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Weltrekordhalter der Dortmund-Filme Ludger Pistor spielt in der ARD-Komödie "Ein Schnitzel für drei" (Mittwoch, 02.06., 20.15 Uhr)

An der Seite von Armin Rohde glänzt Ludger Pistor in der ARD-Komödie "Ein Schnitzel für drei". Eine Fortsetzung ist offenbar bereits geplant.
07.05.2010, 00:00 Uhr
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Von Rupert Sommer

An der Seite von Armin Rohde glänzt Ludger Pistor in der ARD-Komödie "Ein Schnitzel für drei". Eine Fortsetzung ist offenbar bereits geplant.

Eigentlich ist Ludger Pistor ein bescheidener Mensch. Doch dass man ihm noch keinen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde angedient hat, wurmt ihn schon. Der gebürtige Gelsenkirchener, der sich gegen den Widerstand der eigenen Mutter als BVB-Fan behauptete, hat so viele Dortmund-Filme gedreht wie sonst kein Schauspieler. Sagt Pistor. Und schmunzelt. Dem ehemaligen "Balko"-Star sitzt der Schalk im Nacken. Zusammen mit Armin Rohde, mit dem er erstmalig gemeinsam vor der Kamera die Pointen krachen lassen konnte, zieht er in der einfühlsamen Sozial-Komödie "Ein Schnitzel für drei" alle Register seiner Kunst. Der gelungene Revier-Film ist am Mittwoch, 2. Juni, 20.15 Uhr, im Ersten zu sehen. Im Interview spricht Ludger Pistor über seine Liebe zum Pott, zum BVB und gelungene Komik.

teleschau: Herr Pistor, wenn man Sie in der ARD-Komödie "Ein Schnitzel für drei" so sieht, könnte man fast meinen, an Ihnen wäre ein geschickter Telefonverkäufer verloren gegangen.

Ludger Pistor: (lacht) Ich weiß nicht, ob ich mir wirklich mit dieser Rolle nahe gekommen bin. Etwas am Telefon zu verkaufen, kann ich mir nur schwer vorstellen.

teleschau: Also wäre das doch kein Job für Sie, sollten einmal alle Stricke reißen?

Pistor: Ich bin Schauspieler: Wir können uns in jeden Menschen reindenken, ohne dass das etwas mit dem eigenen Leben zu tun hat. Es gibt ja zum Glück die Fantasie - bei der gibt es keine Limits.

teleschau: Im Film spielen Sie auch mit der Rolle eines Bankräubers. Hätte Sie es denn gejuckt, diesen etwas verwegenen Charakter etwas weiter auszureizen?

Pistor: Finstere Seiten reizen Schauspieler immer. Einen durchtriebenen und bösen Menschen zu spielen, macht doch viel Spaß. Früher wollte ich auf dem Theater auch immer Franz Moor aus den "Räubern" oder Richard III. sein.

teleschau: Ihr neuer Film hält sehr geschickt die Balance aus Heiterem und Ernstem. Hatten Sie anfangs Bedenken, ob das wirklich klappen könnte?

Pistor: Ich hab von vorneherein darauf vertraut, weil ich auf die Beteiligten vertraute. Ich kannte den Regisseur Manfred Stelzer schon sehr gut, weil ich schon viele Filme mit ihm gemacht habe. Er hat ja mit mir über zehn Folgen der RTL-Krimiserie "Balko" gedreht. Seit über zehn Jahren sagte Stelzer zu mir, dass ich unbedingt einmal mit Armin Rohde drehen müsse. Armin kannte ich zwar auch, aber wir hatten noch nie zusammengearbeitet. Seit ewig und drei Tagen wollten wir das nachholen. Als Manfred Stelzer also mit dem Schnitzel-Projekt um die Ecke kam, waren wir beide begeistert. Bei ihm kann man sich immer sicher sein, dass alles sehr skurril und komisch wird.

teleschau: Wurden Sie und Armin Rohde beim Drehen gute Freunde?

Pistor: Wir sind uns auch vorher schon freundschaftlich begegnet. Diese Arbeit fühlte sich vom ersten Tag an so an, als hätten wir schon etliche Filme zusammen gedreht. Alles klappte reibungslos - mit ihm zu arbeiten, war der reine Genuss!

teleschau: Am Set dürfte es durchaus heiter zugegangen sein ...

Pistor: Lachverbot herrscht bei Stelzer sowieso nicht. Man muss aber, auch wenn man eine Komödie dreht, mit Ernst an die Sache rangehen - und die Zügel sehr straff führen. Sonst wird der Film auf eine Art komisch, die man nicht haben möchte. Man muss sich immer wieder fragen: Ist das jetzt wirklich witzig - oder kommt das nur uns so vor? Und diese Prüfung macht man am besten mit einem klaren Kopf.

teleschau: Es heißt ja immer, das Leichte wäre besonders knifflig ...

Pistor: Komödie zu spielen, ist die schwerste Disziplin, der man sich stellen kann.

teleschau: Hartz IV-Schicksale, ein demenzkranker Alter, trostlose Wohnsilos: Diese Komödie handelt auf den ersten Blick nicht unbedingt von dem, was man üblicherweise im deutschen Film lustig findet.

Pistor: Das Thema ist eigentlich überhaupt nicht lustig, das war uns klar. Die größte Schwierigkeit beim Film war doch, die beiden Kumpel, die Armin Rohde und ich spielen, positiv erscheinen zu lassen, obwohl sie dem alten Mann etwas antun. Wir wollten dabei die ganze Sache leicht erzählen und keinen schweren Film drehen. Sodass man eben nicht wieder sagen muss: Ach Gott, die armen Arbeitslosen. Ach Gott, der arme kranke Mann.

teleschau: Das ist auf jeden Fall gelungen.

Pistor: Bei den ersten Aufführungen des Films haben sich die Zuschauer sehr amüsiert - ohne sofort die gesamte tragische Tragweite zu erfassen. Ich denke, keine der Figuren wurde denunziert. Auch der alte Mann kommt ja gut weg - zum Schluss sind wir alle Freunde und klopfen im Wohnzimmer Skat.

teleschau: Ein leicht surreales Ende ...

Pistor: ... definitiv. Der Film hat Märchencharakter. In der sogenannten Realität wäre vieles anders ausgegangen. Es ist schon ein recht verrückter Film.

teleschau: Vieles erinnert an britische Komödien wie "Ganz oder gar nicht" oder "Mit Pauken und Trompeten", die zwar harte soziale Realität zeigen, aber dennoch warmherzig komisch sind.

Pistor: Die Parallele kann man schon ziehen. Es ist aber nicht so, dass wir dies beim Drehen vor Augen hatten. Stelzer versucht immer, sich nicht von anderen Filmen beeinflussen zu lassen. Die Engländer gehen ja auch nicht hin und sagen: "Ach, das haben wir schon gestern in diesem oder jenem deutschen Film gesehen, das machen wir jetzt nach!" Wenn man eigenständiges Fernsehen machen möchte, darf man sich nicht am Ausland orientieren. Man muss die Fantasie von Eindrücken, die man in anderen Filmen gesehen hat, befreien.

teleschau: Lag Ihnen der Film vielleicht sogar etwas lokalpatriotisch am Herzen - oder wollen Sie gar nicht immer in die Ruhrgebiets-Schublade gesteckt werden?

Pistor: Nun gut, da lande ich automatisch immer wieder. Ich komme eben aus der Gegend und habe schon viel dort gearbeitet. Auf der ganzen Welt bin wohl ich derjenige Schauspieler, der die meisten Filme in Dortmund gedreht hat. Mehr als meine 50 bis 60 Filme hat bislang noch niemand geschafft.

teleschau: Haben Sie dafür eigentlich schon mal eine Medaille vom Bürgermeister bekommen?

Pistor: Prima Idee! Ich wollte mich schon beim Guinness-Buch der Rekorde anmelden. Die Disziplin "Dortmund-Filme" müsste man noch erfinden. Meine Marke wird in den nächsten 200 Jahren kaum zu übertreffen sein.

teleschau: Wie empfindlich reagieren Sie, wenn in Film und Fernsehen allzu platte Klischees über das Ruhrgebiet kursieren?

Pistor: Gute Frage. Das Ruhrgebiet, das ich kenne, ist ja das der 60er- und 70er-Jahre. Ende der 70er-Jahre bin ich von dort weggegangen. Zum Arbeiten kehrte ich zwar immer wieder zurück, aber dauerhaft dort gelebt habe ich nie mehr. Das Revier hat sich verändert, schon allein dadurch, dass die Kohlebergwerke und die Stahlwerke weg sind. Das alte Kumpel-Ruhrgebiet kommt nur noch in nostalgischen Filmen vor.

teleschau: Wie wichtig sind die Aktionen zur Kulturhauptstadt Ruhr 2010 für die Region?

Pistor: Ich kann das nicht wirklich beurteilen, ich lebe ja jetzt in Berlin. Daher schaue ich mir alles schön entspannt aus der Ferne an.

teleschau: Kehren Sie nicht für einzelne Events zurück?

Pistor: Das Jahr ist ja noch jung, da werde ich schon noch die eine oder andere Veranstaltung mitnehmen. Am 14. Mai wird "Ein Schnitzel für drei" vor großem Publikum im Dortmund gezeigt - vor 3.000 bis 5.000 Leuten, im Fußballstadion.

teleschau: Das ist ja auch kein Stadion, in das man Sie gegen Ihre innere Überzeugung hineinzwingen müsste ...

Pistor: Überhaupt nicht! Ich war schon als kleines Kind Dortmund-Fan. Das war immer die Diskrepanz zwischen mir und Mutter: Die war Schalke-Fan und konnte mich einfach nicht verstehen.

teleschau: Ihr Widerspruchsgeist erwachte ja früh.

Pistor: Mutter war Schalke, ich BVB, Papa war gar nichts. Der hat sich nicht für Fußball interessiert.

teleschau: Viele Fans, vor allem im Ruhrgebiet, dürften Sie noch immer mit Ihrer Rolle in der RTL-Krimiserie "Balko" in Verbindung bringen. Spricht man Sie auf der Straße dazu noch an?

Pistor: Sehr häufig. Das war ein sehr tolle Rolle, die ich immer spielen wollte. Sie war ja ein wenig angelehnt an "Ein seltsames Paar". Und das war meine absolute Lieblingsserie, als ich noch Kind war. Ich wollte immer die Rolle von Tony Randall spielen - den Felix.

teleschau: Die recht dominante Mutter in "Balko": War das eine Wiedergutmachung für den Fußball-Streit im eigenen Elternhaus?

Pistor: (lacht) Ich glaube, ja. Aber Mutter war nicht so fürchterlich wie Krapps Mutter. Tatsächlich hat sich meine eigene Mutter immer bei mir beklagt und mir vorgeworfen, was die Leute denn von ihr denken sollten.

teleschau: Bedauerlich, dass es "Balko" nicht mehr gibt.

Pistor: Ja, sehr schade. Aber die würde heute nicht mehr zu RTL passen, die verfolgen dort derzeit eine andere Politik.

teleschau: Gibt es denn schon ein neues Projekt, das sie wieder mit dem "Ein Schnitzel für drei"- und "Balko"-Regisseur Stelzer zusammenbringen wird?

Pistor: Wir wollen eine Fortsetzung drehen - mit Armin Rohde und mir. Das wird nicht unbedingt "Ein Schnitzel für drei - Teil 2", aber wir wollen wieder zusammenspielen.

teleschau: Das heißt, Ihr Traum von "Ein seltsames Paar" geht weiter?

Ludger Pistor: Ja, und ich bleibe der Felix.

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