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Gedächtnis-Sport Wenn Konstantin Skudler Sport macht sitzt er still

Vokabeln lernen, Namen merken, Memory spielen: Unser Gedächtnis ist im Alltag oft gefragt. Wer seine Hirnzellen trainiert, ist oft im Vorteil. Das weiß auch Gedächtnis-Sportler Konstantin Skudler.
06.12.2022, 05:00 Uhr
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Von Karlotta Ehrenberg

Wenn Konstantin Skudler Sport macht, sitzt er oft ganz still da. Denn das, was hier trainiert wird, kann man von außen nicht sehen: die Gedächtnis-Zellen in seinem Kopf.

Im Gedächtnis-Sport gibt es verschiedene Disziplinen. Gesichter und Namen merken, geschichtliche Ereignisse samt Jahreszahlen. Oder man prägt sich eine beliebige Reihenfolge von Bildern, Wörtern, Spielkarten oder Zahlen ein.

Konstantin Skudler beherrscht alle Disziplinen. "Besonders gut bin ich aber im Merken von langen Zahlenreihen", sagt er. Um sich die Zahl 565837290124628291 zu merken, braucht der 23-jährige nur wenige Sekunden.

Zahlen haben es Konstantin Skudler schon immer angetan. Mit fünf Jahren nahm er das erste Mal an einer Gruppe für Gedächtnis-Sport teil. Dort hat er die Techniken gelernt, die es braucht, um sich solch lange Zahlenreihen zu merken. "Die Grundregel ist, dass man die einzelnen Ziffernpaare in Bilder übersetzt", erklärt er. Für jede Zahl hat er ein bestimmtes Bild. Die 56 etwa ist für ihn ein Loch.

"Um mir die richtige Reihenfolge dieser Bilder zu merken, stelle ich mir einen Weg vor. Zum Beispiel gehe ich im Kopf durch meine Wohnung. Am Eingang lege ich in meiner Vorstellung das erste Bild ab – bei der 56 stelle ich mir vor, dass ich den Lichtschalter anmachen will, stattdessen aber in ein Loch greife", erklärt der Gedächtnis-Profi. "Dann gehe ich weiter zu meinem Klavier, in das ein Löwe reinbeißt. Der Löwe steht für die Zahl 58."

Geschichten lösen Gefühle aus

Wichtig ist bei diesen Geschichten, dass sie Gefühle auslösen. Konstantin Skudler sagt: "Wenn die Hand in der Wand versinkt, dann erinnert man sich daran eher, als wenn in der Wand nur ein kleines Bohrloch ist."

Das alles klingt ziemlich kompliziert. Wie kann es also sein, dass sich Konstantin Skudler die Zahlen auch noch so schnell merkt? "Mit der Zeit werden die Geschichten kürzer", sagt der Experte. Die über viele Jahre eintrainierten Bilder kann er in seinen Gedanken blitzschnell aneinanderreihen. Dann spult er sie nur noch ab.

"Wer regelmäßig Gedächtnis-Sport betreibt, der kann sich alle möglichen Dinge besser merken", sagt Konstantin Skudler. So nutzte er die Tricks in der Schule zum Lernen von Vokabeln, Jahreszahlen und anderem Lernstoff.

Auch nach 18 Jahren macht ihm das mentale Training immer noch großen Spaß. Zum Training nutzt er eine Plattform im Internet. "Am liebsten trainiere ich am Samstagmorgen", sagt er. "Dann ist der Kopf schön entspannt und frei."

Drei Wettkämpfe pro Jahr

Dreimal im Jahr treten deutsche Gedächtnis-Sportler zum Wettkampf an. Wie bei der Leichtathletik handelt es sich beim Gedächtnissport um einen Mehrkampf. In bis zu zehn Disziplinen müssen sich die Sportler beweisen.

Bei den regionalen Meisterschaften sind es sieben Disziplinen. Es geht um Gesichter und Namen, Geschichte und Jahreszahlen und um Spielkarten aus einem gemischten Kartenstapel. Dazu kommen beliebige Reihenfolgen von Bildern, Wörtern und Zahlen. Neben normalen Zahlen merken sich die Gedächtnis-Profis auch binäre Zahlen. Das sind Zahlen, die nur aus den Ziffern 0 und 1 bestehen.

In allen Kategorien haben die Teilnehmer fünf Minuten Zeit zum Merken. Wer sich in dieser Zeit am meisten merkt, gewinnt. Erwachsene und Junioren treten getrennt voneinander an. Bei den Junioren gibt es zudem eine jüngere und eine ältere Altersgruppe. Auch Anfänger sind zu den Wettkämpfen eingeladen.

Konstantin Skudler hält bis heute den deutschen Juniorenrekord im Merken einer beliebigen Reihenfolge binärer Zahlen – in fünf Minuten merkte sich Skudler 994 Ziffern.

Zur Sache

Zum Merken braucht es Bilder

"Um sich etwas gut einzuprägen, muss man es sich verbildlichen", sagt der Gedächtnis-Profi Konstantin Skudler. Diese Regel gilt so gut wie immer.

Vokabeln: Das französische Wort "maison" (gesprochen: mäsong) zum Beispiel heißt auf Deutsch Haus. Konstantin Skudler stellt sich dazu einen Sack Mais in einem Haus vor.

Gesichter und Namen: Stell dir einen Mann vor, der Bauer heißt und eine dicke Nase hat. Dann kann man sich vorstellen, der Mann hätte eine Kartoffel als Nase. Denn Kartoffeln werden von Bauern angebaut.

Spielkarten: Konstantin Skudler hat die einzelnen Farben in Kategorien eingeteilt. Pik verbindet er wegen der Blattform mit Natur. Die Bilder zu Pik-Karten haben damit also immer etwas zu tun. Wegen der Form der Zahl zwei stellt sich der Experte bei der Karte "Pik zwei" etwa einen Schwan vor. Die sechs sieht für ihn aus wie eine Kirsche.

Zahlen: Jeder Ziffer werden ein oder mehrere Konsonanten zugewiesen. Zum Beispiel steht für die fünf das L, weil die fünf Finger an der Hand ein L bilden können. In dem Schriftbild der sechs gibt es den Ch-Laut. Je nach Zahlenkombination bildet man aus den Konsonanten ein Wort, indem man sie mit Vokalen ergänzt. Konstantin Skudler sagt: "Bei der Zahl 56 mache ich aus dem L und dem Ch ein Loch."

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