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Krimi-Sommer: Schweden Warum sich der Thriller-Roman "Das Baumhaus" lohnt

Ein schwedisches Ferienhaus, ein verschwundener Sohn und ein gruseliges Baumhaus: In Vera Bucks "Das Baumhaus" wird der Urlaub zum Albtraum. Ein Thriller, der den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält.
24.06.2024, 05:12 Uhr
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Warum sich der Thriller-Roman
Von Alexandra Knief

Wer an Urlaub in Schweden denkt, hat schnell eine entschleunigende Bullerbü-Idylle vor Augen. So ging es auch Nora, als sie erfuhr, dass ihr Mann Henrik ein Ferienhaus im verlassenen Vasternorrland geerbt hat, in dem er einst selbst als Kind mit seiner Familie bei seinem Opa einige Sommer verbracht hat. Doch als Nora, Henrik und ihr fünfjähriger Sohn Fynn im Ferienhaus ankommen, ist die Hoffnung auf Idylle und Erholung schnell verloren. Nicht nur, dass sie im Keller des Hauses tote Tiere finden, die dort scheinbar von jemandem platziert wurden, der das Haus, während es leer stand, heimlich nutzte. Zu allem Überfluss verschwindet auch noch Fynn beim Versteckspiel im angrenzenden Wald.

Hat ihr etwas sonderbarer Nachbar Olof etwas mit der Sache zu tun? Oder vielleicht der gruselige Mann aus dem Supermarkt, der Fynn heimlich einen Schokoriegel zugesteckt hat? Nora hat noch eine andere Theorie: Sie hatte eine Affäre mit einem Mann, der sie stalkt, seit sie die Beziehung beendet hat – und der bereits Andeutungen gemacht hat, dass sie gut auf ihren Sohn aufpassen solle.

Verschwommene Kindheitserinnerungen

Doch auch Henrik, beruflich Kinderbuchautor, verfolgt seine ganz eigene Spur: Im Wald ist er ein paar Tage zuvor auf ein gruseliges, verlassenes Baumhaus gestoßen, dass bei ihm erschreckende Erinnerungen aus Kindertagen geweckt hat: Hier ist er einst einem kleinen Mädchen begegnet, das im Baumhaus angekettet war. Doch seine Eltern glaubten ihm damals nicht, denn Henrik war schon als Kind für seine blühende Fantasie bekannt. Die sorgt auch im Heute dafür, dass die Beziehung zu seiner Frau Nora fast zerbricht, als sie durch Fynns Verschwinden auf die Zerreißprobe gestellt wird.

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Vera Buck erzählt ihren fesselnden Thriller aber nicht nur abwechselnd aus den Perspektiven von Henrik und Nora, sondern bringt noch zwei weitere Personen ins Spiel: Zum einen Marla, das Mädchen, das Henrik einst im Baumhaus traf. Und die etwas autistische Forscherin Rosa Lundqvist, die die Knochen eines toten Kindes findet, als sie – ohne Genehmigung – die Wirkung von Tierkadavern in der Erde auf die Blätter der umliegenden Bäume untersucht. Als sie der Polizei ihren Fund meldet, reagiert die zwar erst verstört, sieht dann aber den Nutzen, den Lundqvists Forschung für die Polizeiarbeit haben könnte. Also wird sie kurzerhand als Ermittlerin angeheuert. Rosa selbst gefällt das eigentlich gar nicht, weil sie andere Menschen nicht besonders mag und eigentlich nichts will, als weiterhin in Ruhe ihrer Forschung nachzugehen. Der nette Kollege Lasse und die Aussicht, wenn sie arbeitet, nicht mehr zu Hause auf ihren kranken Bruder aufpassen zu müssen, führen dann aber doch dazu, dass sie den Job zumindest mal ausprobiert.

Überraschende Wendungen

Zu wem gehören die Knochen, die Rosa gefunden hat? Was ist aus der armen Marla geworden? Wer ist der gruselige Mann, der anscheinend über Jahrzehnte Kinder in einem Baumhaus festgehalten hat? Und was ist mit Fynn passiert? Alle diese Fragen machen "Das Baumhaus" zu einem fesselnden Pageturner, den man nur schwer aus der Hand legen kann.

Immer wenn man gerade denkt, man habe durchschaut, wer hinter allem steckt, überrascht Buck ihre Leser erneut mit einer überraschenden Wendung – ohne dass die Geschichte jemals zu konstruiert wirkt. "Das Baumhaus" ist die perfekte Urlaubslektüre. Vielleicht nur dann nicht, wenn man gerade Ferien in einem schwedischen Waldgebiet macht.

Info

Vera Buck: Das Baumhaus. Rowohlt, Hamburg. 400 Seiten, 17 €.

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