Der Medienkonsum von Vorschulkindern im Landkreis Diepholz ist nach wie vor alarmierend. Motorische Auffälligkeiten nehmen zu. Mehr als die Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund kann sich nicht ausreichend auf Deutsch ausdrücken. Das sind nur einige der Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung für das Schuljahr 2024/25, die auf der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses für Jugend, Gesundheit und Soziales vorgestellt wurden.
Untersucht wurden insgesamt 2340 Kinder, jeweils zu 50 Prozent Jungen und Mädchen, gab Bastian Sackmann, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes, bekannt. Bei 27 Prozent der Kinder ist Deutsch als Zweitsprache eingetragen, sechs Prozent sind nicht in Deutschland geboren und zwei Prozent dieser Kinder leben seit weniger als zwei Jahren in Deutschland. Im Vorjahr waren es noch 68 Prozent, die erst kurz in Deutschland lebten, was auf die hohe Anzahl an Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine zurückzuführen sei, machte Sackmann deutlich.
Medienkonsum bleibt alarmierend
90 Prozent der Vorschulkinder besuchten zuvor einen Kindergarten. Davon legten mehr als ein Viertel ein unvollständiges Untersuchungsheft vor. Zudem ist ein Drittel der Kinder nicht vollständig geimpft. Das warf bei Dörte Meyer (CDU) die Frage auf: "Was passiert mit den Eltern, die den Untersuchungen nicht nachkommen?" Der Landkreis habe keine Kontrolle darüber, hieß es von Kreisrätin Ulrike Tammen. Unter den anwesenden Einwohnern meldete sich die einstige Kinder- und Jugendärztin Christiane Bieber zu Wort: "Eine Pflicht besteht nicht, mit Ausnahme der Masernimpfung." Es handele sich um eine Empfehlung. Dazu ergänzte Sackmann: "Auch für die Schuleingangsuntersuchung sind beide Hefte keine Pflicht."
Als "alarmierend stabil" bezeichnete Tammen die Nutzungszeiten elektronischer Medien. Bei Vorschulkindern sei weiterhin ein hoher Gebrauch von Smartphone, Tablet und Co. zu beobachten, der sich in den vergangenen Jahren kaum verändert habe. Aktuell nutzen 71 Prozent der Kinder elektronische Medien weniger als eine Stunde täglich. Bei knapp 20 Prozent sind es ein bis zwei Stunden und bei neun Prozent sind es mehr als zwei Stunden. "Das ist auch der aktuellen Entwicklung geschuldet", so Tammen. "Früher hat man seinen Kindern vorgelesen und jetzt werden elektronische Geräte eingeschaltet." Doch sie betonte auch: "Einige Eltern wollen das vielleicht gar nicht, aber sind dazu gezwungen, weil zum Beispiel beide Elternteile arbeiten. Da spielen viele Faktoren eine Rolle." So oder so habe der Landkreis keinen Einfluss auf diese Entwicklung.
Mehr motorische Auffälligkeiten
Die Ergebnisse der motorischen Auffälligkeiten haben sich im Vergleich zu 2019 verschlechtert. Nicht mehr bei 20, sondern bei 29 Prozent der Kinder werden Probleme in der Ganzkörpermotorik deutlich. Zudem haben 43 Prozent Probleme in der Fein- und Grafomotorik. Eine Tendenz, die laut Gesundheitsamt "auf hohem Niveau stagnierend" sei. 62 Prozent der Kinder können außerdem nicht schwimmen, 16 Prozent besuchen oder planen einen Schwimmkurs. In puncto Zahngesundheit haben 13 Prozent und somit jedes sechste Kind sichtbare Karies. "Sehr viel", wie Sackmann bemerkte.
In Sachen Körpergewicht zeigt sich eine weiterhin stabile Rate im Vergleich zu den Vorjahren. "Trotzdem haben fünf Prozent der Kinder ein leichtes bis mäßiges Übergewicht und vier Prozent ein starkes Übergewicht." Vor allem starkes Übergewicht gelte als Risikofaktor für chronische Folgeerkrankungen. Darüber hinaus zeigen 21 Prozent der Kinder Verhaltensauffälligkeiten. Zudem wurden bei 27 Prozent der Kinder Risikofaktoren für eine psychosoziale Belastung erkannt. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer.
Pilotprojekt startet im Frühjahr 2026
In der Kategorie Sprache wird im Vergleich zum Schuljahr 2019/20 deutlich: Während sich damals etwa die Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund nicht ausreichend auf Deutsch ausdrücken konnte, ist diese Zahl mittlerweile auf 63 Prozent gestiegen. Zudem wurden grenzwertige Befunde im Bereich der medizinischen Auffälligkeiten bei knapp 32 Prozent festgestellt. Acht Prozent der Kinder bekamen eine Empfehlung zur fachärztlichen Abklärung und knapp 17 Prozent sind bereits in Behandlung. "Allgemein sind das minimale Veränderungen zum Vorjahr, aber in der Summe immer noch sehr viel", fasste Sackmann zusammen.
Weil bei Vorschulkindern immer häufiger Defizite in Motorik, Sprache und Verhalten festgestellt werden, startet ab Mai 2026 ein Pilotprojekt zur präventiven Untersuchung Vierjähriger. "Wir möchten erst mal in einzelnen Kindergärten starten, in denen in der Vergangenheit häufiger Auffälligkeiten bemerkt wurden", sagt Sackmann. Ziel sei es, diese Entwicklungen frühzeitig festzustellen und Kinder entsprechend zu fördern.