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Schauspieler Pierre Brice 86-jährig gestorben / Winnetou-Rolle machte ihn berühmt In den ewigen Jagdgründen

Paris. Karl May schrieb für Winnetous letzte Worte ein christliches Bekenntnis. In Erinnerung blieb der von Pierre Brice gespielte Indianer jedoch mit seinem schmerzvollen Weg in die heidnischen „ewigen Jagdgründe“.
07.06.2015, 00:00 Uhr
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Von Gerd Roth

Karl May schrieb für Winnetous letzte Worte ein christliches Bekenntnis. In Erinnerung blieb der von Pierre Brice gespielte Indianer jedoch mit seinem schmerzvollen Weg in die heidnischen „ewigen Jagdgründe“. Für Millionen von Westdeutschen war die Rolle des Apachen-Häuptlings identisch mit dem französischen Schauspieler. Brice ist am Sonnabend in der Nähe von Paris gestorben.

In seinem Heimatland war Brice für manche Medien der „berühmte Unbekannte des französischen Kinos“. Seine Karriere begann in den 1950er-Jahren mit kleinen Rollen für Film und Theater, einigen Erfolgen in Italien und Spanien. Der spanische Film „Los Atracadores“ brachte ihn 1962 zur Berlinale nach Berlin.

Durch die kroatische Steppe

Im Publikum: Horst Wendlandt. Der deutsche Produzent hatte für die Verfilmung von Mays „Schatz im Silbersee“ bereits eine Zusage von Ex-Tarzan Lex Barker für die Rolle des Old Shatterhand. Es fehlte noch die Besetzung für den berühmten Indianer. Wendlandt soll sich gleich sicher gewesen sein: „Das ist mein Winnetou.“ Brice hatte zu diesem Zeitpunkt noch nie Karl May gelesen.

Zurückblickend erzählte der Schauspieler in einem Interview, er habe rund 80 Mal vor der Kamera gestanden. Und doch: „Elf Filme davon sind die wichtigsten.“ Es sind jene Wendlandt-Produktionen, die ihn als Winnetou auf Hengst „Iltschi“ durch die Grassteppe Kroatiens reiten ließen.

An seiner Seite viele deutsche Schauspieler wie die damals noch weitgehend unbekannte Uschi Glas als Apanatschi, Ralf Wolter in der Rolle des Hadschi Halef Omar, Götz George oder Mario Adorf, der als Mörder von Winnetous Vater und seiner Schwester Nscho-tschi zum Bösewicht erster Klasse wurde. Untermalt war die Indianer-Romantik von hoch emotionalen Orchesterstücken Martin Böttchers, die bis heute bei Karl-May-Festspielen für Begeisterung sorgen und vor allem an Pierre Brice denken lassen.

In Interviews hatte Brice vor einigen Jahren über den Grund seines Erfolges ausgerechnet in der Bundesrepublik spekuliert: Die Deutschen hätten sich nach dem Krieg wohl nach Romantik und Werten gesehnt, meinte er. Dafür stünden Winnetou und die Karl-May-Filme.

Zwei Millionen Zuschauer ließen sich allein für den „Schatz im Silbersee“ in einen imaginären Wilden Westen entführen. Den berühmten Tod Winnetous – in den Armen von Lex Barker – quittierten die Fans 1965 dann auch mit Proteststürmen. Der Indianer durfte bis 1968 auf die Leinwand zurückkehren. Später folgten noch TV-Versionen und Auftritte bei den Karl-May-Festspielen in Elspe und in Bad Segeberg. Auch für den ZDF-Zweiteiler „Winnetous Rückkehr“ zog sich der Franzose das Indianerkostüm 30 Jahre später nochmals über.

Gojko Mitic, der „Winnetou des Ostens“ mit zahlreichen Defa-Indianerfilmen, hat gegen Brice im Westen des später vereinigten Deutschlands nie Erfolg gehabt. „Winnetou hat für mich die Tür geöffnet für den großen Erfolg“, erinnerte sich Brice. So sei er „für Millionen von Zuschauern ein Idol geworden.“ Auch wenn ihm schwerfalle, das selbst zu sagen, fügte der stets ruhig und bescheiden auftretende Schauspieler ausdrücklich hinzu.

Pierre Brice spielt immer wieder in koketter Manier mit seinem Indianer-Image: „Meine ewigen Jagdgründe liegen in Deutschland“, sagte er. Und ließ als Alternative zu seinem Jagdschloss bei Paris eine Villa in Garmisch-Partenkirchen bauen. Das Haus war gedacht für den Lebensabend mit seiner Frau. Laut Karl May ist die Figur seines Indianer-Häutlings am 2. September 1874 im Alter von 34 Jahren erschossen wurden. Pierre Brice wurde dagegen 86 Jahre alt. Er starb in den Armen seiner Ehefrau Hella.

Betroffen haben die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg auf den Tod von Pierre Brice reagiert. „Er hat von 1988 bis 1991 die Grundlage für unsere Erfolge gelegt. Seine ganz Aura hat das Bad Segeberger Publikum begeistert“, sagte Geschäftsführerin Ute Thienel am Sonnabend.

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