngere von ihnen nun angeklagt ist, geht unter anderem auf seinen Kollegen zurück, mit dem er in jener Nacht 2004 im Einsatz war. Denn der 48-Jährige gab im Mai 2007 den ersten Hinweis darauf, dass Kollegen beschlagnahmte Drogen beiseite schafften. Hintergrund: Er hatte einen Kollegen dabei beobachtet, wie er Drogen umverpackte und ihn daraufhin angesprochen. Danach informierte er seinen Vorgesetzten.

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