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Ein Bayer in Hamburg Sebastian Bezzel ist am Sonntag, 19.09., 20.15 Uhr im "Tatort: Bluthochzeit" (ARD) zu sehen und hat die dritte "Franzi"-Staffel (BR) abgedreht

Straffer Terminplan: Sebastian Bezzel hat 43 Drehtage zur dritten "Franzi"-Staffel absolviert, zweimal im Jahr ermittelt er als "Tatort"-Kommissar am Bodensee. Für die Fußball-Leidenschaft bleibt wenig Zeit.
03.09.2010, 00:00 Uhr
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Von Rupert Sommer

Straffer Terminplan: Sebastian Bezzel hat 43 Drehtage zur dritten "Franzi"-Staffel absolviert, zweimal im Jahr ermittelt er als "Tatort"-Kommissar am Bodensee. Für die Fußball-Leidenschaft bleibt wenig Zeit.

Auf das Image des blonden Frauenschwarms aus dem Bayernland möchte sich Sebastian Bezzel nicht festlegen lassen. Als manchmal schnöseliger, dann aber auch recht zupackender Cabrio-Ermittler im Bodensee-"Tatort" hat er seine Lieblingsrolle gefunden. Am Sonntag, 19. September, sieht man ihn in der ARD im neuesten "Tatort: Bluthochzeit". Sein Talent, auch knifflige Dialekt-Dialoge, mit denen die liebenswerte BR-Serie "Franzi" punktet, flüssig über die Lippen zu bekommen, hat viel mit seiner Garmischer Jugendzeit zu tun. In der Touristenhochburg wurde der heute 39-Jährige geboren. Mittlerweile lebt er mit seiner Ehefrau Johanna Christine Gehlen, einer Schauspielerin, die er im vergangenen Oktober geheiratet hat, in Hamburg. Seine Freunde dort konnte er für seine "Franzi"-Paraderolle bereits begeistern.

teleschau: Herr Bezzel, Sie haben gerade die Dreharbeiten für eine neue "Franzi"-Staffel hinter sich gebracht. Erleichtert, dass der Serienstress jetzt wieder erst einmal ein Ende hat?

Sebastian Bezzel: Auf der einen Seite bin ich schon froh, dass ich jetzt mal wieder stärker durchatmen kann. Es war schon ziemlich anstrengend. Anderseits macht es aber auch wahnsinnig Spaß. Und jetzt wieder auseinanderzugehen, ist schon auch ein bisschen schade.

teleschau: Das Arbeiten am "Franzi"-Set muss ja für Sie ein bisschen wie ein gespielter Familienbetrieb sein.

Sebastian Bezzel: Schon richtig. Man kennt sich gut, das ist sehr angenehm. So kann man in einer sehr freundschaftlichen Atmosphäre arbeiten. Das macht auch die Vorbereitung der Szenen viel einfacher. Schon Tage zuvor weiß ich, dass der Matthias ("Franzi"-Regisseur Matthias Kiefersauer, d. Red.) die Szene so oder so haben möchte. Und dann spielen wir sie eben so. Wir mögen uns alle gern und lachen viel beim Drehen.

teleschau: Für die letzte Staffel waren 43 Drehtage angesetzt. Wird einem die eigene Figur, die man in der Serie spielt, dann schon fast zum Doppelgänger?

Sebastian Bezzel: Stimmt schon. Ich muss mich nicht jeden Tag in meine Figur reinversetzen - die kann ich wie einen Anzug aus dem Schrank holen. Die Figur steht - das geht mir beim "Tatort" ja ähnlich. Auch dort spiele ich auch einen Charakter, den ich schon sehr lange kenne. Das ist schön, trotzdem birgt die Vertrautheit die Gefahr zu meinen, man müsse gar nichts mehr machen. Natürlich muss ich immer wieder ausloten, wo geht meine Figur jetzt hin, und was schlummert noch in ihr.

teleschau: Wird die neue "Franzi"-Staffel inhaltlich immer bürgerlicher, arrivierter? Immerhin zieht Ihr Werner, Spitzname: "Flocki", ja schon mit Jule Ronstedts Franzi zusammen. Fehlen nur noch gemeinsame Kinder, und die Familienserie wäre endgültig perfekt ...

Sebastian Bezzel: (lacht) Da darf ich jetzt natürlich nicht zu viel verraten. Klar, die beiden werden auch älter. Das ist wie in meinem eigenen Leben auch so. Ich hab ja mittlerweile auch geheiratet. Irgendwann ist eben die Zeit dafür gekommen. Auch bei Franzi und Flocki stellen sich irgendwann diese Fragen ...

teleschau: Aber geheiratet wird nicht in der Staffel, oder?

Sebastian Bezzel: Nein. Flocki und Franzi kultivieren weiterhin ihr "g'schlampertes Verhältnis". Die stellen sich allerdings auch die Fragen, die man sich in diesem Alter halt so stellt: Wo geht das jetzt hin? Man wird zwar ein bisschen ruhiger und bürgerlicher. Aber das Chaos zwischen den beiden hält sie weiterhin wach.

teleschau: Sie werden Ihrer eigenen Rolle jetzt sicher nichts Böses nachsagen. Aber, Hand aufs Herz, ist denn in dieser Konstellation wirklich noch genug Pfeffer drin?

Sebastian Bezzel: Ich sehe das gar nicht so, dass die Stoffe auch mal auserzählt sein könnten. Flocki und Franzi erleben halt so ihre Höhen und Tiefen miteinander. Das ist wie im richtigen Leben auch: Man geht ja nicht bewusst in einen Streit hinein. Wie man in dieser Staffel sieht, sind noch genug Altlasten aus einem früheren Leben vorhanden, die auch noch verarbeitet werden. Das trägt schon noch ein bisschen ...

teleschau: Sind das neue Frauengeschichten auf Ihrer, das heißt auf Flockis Seite? Oder werden dunkle Seiten von Franzi aufgedeckt?

Sebastian Bezzel: Es taucht zum Beispiel eine Freundin aus Franzis früherem Leben als Bankerin auf. Und von der alles beherrschenden Mama, die noch immer alles dominiert, obwohl sie in der Fiktion der Serie schon zwei Jahre tot ist, kommt noch die eine oder andere Altlast ins Spiel, die aufgearbeitet werden muss ...

teleschau: In Ihrem Leben dürfte so eine Serie Verlässlichkeit und Planbarkeit für die Karriere geben. Fühlen Sie sich anderseits nicht blockiert, wenn Sie manche Rollen-Angebote ablehnen müssen?

Sebastian Bezzel: Ja, das ist natürlich immer schade. Wenn man sich für eine Serie verpflichtet, dann kann man für andere Sachen nicht zur Verfügung stehen. Im Moment ist die Serie einfach noch nicht zu Ende erzählt. In den Figuren steckt noch genügend Power. Es macht weiterhin viel Spaß - weil die Figuren so schön schräg angelegt sind. Und die Dialoge von Peter Bradatsch sind wirklich großartig auf den Punkt geschrieben. Sie sind humorvoll, aber nie albern. Deswegen ziehe ich im Moment noch sehr gern mit.

teleschau: Gibt's denn in Ihrem Privatleben auch Rituale wie einen "Franzi"-Serienabend im Freundeskreis?

Sebastian Bezzel: Ich schaue mir die Sachen schon an, die ich drehe. Meistens allerdings alleine und auf DVD. Aber ich aktiviere nicht meinen Freundeskreis und rufe allen zu: Hey, ich laufe im Fernsehen. Bitte kommt alle vorbei. Mittlerweile wohne ich ja in Hamburg. Aber wenn ich mal wieder in Bayern bin, zum Beispiel in Garmisch bei meinen Eltern, und es läuft gerade "Franzi", dann schaut man das natürlich zusammen an.

teleschau: Müssen Sie denn in Hamburg Überzeugungsarbeit leisten, um Ihren Freundeskreis dort zum "Franzi"-Schauen zu bewegen?

Sebastian Bezzel: Gar nicht. Witzigerweise. Viele Leute, die ich darauf aufmerksam gemacht habe, finden die Serie recht lustig. Viele bedauern, dass es etwas Vergleichbares im Norden gar nicht gibt. Dass wir hier in Bayern auch Serien im Dialekt spielen lassen, findet man im Norden beneidenswert. Und außerdem: Die Figuren aus "Franzi" sind zwar Bayern - aber es kennt sie jeder. Jeder kennt doch die sympathischen Kleinstädter, über die man ein bisschen lachen darf.

teleschau: Sie sind ja nicht nur gebürtiger Bayer, sondern bringen viel kriminalistische Vorerfahrung mit. Haben Sie sich schon mal ins Gespräch gebracht, um auch einen Kommissar der BR-Regionalkrimireihe zu spielen? Die Allgäuer "Kluftinger-Krimis" werden es ja schon zu "Tatort"-Ehren im Ersten bringen.

Sebastian Bezzel: Ich Moment würde mich das eigentlich nicht reizen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich finde diese Produktionen super. Helmut Knaup als Kluftinger fand ich ganz großartig. Außerdem habe ich gehört, dass man den Krimi "Föhnlage" von Jörg Maurer verfilmen möchte. Das sind superinteressante Geschichten. Aber einen bayerischen Kommissar brauche ich nicht spielen. Ich habe meine Kriminalerrolle, und ich ermittle sehr gerne mit Eva Mattes zusammen am Bodensee.

teleschau: Was reizt Sie denn nach den vielen Einsätzen immer noch an der Rolle?

Sebastian Bezzel: Ich mag meine "Tatort"-Figur, das ist ein toller Typ. Und mir gefällt meine Partnerin sehr gut. Außerdem habe ich natürlich sonst viele bayerische Sachen in meinem Repertoire - allen voran natürlich "Franzi". Daher muss ich nicht unbedingt einen bayerischen Kommissar machen. Interessanter fände ich es, vielleicht einmal wieder auf die andere Seite zu wechseln - und einen Verdächtigen zu spielen.

teleschau: Wie viel Verlässlichkeit bieten denn die "Tatort"-Dreharbeiten im Jahr?

Sebastian Bezzel: Zwei Produktionen passen rein ins Jahr. Wie der Sendeplatz dann genau innerhalb der ARD-Familie bestimmt wird, das ist eine höhere Wissenschaft. Das ist manchmal noch schwieriger, als einen Uefa-Koeffizienten auszurechnen. Aber wir drehen zwei Krimis pro Jahr für den SWR. Das Pensum ist optimal für mich. Es sind abgeschlossene Filme, und ich habe nebenher noch Zeit für andere Projekte.

teleschau: Wenn Sie selbst gerade den Fußball erwähnen: Wie haben Sie denn eigentlich während 43 Tagen "Franzi"-Dreh die Fußball-Weltmeisterschaft erlebt?

Sebastian Bezzel: Diesmal war es sogar noch ein wenig komplizierter, weil ich parallel zu "Franzi" noch einen "Tatort" gedreht habe, der sich da irgendwie dazwischen schob. Aber irgendwie habe ich es diesmal schon geschafft, alle wichtigen Spiele zu sehen. Manchmal muss man eben auch nach dem Drehen mit fliegenden Fahnen sofort in die nächste Kneipe rennen. Beim "Tatort"-Drehen haben wir sogar alle gemeinsam ein Deutschland-Spiel in der Mittagspause angeschaut - dummerweise war's die Niederlage gegen Serbien.

teleschau: ... gedrückte Stimmung am Set?

Sebstian Bezzel: Na ja, ich hab versucht, alle aufzubauen. "Das wird schon noch", war meine Devise. Und tatsächlich kam's dann ja auch so.

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