Knapp zehn Meter in die Höhe ragt die künstliche, begrünte Insel mitten im Übersee-Museum empor. Sie ist den Rock Islands vom Inselstaat Palau nachempfunden und mit zahlreichen exotischen Pflanzen bewachsen, die bis zu einer Höhe von 1,5 Metern sogar alle echt sind. Weiter oben sind die Gewächse künstlich, denn ein Gießen in dieser Höhe wäre zu schwierig. Dafür gibt es Wasser in ganz anderer Form an einer Seite der Insel: Ein großer digitaler Wasserfall zieht die Besucherinnen und Besucher sofort in seinen Bann. Dort laufen auf langen Bildschirmen mehr als 700 Wörter in Dauerschleife, die alle Wasser bedeuten. Diese Wörter stammen aus den etwa 1000 Sprachen, die in der Inselregion des Pazifiks gesprochen werden.

Am digitalen Wasserfall können die Besucherinnen und Besucher in die blaue Welt der Inselvölker eintauchen.
Der digitale Wasserfall ist nur eines von etwa 350 Exponaten, also Ausstellungsstücken, die in der neuen Dauerausstellung des Übersee-Museums „Der blaue Kontinent – Inseln im Pazifik“ zu sehen, bestaunen und oft auch interaktiv zu erfahren sind. Über allem schwebt unter der Decke des Lichthofs ein Schwarm aus Rochen, Walhai, Delfinen und Thunfischen, die sich von gemütlichen Sitzsäcken oder Bänken wunderbar beobachten lassen. Oder man begibt sich ins Innere der Insel, wo man Vogelstimmen lauschen kann.
Hinter der Insel lockt ein Waldspielplatz: Hier können Kinder eine Blauwalfluke herunterrutschen, ins nachgebildete Blauwalherz hineinkriechen oder Rätsel an verschiedenen Stationen lösen. Generell finden sich in der Ausstellung in allen verschiedenen Themenbereichen nicht nur interessante Fakten für Erwachsene, sondern immer auch Spannendes für die jüngeren Besucherinnen und Besucher zu entdecken: Sei es die Geschichte der Kokosnuss mit mundgeblasenen Nachbildungen oder Hörspielen zu ihrer Legende. Oder die Hintergründe der Stammestattoos von pazifischen Völkern: Ta tau, das ist das Klopfgeräusch der Tätowier-Werkzeuge aus Samoa. Früher war die Tätowierkunst übrigens ausschließlich Frauen vorbehalten. An einer interaktiven Station können Kinder sich pazifische Tätowierungen auf den Arm projizieren lassen und das Muster – natürlich ganz schmerzfrei! – nachzeichnen.

Durchhalten beim Wellen surfen - dann taucht aus dem blauen Nass eine Überraschung aus!
Oder sie versuchen sich am Wellenreiten. Die Wellenprojektion auf der Wand reagiert auf Berührungen. Und Museumsdirektorin Wiebke Ahrndt verriet einem jungen Besucher, dass man nur lange genug die Hand ins digitale Wasser strecken muss, um eine Überraschung zu erleben. Digital geht es auch beim Thunfischschwarm zu. Der reagiert auf Bewegung und die Tiere fliehen, wenn man sich zu abrupt den Fischen nähert. Langsam anschleichen funktioniert aber.
Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit ernsten Themen wie den Problemen des Klimawandels, dem damit zusammenhängenden Sterben der Korallenriffe und der Müllverschmutzung der Meere: Umhertreibende Fischernetze nennt man „Ghost-Nets“ (Geisternetze). Sie bedeuten eine große Gefahr für viele Meerestiere, weil diese sich darin verfangen können. Das Übersee-Museum zeigt zudem in einem Teil der Dauerausstellung beeindruckende, lebensgroße Skulpturen, die Menschen von den Torres Strait Inseln zu Kunst verarbeitet haben.

Beeindruckend und beängstigend zugleich: Im Korallenriff-Diorama kann man die Korallenbleiche miterleben.
Welche Auswirkungen die Erwärmung des Klimas bereits jetzt in der Natur hat, zeigt das Korallenriff-Diorama (Schaubild). Es befand sich bereits in der früheren Ozeanien-Ausstellung des Museums und ist ein wahrer Publikumsmagnet. Eine Animation zeigt den Prozess der sogenannten Korallenbleiche, also dem Korallensterben. Denn wenn das Wasser wärmer wird, sondern die bunten Algen Giftstoffe ab. Als Schutzreaktion stoßen die Korallen dann die Algen ab – und die Farbenpracht der sonst so bunten, mit Algen bedeckten Korallen verschwindet. 2024 waren mehr als die Hälfte aller Korallen weltweit von einer solchen Bleiche betroffen. Das Schildkröten-Diorama beleuchtet das immer weiter wachsende Problem der niedlichen Meeresbewohner: Meeresschildkröten legen ihre Eier nämlich immer am selben Ort ab, dort, wo sie ebenfalls zur Welt gekommen sind. Der steigende Meeresspiegel, der auch durch die Korallenbleiche begünstigt wird, sorgt dafür, dass sich an vielen Strandabschnitten fast kein Sand mehr befindet, in den die Schildkröten ihre Eier ablegen können. Denn durch das Riffsterben geht auch der natürliche Schutzwall vor den Wellen verloren.
„Der blaue Kontinent – Inseln im Pazifik“, Übersee-Museum, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 17 Uhr, Erwachsene zahlen 15 Euro, Kinder von 6 bis 17 Jahren zahlen 7,50 Euro.
Umgeben von Wasser
Die Hälfte des gesamten Wasservorkommens auf der Erde befindet sich im Pazifischen Ozean. Er ist auch das tiefste Meer der Erde. An seiner tiefsten Stelle – dem Marianengraben – ist der Pazifik 11.000 Meter tief. Außerdem ist der Pazifik die erdbebenreichste Region der Welt, viele Inseln sind aus ehemaligen Vulkanen entstanden. Diese nennt man Atollinseln. Insgesamt umfasst die pazifische Inselwelt, auch Ozeanien genannt, etwa 7500 Inseln – ungefähr 2100 davon sind bewohnt.