Ran an die Wurst: In der kabel eins-Castingshow "Jumbos Würstchenmillionär" wetteifern 30 Kandidaten um die Lizenz zum Brutzeln. Der XXL-Moderator verrät, worum es geht.
Um sich als Würstchenkoch in der schwitzig-witzigen Show "Jumbos Würstchenmillionär" zu bewähren, die am Dienstag, 19. Oktober, 20.15 Uhr, bei kabel eins startet, braucht man kein Supertalent, keine Popstar-Allüren und auch keine Topmodel-Maße. Unverzichtbar ist jedoch ein Mindestmaß an Sozialverträglichkeit und Geschäftstüchtigkeit: "Kommt jemand mit ungewaschenen Händen zum Casting", verrät der gestrenge Chefjuror Jumbo Schreiner, "dann schicke ich ihn sofort nach Hause". Bierernst geht es in der neuen Casting-Sendung allerdings nicht zu. Jumbo, Fast-Food-Kenner und selbsternannter "XXL Experte" in der ProSieben-Sendung "Galileo", ist selbst begeisterter Wurst-Anhänger. Seine zwei großen Leidenschaften sind laut Schreiner: Essen und Autofahren. Wie gut, dass er nicht nur beruflich (als Wurst-Juror und PS-Experte im Fernsehen), sondern auch privat beides unter einen Hut bekommt: Wenn er in seiner Freizeit mit der eigenen Corvette von den Rennen am Nürburgring zurückkehrt, die er selber fährt, dann ist der Boxenstopp in der Currywurst-Gasse Ehrensache.
teleschau: Herr Schreiner, Sie kommen gerade vom Mittagessen. Was gab's denn?
Jumbo Schreiner: Eine Seezunge.
teleschau: Klassisch zubereitet?
Jumbo Schreiner: Die kam direkt vom Grill. Ohne Beilagen. Keine Brötchen oben oder unten - eine einsame Seezunge.
teleschau: Fühlen Sie sich denn satt danach?
Jumbo Schreiner: Mittagessen muss einen ja nicht brutal satt machen, sondern nur den Hunger so stillen, damit man gut über den Tag kommt.
teleschau: Demnächst sieht man Sie in einer eigenen kabel eins-Sendung rund um die Currywurst. Kann man denn beim Wurst-Brutzeln überhaupt so viel falsch machen?
Jumbo Schreiner: Schon mal eine schlechte Wurst gegessen?
teleschau: ... eine langweilige jedenfalls.
Jumbo Schreiner: Da haben Sie schon den ersten Fehler gemacht. Und damit hat sich auch schon die Frage beantwortet. Normalerweise ist die Currywurst ja ein relativ einfaches Gericht. Aber es gibt so viele Tipps und Kniffe, wie man eine wirklich fade Wurst, die das Grundbedürfnis "Hunger stillen" befriedigt, in ein wirkliches Leckerli verwandeln kann.
teleschau: Wie schmeckt denn die für Sie die perfekte Currywurst?
Jumbo Schreiner: Natürlich gibt's im Rheinland, in Berlin, in Bayern oder im Osten verschiedene Vorlieben. Wurst mit oder ohne Pelle. Rindswurst oder Schweinewurst. Es gibt so viele Varianten, dass jeder selber rausfinden muss, welche ihm am meisten zusagt. Mein Favorit ist eine weiße Rindsbratwurst im Darm. Dazu kommt eine wirklich fruchtige Currysoße, bei der man noch merkt, dass sie aus einmal echten Tomaten und Paprika entstand und nicht irgendeine Ketchup-Abart ist, die aus der Flasche kommt.
teleschau: Curry oben drüber oder nicht?
Jumbo Schreiner: Das ist so eine Gretchenfrage. Wenn man sich die Mühe macht, einmal selber ein paar Currymischungen anzurühren, merkt man schnell, dass die viel, viel besser schmecken als das belanglose Pulver, das es im Supermarkt zu kaufen gibt. Auf der Wurst ist das Selbstgemachte, das wirklich nur eine Minute Vorbereitung braucht, das beste Topping, das man sich vorstellen kann.
teleschau: Und wie scharf darf's für Sie werden?
Jumbo Schreiner: Es gibt die eigenartige Mode, bis zum Schärfegrad zehn zu gehen. Es hat so lange gedauert, die gute Currywurst in Deutschland zu kultivieren, dann sollte man sie nicht wieder mit der Soße so bearbeiten, dass man überhaupt nicht mehr schmecken kann, was in der Wurst ist. Es ist ganz grausig, wenn man in eine gute Wurst beißt und beim ersten Bissen von der Soße schon so verätzt wird, dass alles was danach kommt, von den Geschmacksrezeptoren gar nicht mehr verarbeitet werden kann. Da kann man sich auch ein Stückchen Teppich braten und scharfe Soße drüber kippen.
teleschau: Eine Wurst soll Genuss und keine Mutprobe sein ...
Jumbo Schreiner: Exakt. Andernfalls könnte man sich ja auch verkehrt rum auf die Straße stellen und warten, bis es kracht. Ich brauche die extreme Schärfe nicht. Die Currywurst ist ein Stück deutsche Esskultur im Imbiss- und Fastfood-Bereich. Die sollten wir nicht verhunzen.
teleschau: In immer mehr Orten hat ja auch die Schickeria die Currywurst entdeckt - und zahlt verrückt gesalzene Preise.
Jumbo Schreiner: Leben und leben lassen. Wenn jemand unbedingt meint, er braucht zur 55-Euro-Champagnerflasche eine Zwei-Euro-Wurst, dann soll er das machen. Wenn allerdings die - in dicken Anführungsstrichen - "Edel-Currywurst" plötzlich 12,50 Euro kosten soll, dann hat der Spaß ein Loch. Mit ein paar Zutaten kann man eine Currywurst preiswert veredeln. Ich stehe persönlich auf hausgemachte Majo zu den Pommes. Wenn man sich dazu im Supermarkt ein preiswertes Trüffelöl kauft, kann man die Mayo leicht anpeppen. Lecker!
teleschau: Damit ist die Frage Brötchen oder Pommes auch schon fast beantwortet ...
Jumbo Schreiner: Pommes! Definitiv. Zumindest sollte jede ordentliche Currywurst-Bude auch Pommes anbieten.
teleschau: Was waren denn die fürchterlichsten Zwischenfälle, mit denen Sie die Kandidaten in Ihrem Wurstbuden-Casting beinahe aus der Ruhe gebracht hätten.
Jumbo Schreiner: Wir hatten schon einige relative Wurst-Rookies dabei, die vom Grillen und Brutzeln wenig wussten und sich mit dem Kiosk einfach eine neue Existenz aufbauen wollten. Auch die müssen natürlich einige Grundvoraussetzungen mitbringen, die man als Imbissbetreiber einfach so draufhaben muss - etwa, wie man eine gute Mayonnaise selbst herstellt. Die kniffligste Frage ist aber doch, wie frittiere ich Pommes richtig.
teleschau: Wirklich?
Jumbo Schreiner: Das korrekte Frittieren ist eine echte Verantwortung. Alles, was heißer als mit 160 Grad frittiert wird, fängt an, gesundheitsschädlich zu werden. Die Krebsgefahr dabei sieht man mit dem bloßen Auge nicht. Wenn ein Fleisch schlecht gebraten ist oder eine Wurst eklig wirkt, sieht man das sofort. Pommes, die zu heiß frittiert wurden, merkt man von außen nichts an.
teleschau: Ohne die Sendung kleinzureden, aber in Deutschland werden sonst Superstars und Topmodels gesucht. Ist eine Currybude zu betreiben, überhaupt ein echter Karriere-Wunschtraum?
Jumbo Schreiner: Ich sag's mal so: Die meisten, die einen Gesangswettbewerb gewinnen, sind der Presse, den Fans, ihrem eigenen Können, ihrem Entdecker ausgeliefert und von ihnen abhängig. Popstars kommen - und gehen. Der Markt reguliert sich von selbst - in aller Grausamkeit: Wo sind denn die Daniel Schumachers oder Daniel Küblböcks dieser Welt heute? Was in unserer Gesellschaft fehlt, ist das Nachhaltige, das Langlebige.
teleschau: Und die Wurstbude bleibt ...
Jumbo Schreiner: Wir geben einem Existenzgründer, der sein Leben ändern und eine Currywurstbude aufmachen möchte, eine Chance. Dabei bringen wir ihn an den Punkt, wo er wirklich alles kann, was man für den Job draufhaben muss. In dem Moment, in dem der Gewinner mein Studio verlässt, ist er bereit - aus eigener Kraft - ein Leben zu führen, wie er es sich vorgestellt hat. Er braucht dann keine gute Presse, er muss nicht aufpassen, mit welchem Topmodel er sich fotografieren lässt, er kann schwul, lesbisch sein oder überhaupt keine Sexualität haben. Das ist für unseren Gewinner alles wurst. Wenn er bei uns vom Hof geht, hat er ein neues Leben.
teleschau: Jetzt geraten Sie aber ins Schwärmen.
Jumbo Schreiner: Stimmt aber. Wenn man alles zusammenrechnet, liegt der Preis, der unser Sieger bekommt, bei knapp 120.000 Euro. Ich würde gerne wissen, ob irgendein Super- oder Popstar aus den Castingsendungen auch nur die Hälfte eingestrichen hat. Ich bin selber Musiker und weiß, dass man heutzutage für eine Newcomer-Single keine 60.000 Euro bekommt. Die Mehrzahl der ehemaligen und noch amtierenden Castingstars haben mit ihrer Kunst noch nicht einmal genug verdient, dass sie sich eine Viertel-Currywurstbude kaufen könnten.
teleschau: Bei Ihnen kommt noch für zwei Jahre ein attraktiver Stellplatz in einem Gewerbegebiet dazu.
Jumbo Schreiner: Wer das Geschäft auf einem Obi-Parkplatz vergeigt, der vergeigt es überall auf dem Planeten. Aber unsere Leute sind einfach so gut ausgebildet: Die haben nicht das Blut, sondern die Currysoße in den Adern. Die wollen es einfach wissen. Unsere Kandidaten sind keine Casting-Touristen, die auf fünf verschiedenen Wettbewerben auftauchen.
teleschau: Dass muss ja dann ein gutes Gefühl sein, wenn man sich "Dieter Bohlen der Wurst" nennen darf?
Jumbo Schreiner: Diesen Vergleich, der mir schmeichelt, haben Sie gebracht. Aber wenn keiner der Superstars mehr singt, und wenn Dieter Bohlen keinen einzigen Hit mehr schreibt, dann wird es in ganz Deutschland immer noch Currywürste geben und Menschen, die sie liebend gerne verputzen.