Miserabler Ton, Ärger mit den Requisiten, Verdächtige auf Paninibildern oder peinliche Geografie-Wissenslücken: Die erfolgreiche ARD-Krimireihe „Tatort“ ist vor Pannen und Patzern nicht gefeit.
Erst kürzlich musste sich „Tatort“-Kommissar Christian Ulmen für die schlechte Tonqualität beim Neujahrskrimi aus Thüringen entschuldigen und gelobte Besserung. „Nächstes Mal gibt’s den derbsten, bestabgestimmten Sound. Nagelt mich drauf fest“, versprach der Schauspieler, der als Kommissar Lessing in Weimar auf Mörderjagd geht, unterstützt von Kollegin Kira Dorn, gespielt von Nora Tschirner. Die Schauspielerin hatte vor der Ausstrahlung vor dem Tatort „Der Irre Iwan“ gewarnt und von „mieser Tonqualität“ gesprochen – vergeblich, wie die fast neun Millionen Zuschauer feststellen mussten.
Der Ton spielte den „Tatort“-Machern auch beim letzten Fall des Hamburger Ermittlers Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) im Mai 2012 einen bösen Streich, ausgerechnet in der dramatischen finalen Szene. Als der von mehreren Kugeln getroffene Batu im Sterben lag, ertönte plötzlich die Stimme des ARD-Wahlexperten Jörg Schönenborn, der eine anschließende Sendung über die Landtagswahl in Schleswig-Holstein moderierte und sich mit Kollegen abstimmte. „Ja, machste zwei 1:30, Lutz macht das immer“, hörten die verwirrten Zuschauer zu den Bildern des sterbenden Batu. Zudem hörten sie die Stimme einer Frau, die die mysteriösen Worte sprach: „Nur so, dass die kleinen Haare. . . da weg sind.“ Grund des Sprach-Wirrwarrs: Ein Techniker hatte den Tonkanal aus dem Wahlstudio in Kiel zu früh geöffnet. „Eine bedauerliche Panne“, sagte später eine Sprecherin des zuständigen Norddeutschen Rundfunks.
Auch Requisiten sorgten schon für peinliche Momente. So war auf einem Fahndungsfoto, das in einem Kölner „Tatort“ 2001 eine Rolle spielte, der Neonazi Uwe Mundlos abgebildet – der mutmaßliche Mörder, der gemeinsam mit Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe dem rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) angehört hatte.
Wie das reale Fahndungsbild in den Krimi mit den Kölner Ermittlern Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) kam, wurde nie ganz geklärt. Eine Praktikantin der Produktionsfirma soll das Schwarz-Weiß-Bild von Mundlos, nach dem damals bereits gefahndet wurde, versehentlich in die fiktive BKA-Akte gegeben haben, die in dem Krimi zu sehen war.
Kurios: 2004 tauchte das Fahndungsfoto von Mundlos sowie das seines Komplizen Böhnhardt auch in einer Folge der ZDF-Krimiserie „Küstenwache“ auf – ebenfalls aus Versehen. Bei der Suche nach Requisiten greifen Produktionsfirmen auch schon mal zum Fußballerkonterfei aus dem Panini-Sammelalbum.
So war im vergangenen Jahr in einem „Tatort“ mit Wotan Wilke Möhring das Bild eines finster dreinblickenden Verdächtigen zu sehen. Bei näherem Hingucken und zur großen Verblüffung ausgemachter Fußballfans entpuppte der sich als der frühere brasilianische Nationalspieler Carlos Mozer. Das Foto stammte aus dem Panini-Album zur Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. Auf der Tafel mit den Bildern mehrerer Verdächtiger war in dem Krimi nicht nur der unbescholtene Mozer zu sehen, sondern auch Hollywoodstar Bryan Cranston als Drogenbaron Walter White in der legendären US-Serie „Breaking Bad“.
Nicht nur bei Fahndungsfotos leisten sich „Tatort“-Macher hanebüchene Patzer: In einen Fall mit dem Münsteraner Duo Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) ging es geografisch drunter und drüber. Eine Steuerprüferin behauptete in dem 2011 ausgestrahlten Krimi, eine verdächtige Firma liege im Norden Bulgariens an der Grenze zu Moldawien – dabei grenzen beide Länder überhaupt nicht aneinander, wie ein Blick auf die Landkarte verrät.