Experten, die sich mit Sprechstörungen besonders gut auskennen, nennt man Logopäden. Diesen Beruf üben auch Antje Funk und Kathrin Lambart aus. Die Frauen arbeiten im Sprachheilkindergarten Zauberblume der Lebenshilfe in Syke mit Kindern, die verschiedene Sprachstörungen haben. „Etwa fünf Prozent aller Kinder entwickeln ein Stottern“, weiß Antje Funk. Dabei seien Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Eine Erklärung konnten Forscher dafür bislang aber nicht finden.
Das ungewollte Verharren auf einem Buchstaben, das Wiederholen von Wörtern und das Dehnen von Vokalen gehört für rund 800.000 Menschen in Deutschland zum Alltag. Dabei gibt es eine gute Nachricht: „80 Prozent der Betroffenen überwinden das Stottern wieder“, sagt Funk. Wie lange jemand mit der Sprachstörung lebe, sei sehr individuell.
„T-t-t-tasse…“ Wenn ein Stotterer etwas erzählen möchte, dauert es manchmal etwas länger. Aber es kommt eigentlich gar nicht darauf an, wie etwas gesagt wird, sondern vielmehr was derjenige ausdrücken möchte. „Man darf auf keinen Fall Druck aufbauen“, sagt Kathrin Lambart. Wenn sie mit betroffenen Kindern arbeitet, achtet sie darauf, ein Bewusstsein für die Sprache und zugleich das Selbstwertgefühl zu stärken.
Dafür stottert die Therapeutin selbst und geht als Vorbild voran. Das bezeichnet man als Pseudostottern. Der Ansatz dahinter nennt sich MINI-Kids, was wiederum für „Kinder dürfen stottern“ steht. Diese Therapieform wurde speziell für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren entwickelt. Ergänzt wird die Sprachtherapie in der Zauberblume durch Bewegungseinheiten, da das Sprachzentrum im Gehirn eng mit den Bereichen, die für Bewegung zuständig sind, verknüpft ist.
Gleichzeitig wird an einem gelassenen Umgang mit dem Stottern gearbeitet. „Wer offen mit dem Thema umgeht, stottert entspannt“, beschreibt Lambart. Denn ein weiteres Problem für Betroffene sei der Druck, den sie sich häufig selbst machen. Dadurch komme es teilweise zu Begleitsymptomen wie Verkrampfungen, verstärktem Zwinkern oder einem permanenten Klopfen mit den Fingern auf den Tisch. „Wir arbeiten vielmehr an den psychischen Aspekten als am Stottern selbst“, verdeutlichen die Logopädinnen. Ihnen ist wichtig, dass die Stotternden wissen, dass sie sich mit ihrer Sprachstörung nicht verstecken brauchen: „Jeder hat sein ganz persönliches Handicap. Und bei einigen ist es eben die Sprache. Deswegen ist man aber trotzdem ein toller Freund und Mensch.“