An den Bremer Stadtmusikanten kommt auch die Kunsthalle nicht vorbei. Prominent beherrschen die Tiere den Hauptraum im ersten Stock des Hauses. Du kennst sicher die Bremer Stadtmusikanten auf dem Bremer Marktplatz. Die Figur dort aus Bronze stammt von dem Künstler Gerhard Marcks und steht seit 1953 vor dem Rathaus. Die Bremer Stadtmusikanten in der Kunsthalle sind vom italienischen Künstler Maurizio Cattelan geschaffen und aus dem Jahr 1995. Schon auf den ersten Blick erkennt man zwar, dass es sich bei den Figuren um das berühmte Märchen der Gebrüder Grimm handelt, doch man sieht auch die Unterschiede: Cattelans Bremer Stadtmusikanten gibt es doppelt. Eine Figurengruppe besteht aus Tierpräparaten – also ausgestopften Tieren –, die andere aus den Skeletten von Esel, Hund, Katze und Hahn. Außerdem nennt der Künstler seine Figuren „Love Saves Life“ (Liebe rettet Leben) und „Love Lasts Forever“ (Liebe währt ewig).
In der Kunsthalle Bremen werden seit 1823 Kunstwerke ausgestellt und so der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Sie ist das erste eigenständige Haus für eine bürgerliche Sammlung in Deutschland und wird seither vom Kunstverein Bremen getragen. Die umfangreiche Sammlung umfasst mehr als 200.000 Werke aus acht Jahrhunderten Kunstgeschichte. Natürlich können nicht alle Schätze gleichzeitig ausgestellt werden, das wäre auch platztechnisch in dem großen Haus nicht möglich und für einen Besuch deutlich zu viel. Aktuell ist die ständige Sammlung neu gestaltet. Ständige Sammlung – so nennt man die Ausstellung, die aus den Kunstwerken, die dem Museum gehören, entstanden ist und dauerhaft im Museum ausgestellt wird. Bilder und Skulpturen werden dabei neu angeordnet, man spricht von einer sogenannten Hängung. Die neue Präsentation läuft unter dem Namen Remix (englisch für Mischung) und zeigt mehr als 500 Werke.

Erkennst du das Reh? Franz Marcs Bilder gehören zur expressionistischen Kunst – er malte die Dinge so, wie er sie sah und nicht unbedingt so, wie sie wirklich waren.
Damit du von der ganzen Kunst im Haus nicht komplett überflutet wirst, hat sich die Kunsthalle Bremen speziell für Kinder etwas Tolles ausgedacht. Es gibt einen Audioguide für junge Besucherinnen und Besucher, das bedeutet übersetzt „Hör-Führer“, und funktioniert so: Auf deinem Weg durch’s Museum findest du auf einigen Infotäfelchen, die sich immer neben einem Kunstwerk befinden und Informationen zum Titel, Künstler und Werk beinhalten, als Symbol zwei Kinderköpfe. Sie zeigen dir an: Achtung, stehengeblieben und den Audioguide angeschaltet! Mit einem Klick kannst du über dein Smartphone auf den sogenannten Art Surfer für Kinder zugreifen. Wählst du das entsprechende Bild mit dem Symbol aus, ertönt eine kleine Geschichte – bringe dazu aber unbedingt eigene Kopfhörer mit, sonst störst du die anderen Museumsbesucher. Wahlweise kannst du dir den Informationstext auch zum Lesen auf dem Smartphone anzeigen lassen.

Der norwegische Maler Edvard Munch malte oft traurige Szenen, er verlor selbst als Kind seine Mutter.
Der Audio-Rundgang geht chronologisch vor, beginnt also in Raum 1 und endet in Raum 31 der Ausstellung. Das erste Werk für Kinder ist eine Königsmutter mit Jesuskind auf dem Arm. Im Audioguide spricht Maria, die Gottesmutter, zu dir. So erfährst du, dass das Bild eines der ältesten Bilder in der Kunsthalle ist. Der Maler Masolino da Panicale malte es vor 600 Jahren! Und der goldene Hintergrund ist nicht gemalt, sondern mit echtem Gold überzogen. Das war damals so üblich. In anderen Audiofolgen spricht auch mal der Maler oder die Künstlerin zu dir. Oft gibt es dabei einen Dialog, also Kinder fragen und die Dargestellten oder Künstler antworten. Das ist spannend und sehr kurzweilig. Jede Folge dauert etwa 15 Minuten. Wem das zu lang ist, der kann auch vorspulen oder einfach ein paar Folgen überspringen. Den Art Surfer gibt es übrigens auch für Erwachsene.

Masolino da Panicales „Madonna mit Kind“ entstand 1423.
Du erfährst dank des Audioguides aber nicht nur etwas über alte Bilder, auch zur modernen Kunst kannst du dich schlau machen: Günther Ueckers Werk „Kreis, Kreise“ im Raum 29 besteht aus Hunderten von Nägeln. Der Künstler erklärt den fragenden Kindern den Hintergrund seiner Arbeit. Dass er vor 60 Jahren zusammen mit seinen beiden Künstlerfreunden Otto Piene und Heinz Mack beschloss, dass Kunst anders sein müsse; laut sein solle, sich bewege oder nur aus Licht bestehen solle. Damals hielten das viele für Spinnerei, aber es entstand eine bedeutende Kunstrichtung daraus, die Künstlergruppe Zero. Mit dem Art Surfer kommst du den bekanntesten Künstlerinnen und Künstlern auf die Spur – von Peter Paul Rubens, Claude Monet, Caspar David Friedrich, Edvard Munch und Paula Modersohn-Becker bis hin zu Max Beckmann und Pablo Picasso. So kannst du insgesamt 39 Werke näher betrachten und in die Geschichte hinter den Bildern hineinhören.
Am Ende des Rundgangs kommst du wieder in den Hauptraum mit den Bremer Stadtmusikanten. Der Art Surfer erzählt dir noch einmal das berühmte Märchen. Und erklärt, was es mit den Figuren des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan auf sich hat. Mit ihnen will der Künstler sagen: Echte Freundschaft kann das Leben retten und – echte Freundschaft hält ewig.
Kunsthalle Bremen, Am Wall 207, geöffnet mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, dienstags von 10 bis 21 Uhr, Eintritt für Kinder bis 18 Jahren frei, Erwachsene zahlen zehn Euro, ermäßigt fünf Euro.

Max Beckmann malte sein „Selbstbildnis mit Saxophon“ im Jahr 1930.