Seit elf Jahren lebt Claudia López Olivera Ovando in Bremen. „Ich bin der Liebe wegen hierhergekommen“, erzählt die Mexikanerin. Bevor sie nach Deutschland kam, arbeitete sie für eine deutsche Firma in Guadalajara, der zweitgrößten Stadt Mexikos. Dort lernte sie ihren Mann kennen, der ebenfalls für das Unternehmen tätig war und in Mexiko ein Projekt betreute. Nach drei Jahren endete seine Zeit in Guadalajara und er musste zurück nach Deutschland. Sie entschied sich dazu, ihre Zelte in Mexiko abzubrechen und ihren Mann nach Deutschland zu begleiten. Leichtgefallen ist ihr diese Entscheidung nicht. Sie musste ihre Familie und Freunde verlassen und auch ihren Arbeitsplatz und ihr Haus aufgeben. „Trotzdem war das eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich fühle mich sehr wohl hier“, sagt die Mexikanerin. In den ersten Monaten lebte sie in Nordrhein-Westfalen. Dann zog es ihren Mann beruflich nach Bremen. „So ist Bremen auch mein neues Zuhause geworden“, sagt die 53-Jährige.
Trotzdem vermisst sie ihre Familie noch immer. Im Schnitt ist sie alle zwei Jahre für einige Wochen in Mexiko. Gelegentlich bekommt sie auch in Bremen Besuch aus ihrer Heimat. „Früher habe ich neben meinen Verwandten auch das Essen sehr vermisst. Doch seitdem es in Bremen ein mexikanisches Feinkostgeschäft gibt, hat sich das gelegt“, berichtet López Olivera Ovando. In dem Laden kauft sie zum Beispiel grüne Tomaten oder Kaktusblätter, die es zuvor in der Hansestadt nicht gab. Aus den Kaktusblättern bereitet sie „Nopales“ zu, ein typisch mexikanisches Essen. Diesen Salat gibt es auch, wenn sie am Sonntag das Spiel Deutschland gegen Mexiko bei der Fußballweltmeisterschaft mit Familie und Freunden schaut. Auf diese Begegnung freut sie sich schon sehr. „Mein Herz schlägt bei der Begegnung abwechselnd einmal für Mexiko und einmal für Deutschland“, berichtet die Bremerin. Deshalb wird sie zu der Partie auch beide Trikots tragen. „Wenn für Mexiko ein Tor fällt, ziehe ich das mexikanische Trikot über das deutsche und umgekehrt“, plant die Mexikanerin.
Mit der deutschen Sprache kam Claudia López Olivera Ovando erstmals vor 25 Jahren in Kontakt. Damals arbeitete sie in Mexiko erstmals für ein deutsches Unternehmen. Weil viele ihrer Kollegen aus Deutschland kamen, hat sie einen Sommersprachkurs beim Goethe-Institut in Mexiko belegt. „Das war überhaupt nicht mein Ding. Die Sprache war so schwer, dass ich es wieder gelassen habe“, erzählt sie. Als sie dann vor elf Jahren nach Deutschland kam, begann sie wieder, die Sprache zu lernen. Drei Jahre lang hat sie sich intensiv damit befasst. „Ich habe alles gelesen, was mir in die Hände kam. Sogar Prospekte. Dadurch habe ich unheimlich viel gelernt“, erzählt die Mexikanerin.
Auch wenn Claudia López Olivera Ovando nicht mehr in Mexiko lebt, pflegt sie die mexikanische Kultur bis heute. Vor einigen Jahren gründete sie in Bremen einen mexikanischen Kulturverein, den sie jedoch wieder aufgeben musste. Trotzdem trifft sie sich noch regelmäßig mit einigen ihrer früheren Mitstreiter. Gemeinsam begehen sie typisch mexikanische Feiertage, wie den „Dia de los Reyes“, den Dreikönigstag am 6. Januar. Zu diesem Fest gehört traditionell ein Brotkranz, den die Mexikaner auch in Bremen essen. In dem Gebäck wird eine kleine Puppe eingebacken, die die Bremerin entweder aus Mexiko mitbringt oder im Internet bestellt. Wer diese Puppe in seinem Stück Brot findet, muss eigentlich ein Fest am 2. Februar organisieren. So sieht es der Brauch vor. „Wir haben diese Tradition ein wenig verändert. Wer bei uns auf die Puppe stößt, muss unsere jährliche Kohltour organisieren. So vermischen wir die mexikanische und die norddeutsche Kultur“, erzählt die Mexikanerin.
Auch die Wohnung des Ehepaars ist eine Mischung beider Länder. „Unsere Wohnung ist gemischt eingerichtet, ein bisschen deutsch, ein bisschen mexikanisch“, berichtet López Olivera Ovando. Das Ehepaar hat aus Südamerika vor allem Dekorationsartikel mitgebracht, die der Wohnung ein mexikanisches Flair verleihen. Dafür sorgen neben typischen Keramikarbeiten auch ein Sonnenkalender der Azteken aus Holz. „Im Gegensatz zu vielen mexikanischen Städten ist Bremen klein und kompakt und trotzdem gibt es hier alles, was man braucht“, erzählt die Mexikanerin. Das schätze sie mittlerweile sehr. Deshalb könne sie sich auch nicht vorstellen, ihren Lebensmittelpunkt von Bremen wieder zurück nach Mexiko zu verlegen.
Vor allem nach Fußballspielen der deutschen Nationalmannschaft sind Autokorsos durch die Stadt sehr beliebt. Solche Fahrten sind allerdings nicht ungefährlich. Laut der Bremer Polizei ist es deshalb verboten, auf Fahrzeugdächern oder Motorhauben zu sitzen oder zu stehen. Ebenfalls nicht gestattet ist es, während der Fahrt in Cabriolets zu stehen oder sich aus dem Fahrzeug herauszulehnen. Daneben dürfen Autofahrer auch nicht auf andere Menschen oder Personengruppen zufahren.