In der Kirche ist es ganz leise. Dann erklingen Klaviermusik und das Lied „Morgen Kinder wird‘s was geben“. Ein paar Sekunden lang ist der Raum erfüllt von Gesang, dann gibt Chorleiter Ulrich Kaiser ein Zeichen und alle sind ganz ruhig. Alle – das sind Jungen der Kurrende I des Knabenchors Unser Lieben Frauen Bremen. Sie proben an diesem Dezemberabend für ihr Konzert am zweiten Adventswochenende. „Machen wir den Anfang noch mal“, sagt Chorleiter Kaiser, „aber diesmal: tiefer atmen!“ Die Jungen holen tief Luft und singen wieder.
Hanno, Jasper und Philip sind Teil des Knabenchors. „Weil uns das Singen Spaß macht“, sagt der neunjährige Philip, „und es ist toll, weil man hier in der Gemeinschaft ist.“ Die Gemeinschaft ist wichtig beim Knabenchor. Für den Konzertchor geht es einige Male im Jahr auf Chorfahrt – die Jungen sind dann mehrere Tage zusammen unterwegs. Proben gemeinsam, unternehmen aber auch Ausflüge, spielen Fußball oder machen eine Stadtrallye.
Philip und Jasper sind schon seit einigen Jahren dabei und wechseln demnächst in den Konzertchor. Beim Knabenchor gibt es nämlich mehrere Gruppen – die jüngsten Kinder singen in der Kurrende III. Hanno, Jasper und Philip sind bereits in der Kurrende I. Kinder und Jugendliche, die schon länger dabei sind, können im Konzertchor mitmachen. Und dann gibt es noch den Kapellchor.
Wer Chorknabe bei der Kurrende I ist, singt oft Kirchenlieder, in der Adventszeit werden viele Weihnachtslieder geprobt. Abseits der Proben hören die Jungen aber meist andere Musik. Jasper mag etwa Rock gerne und Hanno hört auch mal Metal oder Hip-Hop. Doch auch unter den Chorliedern haben sie Lieblingsstücke. In der Adventszeit ist das Lied „Weihnachten“ von Engelbert Humperdinck bei den drei Jungen hoch im Kurs.
Zweimal die Woche proben Jasper, Hanno und Philip mit den anderen Kindern. Sie üben die Lieder, haben aber auch Noten- und Rhythmuslehre. Dazu gehört zum Beispiel Sprechtraining, denn die gesungenen Texte müssen natürlich richtig ausgesprochen werden.
Während der Proben unterbricht Chorleiter Ulrich Kaiser immer wieder den Gesang der Jungen, merkt etwas an, bittet sie, etwas anders zu machen. „Ich finde das gut, dann können wir mehr lernen“, sagt Philip. Auch den neunjährigen Hanno stört die Kritik nicht: „Er muss das machen, es ist sein Beruf.“
Kaiser erklärt: „Ich sage ihnen, was sie verbessern können und dann merken sie in der Probe selbst: Oh, es klingt ja wirklich viel besser.“ Das motiviere natürlich. Das Wichtigste sei aber, dass die Jungen sich gegenseitig mitreißen. Im Chor singen, sei nämlich immer Teamarbeit. „Wir sind nur dann gut, wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen“. Und auch den Applaus nach einem Auftritt gibt es für alle.
Bei den Konzerten steht der Chor vorn in der Kirche Unser Lieben Frauen auf den Stufen vor dem Altar. Für Hanno, Jasper und Philip steht bald das Adventskonzert an. Bei ihren ersten Auftritten waren die drei aufgeregt. „Jetzt freut man sich nur darüber“, sagt der achtjährige Jasper.