Mandolinenorchester haben eine lange Tradition. Das Orchester der Naturfreunde Bremen feiert seinen 100. Geburtstag mit einem Konzert in der St.-Pauli-Gemeinde. Um ein Haar wäre es dazu nicht gekommen.
Fast hätte das Mandolinenorchester der Naturfreunde Bremen sein 100-jähriges Bestehen nicht mehr erlebt. In ihrer wechselhaften Geschichte stand die Gruppe mehr als einmal vor dem Aus. Vor zwei Jahren sollte das Ensemble mit einem anderen vereinigt werden, doch die Mitglieder wehrten sich. Heute hat das Orchester eine neue Leitung, und viele der Musikerinnen und Musiker, die in den Jahren zuvor aufgehört hatten, sind zurückgekehrt.
Gegründet wurde das Orchester 1913 unter anderem von Max Wunderwald. Zunächst spielte es unter seiner Leitung Volks-, Tanz- und Wanderlieder. Dabei war es lange normal, dass die Mitglieder des Ensembles keine Noten lesen konnten. Und außer Mandolinen werden beispielsweise auch Mandolas, Mandoloncelli und Gitarren als Instrumente eingesetzt.
„Die Mandoline ist ein kleines kompaktes Instrument, das sich gut für Reisen eignet“, sagt Uwe Nazarenka, der 2012 die organisatorische Leitung der Gruppe übernommen hat. Der studierte Musiker spielt selbst Gitarre im Orchester, der sich mit der Geschichte dieser Ensembles auseinandergesetzt, die seit ihrer Anfangszeit Amateurmusikgruppen sind. „Als Teil der Arbeiterbewegung haben die Mandolinenorchester immer im Schatten der Sinfonieorchester gestanden“, sagt Nazarenka. Mit dem Verbot der Naturfreundebewegung durch die Nazis verschwand auch das Orchester. Es konnte erst 1946 neu gegründet werden. Der WESER-KURIER berichtete am Sonnabend, 11. Dezember 1948, größer über die Gruppe. Die Zeitung kündigte einen „Plattdeutschen bunten Abend“ an, der von Radio Bremen am 12. Dezember im Konzerthaus Glocke organisiert wurde. Der Mitschnitt wurde später vom Rundfunk übertragen. Neben einigen anderen Gruppen war auch das Mandolinenorchester der Naturfreunde dabei. Die Chronik des Vereins zeigt, dass es nicht der einzige Abend dieser Art geblieben ist.
Auch in den folgenden Jahren berichtete die Zeitung über die Gruppe. Dabei wurde ein Aufritt 1949 im Neuen Rathaus noch etwas kritisch besprochen. Dem Orchester wurde die musikalische Reife abgesprochen, sich an die großen Meister Mozart und Beethoven zu wagen. Trotzdem befand der Redakteur, „der ausverkaufte Abend brachte Hörern und Musizierenden Gewinn“. Besonderes Gefallen fand ein Kritiker in den folgenden Jahren am „jungen sympathischen Dirigenten“ Günther Jendryschik, der nach 1953 die Gruppe oft leitete. Ihm wurde zugeschrieben nicht nur die Spieltechnik des Orchesters, sondern auch die Programmauswahl verbessert zu haben.
Seit 2012 unter neuer Leitung
Seit einem Jahr ist Halina Nazarenka musikalische Leiterin des Mandolinenorchesters. Die Ehefrau von Uwe Nazarenka wurde in Weißrussland geboren und hat das Konservatorium in Mogilev besucht. Die Neustädterin ist bereits seit 2008 Mitglied des Orchesters. Seit 2012 habe sich die Stimmung in der Gruppe deutlich verbessert, sagt Uwe Nazarenka. Die Gruppengröße sei durch zurückkehrende Ehemalige wieder gewachsen. Dennoch sei der Nachwuchs weiterhin ein Problem.
Früher haben noch Mitglieder der Gruppe selbst neue Spielerinnen und Spieler ausgebildet. Ehrenmitglied Else Bach war eine von ihnen. Die 93-Jährige spielte seit 1985 im Orchester und unterrichtet selbst Schüler. „Aber heute kann ich das nicht mehr, die Finger machen nicht mehr mit“, sagt Else Bach.
Uwe Nazarenka hofft, dass die Musikschulen in Bremen die Mandoline ins Programm nehmen. Er und seine Frau hätten bereits Gespräche geführt, seien aber leider bisher auf Skepsis gestoßen. Vorerst leitet Halina Nazarenka die Spieler auch technisch an.
Einige Mitglieder des Orchesters nehmen längere Anfahrtswege auf sich, um an den Proben und Auftritten teilzunehmen. „Es gibt in Norddeutschland wenige Mandolinenorchester. Wer spielen will, muss schon ein bisschen suchen und landet dann oft bei uns. Zum Glück hilft das Internet“, sagt Uwe Nazarenka. Im Mandolinenorchester der Naturfreunde in Bremen spielen daher auch Musikerinnen und Musiker aus Bremerhaven und Delmenhorst.
Am Sonntag wird eine Mischung aus internationaler Folklore, Klassik und zeitgenössischen Stücken geboten. Nach dem Auftritt will das Mandolinenorchester ein neues Programm erarbeiten. „Das werden klassische Mandolinenstücke sein, Volkslieder, internationale Folklore, aber auch mal ein Stück mit Gesang“, sagt Uwe Nazarenka. Das Repertoire werde von der Leitung mit den Musikern zusammen entwickelt. Man lege Wert auf eine freundliche Atmosphäre, in der sich alle wohl fühlen. „Wir haben Spaß am Spielen, und das hört man auch.“
Am Sonntag, 13. Oktober, um 16 Uhr gibt das Mandolinenorchester der Naturfreunde Bremen ein Konzert anlässlich seines 100. Geburtstag im Saal der St.-Pauli-Gemeinde in der Großen Krankenstraße 11. Der Eintritt beträgt für Erwachsene acht Euro, für Jugendliche fünf Euro. Weitere Informationen telefonisch unter 5962935.