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Ab 1. August Selbstgedruckte Plastik-Waffen aus dem 3D-Drucker werden in den USA legal

Die USA gelten als waffenverrückt. So verrückt, dass es ab dem 1. August auch legal ist, sich seine Waffe in einem 3D-Drucker selbst herzustellen.
30.07.2018, 11:07 Uhr
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Selbstgedruckte Plastik-Waffen aus dem 3D-Drucker werden in den USA legal
Von Max Seidenfaden

Cody Wilson bezeichnet sich selbst als "Krypto-Anarchist" und ist ein Waffennarr, der die Waffenkontrolle für eine Fantasie hält. Bereits vor fünf Jahren baute der Amerikaner erstmals in einem 3D-Drucker eine Pistole, die er "Liberator", Befreier, taufte und deren Funktionalität er medienwirksam präsentierte. Die Pistole besteht überwiegend aus Hartplastik, nur ein Metallbolzen und ein weiteres Metallstück müssen hinzugefügt werden, damit die Pistole von Metalldetektoren entdeckt werden kann.

Fünf Jahre nach der Demonstration darf sich Cody Wilson nun freuen: Ab dem 1. August dürfen die Baupläne für die "Liberator", die nur einen einzelnen Schuss abfeuern kann, frei zugänglich im Internet stehen. Dort standen sie schon einmal, nach rund 100.000 Downloads ordnete das Außenministerium unter Barack Obama aber einen Stopp an. Dabei berief sich die Regierung auf ein Gesetz zum internationalen Waffenhandel. Man hatte die Befürchtung, dass sich Menschen die Dokumente herunterladen, in deren Länder die USA keine Waffen liefern.

Außenministerium erstattete auch noch Anwaltskosten

Schuld an dem neuen Dilemma ist neben Antragssteller Wilson aber auch das Außenministerium unter dem amtierenden US-Präsident Donald Trump, das eine unrühmliche Rolle einnimmt. Denn obwohl man bereits mehrere Verfahrensrunden gegen Wilson gewonnen hatte, gab es Ende Juni eine nicht-öffentliche außergerichtliche Einigung. Wilson erhielt nicht nur die Erlaubnis, ab August mit seiner Organisation die Pläne veröffentlichen zu dürfen, sondern das Außenministerium erstattete ihm noch 40.000 Dollar Anwaltskosten. Auch bei den Waffenbefürwortern, die für die Freigabe gekämpft hatten, war die Überraschung groß. "Die Regierung hat uns jahrelang bekämpft und plötzlich geben sie grünes Licht", wird ein Anwalt bei CNN zitiert.

Bei Waffengegnern schrillen derweil die Alarmglocken. "Die Entwürfe online zu stellen ist gefährlich, nicht widerrufbar und gefährdet die nationale Sicherheit in höchstem Maße", erklärten drei Gruppen in einem Antrag, der die Freigabe der Entwürfe noch verhindern soll. Die Freigabe der Blueprints würde gegen das Gesetz verstoßen, da sich auch Minderjährige oder bereits verurteilte Kriminelle so leicht eine Waffe beschaffen könnten, schreibt der "Guardian". Der Antrag wurde jedoch abgewiesen, da die Aktivisten nicht nachweisen konnten, dass sie überhaupt klageberechtigt sind.

Auch Pläne für ein Sturmgewehr

Denn während beim normalen Waffenkauf in den USA noch sogenannte Background Checks erfolgen - also geprüft wird, ob eine Person minderjährig, psychisch krank oder ein Schwerverbrecher ist - entfallen diese beim Download der Entwürfe für den 3D-Drucker. Gefährlich wird auch, dass durch eine fehlende Seriennummer die Waffen nicht zurückverfolgbar sind.

Vody Wilson geht es bei seinen Plänen jedoch um viel mehr als nur die "Liberator". Bei einem Besuch beim Firmensitz zeigte Wilson den Journalisten von "Wired", dass er an mehreren weiteren Bauplänen für Waffentypen bastelt, darunter einem Sturmgewehr. Auf einer eigens gebastelten Homepage bietet Wilson die Pläne an, User können aber auch eigene Waffenpläne online stellen. Dass die Pläne für "falsche" Zwecke genutzt werden können, bezweifeln Waffenbefürworter wie David Pratt, Geschäftsführer der Waffenrechtsorganisation Gun Owners of America: "Man muss mehrere Tausend Dollar alleine für den Drucker investieren. Das ist ziemlich teuer für ein Stück Plastik, dass nur einen Schuss abfeuern kann."

Das Argument jedoch lassen Waffengegner nicht gelten. "Jeder in den USA sollte besorgt sein", warnt Avery Gardiner, Vize-Präsident bei der "Brady Campaign to Prevent Gun Violence" bei CNN. Denn vor allem Kartelle seien in der Lage, die Waffen zu finanzieren und gut organisierte Verbrechen in den USA oder anderswo zu begehen. Gardiner selbst habe von der Einigung erst aus einem Artikel erfahren. "Es ist schockierend und enttäuschend, dass die Trump-Regierung einen geheimen Hinterraum-Deal macht und diesen nicht veröffentlicht."

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