Zwischen den Jahren: Mit dieser Redewendung verfügt die deutsche Sprache über eine Möglichkeit, das Besondere der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr mit wenigen Worten hervorzuheben. Viele Menschen nutzen diese Zeit, um das Erlebte der vergangenen Monate noch einmal Revue passieren zu lassen und über möglicherweise bevorstehende Ereignisse nachzusinnen. Anlass zum Nachsinnen bietet aber auch die Redewendung selbst. Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Ansätze gewählt, um Jahre einzuteilen, und auch hierzulande hat der 1. Januar nicht von jeher den Beginn eines neuen Jahres markiert. Mehr noch: Dieser Termin ist selbst heutzutage nicht der einzige, an dem Neujahrsfeiern stattfinden.
Was sich Menschen vornehmen
Weitverbreitet ist die Praxis, für das neue Jahr Vorsätze zu fassen. Dass es dabei über Ländergrenzen hinweg viele Gemeinsamkeiten gibt, belegen nicht zuletzt Umfragen, von denen das Statistikportal Statista berichtet. Daraus geht hervor, dass Menschen vor allem die eigene Gesundheit am Herzen liegt. Zu den häufigsten Vorsätzen gehört, mehr Sport treiben, sich gesünder ernähren und abnehmen zu wollen. Dass es durchaus auch die Möglichkeit gibt, etwas gelassener mit den Risiken des Lebens umzugehen, hat einst der Schriftsteller Erich Kästner (1899 bis 1974) bewiesen. Von ihm stammt unter anderem ein kleines Gedicht zum neuen Jahr, das so lautet: "Wird’s besser? Wird’s schlimmer? / fragt man alljährlich. / Seien wir ehrlich: / Leben ist immer / lebensgefährlich." Ohnehin sind die Lebensrisiken bei Weitem nicht das Einzige, was mit Blick auf mögliche Vorsätze Beachtung verdient. Auch davon legen die vom Statistikportal vorgestellten Umfrageergebnisse Zeugnis ab. Zu den häufigsten Vorsätzen zählt, sparsamer leben und mehr Zeit mit der Familie und Freunden verbringen zu wollen.
Der Monatsname Dezember enthält das lateinische Wort decem für zehn, und schon daran lässt sich ablesen, dass sich die Jahreseinteilung im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Heute ist der Dezember der zwölfte Monat des Jahres; im alten Rom war er der zehnte – dies unterstreichen auch die Monatsnamen September, Oktober und November, in denen die lateinischen Wörter septem für sieben, octo für acht und novem für neun stecken. Erst seit 153 vor Christus war es im alten Rom üblich, das Jahr nicht wie zuvor am 1. März, sondern am 1. Januar beginnen zu lassen.
Wie der Jahresanfang bestimmt wurde
Um sich auf einfache Weise zu orientieren, bilden Menschen Kategorien, das heißt: Sie teilen ein – in Gut und Böse, Freund und Feind oder was auch immer. Auch die Geschichte wird eingeteilt beziehungsweise untergliedert. Die ersten Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien, die vor etwa 5000 Jahren entstanden, die frühen griechischen Stadtstaaten wie Athen und das Römische Reich werden dem Altertum – der Antike – zugerechnet. Heute leben wir in einer Epoche, die Geschichtswissenschaftler als Neuzeit bezeichnen. Zwischen Neuzeit und Antike siedeln sie das Mittelalter an. In der europäischen Geschichte ist damit die Zeitspanne vom sechsten bis 15. Jahrhundert gemeint.
Was den Jahresanfang angeht, gab es im Mittelalter unterschiedliche Praktiken. So wurde der Beginn des Jahres unter anderem auf den 25. März, den 1. September oder auf den 25. Dezember gelegt. Den Daten lagen historisch nicht belegte Annahmen zugrunde, das heißt: Der 25. Dezember wurde als Geburtstag Christi betrachtet, der neun Monate davor liegende 25. März mit der Verheißung der Geburt Christi verknüpft, der Begegnung des Erzengels Gabriel mit Maria. Der 1. September wiederum hing mit der in Byzanz (heute Istanbul) üblichen Jahreszählung zusammen. Erst Papst Innozenz XII. sorgte im Jahr 1691 für eine einheitliche Regelung in der christlichen Welt. Nun galt der 1. Januar als Neujahrstag. In Frankreich gab es nach der Revolution Ende des 18. Jahrhunderts eine kurze Phase, in der der Jahresbeginn auf den 22. September fiel. Den Hintergrund bildete die Tatsache, dass der Nationalkonvent am 22. September 1792 die Monarchie abgeschafft hatte. Frankreich war dadurch zur Republik geworden.
Dass heute nicht nur in der Silvesternacht der Beginn eines neuen Jahres gefeiert wird, zeigt unter anderem der Blick aufs Judentum. Nach dem jüdischen Kalender fällt der Jahresbeginn entweder in den September oder in den Oktober. Fester Bestandteil des Neujahrsfestes ist traditionell das Blasen eines Widderhorns, das die Gläubigen an ihre moralischen Pflichten erinnern soll. Zu den traditionellen Speisen gehört ein in Honig getauchtes Apfelstück, das den Wunsch nach einem Jahr voller Segen und Fülle ausdrücken soll.
Das islamische Neujahrsfest erinnert an den Tag im Jahr 622, an dem der Prophet Mohammed mit seinen Anhängern von Mekka nach Medina auswanderte. Als Datum wird der 16. Juli angenommen. Dass Muslime den Beginn eines neuen Jahres jedoch nicht an diesem, sondern an unterschiedlichen Tagen feiern, hängt mit der Tatsache zusammen, dass sich der islamische Kalender an den Mondjahren ausrichtet, die auf den Mondphasen beziehungsweise Mondmonaten beruhen. Ein Mondjahr entspricht etwa 354 Tagen. Das der heute allgemein üblichen Zeitrechnung zugrunde liegende Sonnenjahr dauert hingegen rund 365 Tage; dies ist die Zeit, die die Erde für einen Umlauf um die Sonne benötigt.
China und das Feuerwerk
Der traditionelle chinesische Kalender verknüpft Mond- und Sonnenjahr. Der Neujahrstag wird in dem asiatischen Land noch heute nach diesem Kalender berechnet. Im Jahr 2022 ist es der 1. Februar. Gefeiert wird das chinesische Neujahrsfest über mehrere Tage, traditionell sogar über 15, und zwar unter anderem mit Drachentänzen, Feuerwerk und einem Laternenfest.
Wann genau Menschen angefangen haben, das neue Jahr mit einem Feuerwerk zu begrüßen, ist unbekannt. Klar ist aber, dass die Geschichte des Feuerwerks untrennbar mit der Geschichte des Schießpulvers verknüpft ist, dessen Anfänge sich im Dunkel der Geschichte verlieren. Ein chinesisches Buch, das im Jahre 1044 geschrieben wurde, enthält eine Beschreibung der Zusammensetzung von Schießpulver. Es wurde demnach aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle hergestellt. Kenntnisse über die Schießpulver-Herstellung könnten über Kaufleute nach Europa gelangt sein. Vielleicht haben es die Europäer aber auch unabhängig von den Chinesen erfunden. Ein anderer Ausdruck für Schießpulver lautet Schwarzpulver. Dies könnte mit dem Aussehen oder auch mit dem deutschen Franziskanermönch Berthold Schwarz zusammenhängen. Ihm wird nachgesagt, im 14. Jahrhundert mehrere Chemikalien zusammengemischt und dabei eine gewaltige Explosion verursacht zu haben. In Italien entwickelte sich bereits im 14. Jahrhundert dank des Schwarzpulvers eine besondere Feuerwerkskunst, die sich in ganz Europa verbreitete.